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20 Dezember 2011
Bier wird überschätzt
Die Botschaft, die mein Becher mir zu übermitteln schien, war widersprüchlich. Zwar zierte ihn ein Konterfei des Mannschaftskapitäns Fabio Morena, doch was darin schwappte, war keineswegs der bisher als axiomatisch angesehene Gerstensaft, sondern simples Wasser.
Da die Partie des FC St. Pauli gegen Eintracht Frankfurt als Problemspiel galt, schenkte man stadionweit nur alkoholfreie Plörre aus, die Bier zu nennen sich nicht nur der Feinschmecker sträubt, sondern ganz generell der gesunde Menschenverstand.
Alkoholfreies Bier nämlich schmeckt wie angegammeltes Heu, wie vergessene Socken aus dem Kleiderschrank eines vor Jahren stillgelegten Altenheims, wie ausgewrungener Pudel. Deshalb war ich auch mental nicht in der Lage, durch die Bestellung eines solchen „Getränks“ wenigstens die Farbgestaltung des Namensbechers aufrechtzuerhalten. Voller Angstlust bestellte ich daher Wasser.
War dies die entscheidende Komponente, welche die Theorie, derzufolge St. Pauli immer zu Hause siegt, sofern ich mit einem Namensbecher auf der Haupttribüne sitze, zu Fall bringen würde, und das ausgerechnet beim letzten Heimspiel des Jahres? Für all jene, die noch keine Nachrichten gehört haben und sich jetzt beinah einnässen vor Spannung:
Nein.
Die Bechertheorie steht, sie steht wie eine Eins, sie geht glorios mit mir ins neue Jahr und vielleicht sogar in die erste Liga. Zum Gesamtensemble, das hat dieser Abend eindrucksvoll bewiesen, muss nicht einmal Bier gehören, irgendein Getränk reicht, Hauptsache, der Becher ist bedruckt.
Der FC St. Pauli nämlich siegte glücklich 2:0. In der ersten Hälfte hatten die Frankfurter ungefähr vier Chancen und St. Pauli eine, aber die war drin. In der zweiten ein ähnliches Bild: Kruse machte mit der ersten St.-Pauli-Gelegenheit auch gleich den entscheidenden Treffer.
Hinterher gab es zwar noch zwei, drei mindestens hundertelfprozentige Chancen für die boys in brown, wie das halt immer so ist, wenn man kontern kann – und trotzdem fragt sich die konsternierte Eintracht wahrscheinlich auch jetzt noch, wieso sie dieses überlegen geführte Spiel eigentlich verloren hat.
Tja, hätte sie sich vorher intensiver mit diesem Blog beschäftigt, wüsste sie warum.
Übrigens erzielte wie beim letzten Mal (Boll) auch diesmal ein Spieler, der mich während der 90 Minuten von meinem Becher aus sympathisch anlächelte, ein Tor. Möglicherweise muss dadurch die Bechertheorie um eine weitere Variable erweitert werden.
Aber jetzt überwintert sie erst einmal unfalsifiziert, und das versüßt mir Weihnachten doch ganz erheblich.
PS: Alle bisherigen Folgen der Bechertheorie gibt es hier.
Ich gebe es gerne zu, gestern nach dem Spiel habe ich mich doch glatt gefragt: hat er wieder einen bedruckten Becher erwischt?
AntwortenLöschenDie mit Spannung erwartete Aufklärung ist erfolgt, und ich bin erleichtert!
Diese Story hat das Zeug, sich wie eine Lawine auszubreiten. Die Medien werden sich in Bälde darauf stürzen, und Matt W. wird auch außerhalb der Bloggerszene berühmt!
Gut, dass Sie Wasser gewählt haben. Weil bei alkoholfreiem Bier... da bin ich nicht sicher, ob das aufgegangen wäre.
AntwortenLöschenGlückwunsch zur Aufrechterhaltung der Bechertheorie und schöne Weihnachten!
Es wäre in der Tat interessant zu erfahren, ob Ruhm oder alkoholfreies Bier in der Lage wären, die Bechertheorie zu falsifizieren. Ich würde es allerdings nur bei ersterem darauf ankommen lassen.
AntwortenLöschenAuch Ihnen übrigens schöne Feiertage!
Herr Matt, wenn Sie wie ich gezwungen wären, entweder Ihr Leben lang Wasser zu trinken oder sich auf die Suche nach alkohlfreiem Bier zu begeben - für was würden Sie sich entscheiden?
AntwortenLöschenIch kann Ihnen nur sagen: Es gibt sehr gut trinkbares Alkoholfreies - man muss sich nur 1x durch den kompletten Markt testen, was wirklich zeitweise eklig sein kann. Aber es gibt, besonders von südlich gelegenen Brauereien, sehr gute Biere. (Vergessen Sie aber wirklich alles, was "im Norden" als Biermarke bekannt ist: Deren Alkoholfreie kann man nur als Fußbad benutzen)
Wasser! Ist eh mein Lieblingsgetränk.
AntwortenLöschenAuch mit Wasser haben die Jungs von St.Pauli gewonnen, ein Niederschlag für manchen Eintrachtfan, aber ich habe es St.Pauli gegönnt.
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch
Ich hoffe nur, dass im kommenden Jahr, wenn die St.Paulianer in Frankfurt auflaufen, im Stadion nur Äppelwoi ausgeschenkt wird...
AntwortenLöschen:-)
Solange diese Partie in der ersten Liga stattfindet, soll mir sogar das recht sein.
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