„3000 Plattenkritiken“ | „Die Frankensaga – Vollfettstufe“ | RSS-Feed | In memoriam | mattwagner {at} web.de |
▼
15 Dezember 2011
Ausgetickt? Im Gegenteil!
Seit mehreren Jahrzehnten besitze ich keine Uhr mehr. Schließlich schlägt dem Glücklichen keine Stunde, wozu also braucht er einen Chronometer?
Außerdem ist meine innere Uhr durch dieses jahrzehntelange Training von einer verblüffenden Treffsicherheit, mit der ich Ms. Columbo immer wieder neu auf eine Weise beeindrucken kann, als beherrschte ich das Jonglieren im Kopfstand, und zwar unter Wasser.
Wenn ich hingegen wirklich mal hundertprozentig genau wissen muss, wie spät es ist, dann hängt – o Segen der Großstadt! – immer gerade irgendeine Uhr in Sichtweite rum, und für Notfälle gibt es ja auch noch das iPhone in meiner Hosentasche.
Kurzum: An der Notwendigkeit, mein Handgelenk mit einem Zeitmesser beschweren und somit ständig diesen eklen Schweißfilm ertragen zu müssen, der sich zwangsläufig an der Uhrenunterseite bildet, gebricht es mir total.
Als ich heute auf dem Heimweg allerdings mal wieder einen Blick in die öden Weiten der progressiv dahinsiechenden Woolworth-Filiale in der Großen Bergstraße warf, gewahrte ich einen Tisch, an dem Uhren verramscht wurden. Unverbindlich schaute ich mal drauf – und verliebte mich augenblicklich ins abgebildete Objekt.
Es war indes keineswegs die recht schlicht konzipierte Uhr an sich, welche mich in ihren Bann schlug, sondern die Zusatzapplikation Flaschenöffner mitsamt der Befestigungsmöglichkeit am Schlüsselbund. Der Preis gab mir dann den Rest, denn Woolworth vertickt (sic!) das Teil für fünf Euro und legt sogar noch eine Ersatzbatterie bei.
Ja, ich habe ein Herz für Ramsch. Und ich weiß, in Ihren Augen hebt diese Schwäche meinen sozialen Status keineswegs. Doch eins kann ich Ihnen sagen: Wenn sie das nächste Mal ratlos mit einer zuen Flasche Astra anner Reeperbahn rumstehen, dann werden Sie heilfroh sein, wenn ich mit meinem Uhrenschlüsselanhängerflaschenöffner zufällig des Weges komme – und Ihnen sagen kann, wie spät es ist.
Einfach so.
Und, wie spät ist es?
AntwortenLöschenHerr Matt,
AntwortenLöschenSie unterstellen, es gäbe Zeitgenossen, die anner Reeperbahn aus der gemeingefährlichen Glasflasche zu trinken beabsichtigen?
Ist doch verboten!!!
Aber gut zu wissen, wie spät es ist...
Anonym, Sie reden wirr. Ntürlich dürfen Sie auf der Reeperbahn aus Flaschen trinken. Einzige Ausnahme: freitags und samstags ab 22 Uhr bis morgens um irgendwann.
AntwortenLöschencall me, 10:34 Uhr, warum?
Herr Matt,
AntwortenLöschendas ist eine Touristenfalle.
Oder unterstellen sie dem 'gemeinen Reeperbahnsportler' tatsächlich
er bekäme seine Flasche nicht anderweitig auf?
Aber:
schön das sie jetzt offizielle ein Chronometer besitzen.
Vielleicht frage ich sie mal zufällig nach der Uhrzeit.
Eine Schwäche für Ramsch - da gibt es m. E. weit Schlimmeres. Nein, ich finde das sogar sympathisch. Und ich sehe da auch keinen Zusammenhang, schon gar keinen engen, zum sog. sozialen Status (was soll das übrigens konkret sein?).
AntwortenLöschenAnonym, na ja, der soziale Status spiegelt halt wider, wie angesehen ich gesellschaftlich bin, was ja häufig mit Accessoires in Verbindung gebracht wird. Ob man das nun gut findet oder nicht: Aber einem frischen duftenden Mann im Smoking begegnet die Mehrheit der Menschen respektvoller als einem Obdachlosen, dessen Mantel nur noch von getrockneten Körperflüssigkeiten zusammengehalten wird. Und irgendwo dazwischen ist eben meine Uhr mit Zusatzapplikation angesiedelt.
AntwortenLöschenEin Fräulein, Moment … ich hab’s gleich – 13:33!
@ Matt
AntwortenLöschenRecht mögen Sie damit haben, aber dennoch: Für mich spiegelt sich der soziale Status eher darin wider, welche Gedanken jemand (z. B. ganz privat) auszudrücken in der Lage ist; aber das mag daran liegen, daß ich von jeher Schriftstellern den höchsten Rang einzuräumen bereit war, während viele andere "Persönlichkeiten" mich noch nie sonderlich faszinieren konnten.
Aber, Herr Matt, der Nachteil der Bieruhr ist doch folgender: bisher konnten Sie der störenden, aber moralisch durchaus gerechtfertigten Vorgabe "kein Bier vor vier" ein Schnäppchen schlagen und beim aufkommenden doch-schon-vor-vier-Durst ein frühes Bierchen mit dem (eben durstbedingten) Versagen der inneren Uhr erklären.
AntwortenLöschenKuddl, aus moralischer Sicht gibt es ja wohl keinerlei Einwände gegen Bier vor vier; es sei denn, Sie sind Moslem, aber dann gilt der Einwand auch nach vier.
AntwortenLöschenAnonym, ich würde juchzen und jubeln, hätten alle Menschen Ihre Einstellung. Sie ist aber leider nicht mehrheitsfähig.
uOH!
AntwortenLöschenWas für ein PPRACHTexemplar pseudonützlicher Ramschsymbiose! Dieser skurrile Charm!
Früher oder später werde ich Ihnen das Ding bei eingelegtem Rollmops und einer Flasche Wein abschwatzen! Warten Sie's nur ab!
...sehr schönes gadget! Ich beneide Sie!
AntwortenLöschenDas hole ich mir auch. Ist doch für den Kiez total praktisch, da man so immer noch mal checken kann, ob Freitags, Samstags oder Sonntags vor Beginn des Flaschenverbotes noch Zeit für ein Bier ist!!! Danke für den Tipp!
AntwortenLöschenFloi, gern geschehen.
AntwortenLöschenfrlkrise, nach dem Wort „Gadget“ habe ich gesucht, danke!
Frau blogg-hittn-wirtin, der Klabautermann soll mich holen, wenn ich Sie nicht beim Wort nehme!
@ Matt
AntwortenLöschenDas freut mich, also daß Sie mir zustimmen. Und mit der Mehrheit muß man nicht bei allen Dingen sein.