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25 Juni 2011
Fluchtreflexe, wie jedes Jahr
Eigentlich wollen wir St. Paulianer auch in den kommenden acht Tagen lediglich das tun, wonach wir das ganze Jahr über friedvoll streben: uns behaglich dem neuen Wohnkult auf dem Kiez hingeben. Doch daraus wird nichts. Definitiv nicht.
An diesem Wochenende nämlich rollt ein sonischer Tsunami namens Harley Days röchelnd und öttelnd über uns hinweg, und kommende Woche erfüllt die terroristische Hossa-Hamas ebenso zuverlässig diese Aufgabe, und zwar im Rahmen einer Veranstaltung namens Schlagermove.
Heute las ich übrigens, Osama bin Laden habe erwogen, seine Al-Qaida umzubenennen, wegen ihres „schlechten Images“. Den von mir erfundenen Namen Hossa-Hamas hätte ich ihm aber, falls er mich um Rat gefragt hätte, nicht guten Gewissens als Alternative angeraten; damit wäre das Al-Qaida-Image nämlich keinesfalls aufzupolieren gewesen.
Doch zurück zum Text: Immer, wenn ich zu Ms. Columbo wieder mal „Wie bitte?“ sagen oder die DVD zurückspulen muss, weil der entscheidende Moment, als der Name des Mörders fiel, von einem Zweitakter (= Harley) oder Zweizeller (= Schlagermoveteilnehmer) übertönt wurde, fantasiere ich kurzzeitig von einer festinstallierten Panzerfaust auf dem Balkongeländer. Dabei bin ich Kriegsdienstverweigerer.
Im Ibis-Hotel um die Ecke übrigens stiegen die Preise für ein Doppelzimmer im Verlauf der Woche um rund 50 Euro. Das spiegelt eine Nachfrageentwicklung wider, die sich reziprok proportional zu unseren Fluchtreflexen verhält.
Daraus, legte ich heute Ms. Columbo dar, sollten wir ein Geschäft machen. Das Vermieten unserer zentralst gelegenen Kiezwohnung an Höllenwochenenden müsste, wenn man die Ibis-Maßstäbe zugrundelegt, mehr bringen, als ein zweitägiges Exil an der Ostsee kosten dürfte.
Doch was würden wohl Harley-Hirnis und „Griechischer Wein“-Gröler mit unserer Bude anstellen …?
Na ja, wahrscheinlich gar nichts.
So lange sie dieses Blog nicht kennen.
Als ehemaliger "direkt am Michel" Anwohner gab es auch fuer mich das Fluchtwochenende schlecht hin: Motorradgottesdienst am Michel. 30000 Motorräder auf dem Gehsteig und eine scheppernde, ohrenbetäubend laute Mikrofonstimme, die u.a die Namen aller verunglückten Biker vorlas.... Meine Flucht war nach 4 Gottesdiensten endgültig.
AntwortenLöschenich weiss nicht was ihr habt.. der Krach ist doch jetzt zu uns gezogen.. diese krankmachenden Lärmmonster vergnügen sich jetzt am Großmarkt..
AntwortenLöschenHarley = Zweitakter?
AntwortenLöschenDas lassen Sie mal keinen Harleyfahrer lesen. Sie bräuchten sonst eventuell mehr Fluchtreflexe, als Ihnen lieb ist. ;-)
Julia, träumen Sie weiter. Wissen Sie, wohin jede einzelne Spritztour dieser Leute führt? Genau.
AntwortenLöschenLillaMy, die Tradition des Motorradgottesdienstes ist heuer bestens eingefügt in die Harley Days. Im Grunde ist diese Veranstaltung der schlagende Beweis, dass es keinen Gott gibt.
Anonym, dann halt Viertakter. Das macht die Sache nur schlimmer!
AntwortenLöschenMal was ganz anderes, aber auch traurig: Was sagen Sie denn zum Tod von Columbo?
AntwortenLöschenDarüber habe ich getwittert.
AntwortenLöschenWieder Horden von Menschen, die nicht wissen, daß ein Clownskostüm preiswerter und ähnlich wirkungsvoll ist, wenn man die eigene Lächerlichkeit öffentlich präsentieren will...
AntwortenLöschenWenn jetzt die Polizei dürfte, wie sie sollte ("Allgemeine Verkehrskontrolle..."), wäre Hamburg saniert. Aber leider gilt diese Massendemonstation männlicher Unreife inzwischen als "gute Werbung für die Stadt".
mit dem potentiellen ertrag einer kurzzeitvermietung könnten sie locker ein häuschen an der ostsee finanzieren. wenn dem nicht die sanierungskosten ihrer wohnung und einrichtung entgegenstünden. hier geht es schliesslich um biker und (schlager-)bumsköppe, nicht um messegäste, bei denen die haftung über die firma geregelt ist.
AntwortenLöschenp.s. bei der suche nach einem fachbegriff für "potentieller ertrag" bin ich auf den "opportunitätsertrag" gestossen (der leider nicht passt). dessen definition finde ich einfach zu gut, um sie nicht hier zu hinterlassen.
Der Opportunitätsertrag laut der Hauswährungszinskurve wird bei aktiven Fremdwährungsgeschäften analog dem Opportunitätsertrag laut Geschäftswährungszinskurve berechnet.
Ich glaube, mit dieser Definition, locker ins Gespräch eingestreut, könnte man jeden Biker zum Schweigen bringen. Schlagermovler sowieso.
AntwortenLöschenIch bemitleide Sie als Leidensgenosse. Bevor die Zahnärzte und Rechtsanwälte auf ihren Harleys bei Ihnen für musikalische Untermalung sorgen, fahren sie bei mir vorbei, um zur Reeperbahn zu gelangen.
AntwortenLöschenDas Fenster zur Straße muss die nächsten Tage geschlossen bleiben, anders lässt sich die Mordlust nicht im Griff behalten.
Ja, geteiltes Leid ist eben doch doppeltes Leid.
AntwortenLöschenHm, ich spüre, dass mir so langsam das Dauergejammere über Harley Days und Schlagermove mehr auf die Nerven geht als die eigentlichen Veranstaltungen. Wahrscheinlich werde ich mich demnächst sogar zu der Ausssage hinreißen lassen, dass sie mir irgendwie fehlen würde, wenn es sie nicht mehr gäbe.
AntwortenLöschenMir würde in der Tat etwas fehlen, wenn es die Harley Days nicht gäbe. Und ich bin froh, daß ich mich über Veranstaltungen freuen kann, mit denen ich nicht direkt etwas zu tun habe. Und ich freue mich, daß ich die Geräuschkulisse der an meinem Balkon vorbeifahrenden Harleys ertrage, ohne mich in meiner Ruhe gestört zu fühlen, weil ich weiß, daß es nur einmal im Jahr stattfindet.
AntwortenLöschenOhne Schlagermove wäre uns jedenfalls eine enorm prägnante Wortschöpfung wie Hossa-Hamas entgangen.
AntwortenLöschenHarleys empfinde ich im Übrigen auch als weit weniger störend als Theo aus Lodz, die sind einfach schneller wieder weg.
GP, ich habe Sie schon immer für Ihr buddhaeskes Wesen bewundert.
AntwortenLöschenAndreas, ja, ich jammere. Aber nicht dauernd, nur einmal jährlich. Und das tut so gut.
HÖLLE, HÖLLE, HÖLLE! Mehr fällt mir dazu nicht ein!
AntwortenLöschenMein Mitleid haben Sie, ich schwöre!
in Sichtweite meiner bescheidenen Behausung fand einige Tage in der Zeit zurück ein Treffen anlässlich des 10. Jahrestages des Chapter Mecklenburg statt. Geweckt durch, mir wohlklingendes Geblubber, streiften meine Holde und ich den Marktplatz, welcher für diesen Zweck in einen Grossparkplatz umfunktioniert wurde. Ein beeindruckendes Bild, ob der Vielfältigkeit der personalisierten Zweiräder mit dem Doppelnamen.
AntwortenLöschenAllerdings waren es nur wenige hundert. In vier- bzw. fünfstelliger Zahl wären sie mir nach einiger Zeit ähnlich an den Nerven sägend/knatternd erschienen wie Ihnen, Herr Matt.
In Bezug auf den Schlagermove haben Sie allerdings mein tiefstes Mitgefühl. Oder den Worten des Dalai Lama: Arme Sau.
;) Grüße aus Schwerin
Vierstellig? Das wäre ein Traum.
AntwortenLöschenDanke für das Mitgefühl. Am kommenden Wochenende werden wir gerne wieder darauf zurückgreifen.
Jedes Jahr, wenn die Harley-Days nahen, bin ich vor Beginn gelassen. Das hält dann ungefähr 12 Stunden, also bis Samstag mittag. Ab dann bin ich Wutbürger. Dann will ich immer rüber über die Reeperbahn und mir eine dieser Paintball-Kanonen kaufen, um die professionellen Lärmbelästiger zu markieren.
AntwortenLöschenUnd ein Frage habe ich jedes Jahr: Eigentlich gibt es doch Lärmgrenzwerte, die ein Auspuff nicht überschreiten darf und denen von jeder einzelnen anwesenden Harley ins Gesicht gespuckt wird. Bekommt die Polizei dann kurz vorher vom Wirtschaftssenator eine kurze Email, Betreff: "Vorübergehendes Moratorium der Straßenverkehrsordnung aus übergeordneten Wirtschaftserwägungen"?
Ich würde das gerne mal wissen.
Heult doch.
AntwortenLöschenBuddhaesk? Ham Sie mich grad...?
AntwortenLöschenGanz genau. Und Sie werden mit ihrer ureigenen Sanftmut darauf reagieren.
AntwortenLöschenJa. Ich hab nämlich grad gestern die Axt schleifen lassen.
AntwortenLöschenDann kann sie ja jetzt zurück in die Vitrine.
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