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14 Juni 2011
Das wird ihm wohl (k)eine Lehre sein
„Aus dem Weg, bitte!“ Wir spazieren gerade gemütlich durchs Karoviertel Richtung Fernsehturm (Foto), als dieser nur mäßig abgemilderte Imperativ von hinten an uns herangetragen wird, und zwar von einer Kinderstimme.
Da wir uns auf dem Gehweg verlustigen, ignorieren wir unabgesprochen beide dieses nassforsch vorgebrachte Anliegen und drehen uns lediglich um. Wir erblicken einen Jungen von etwa 14 Jahren, dessen Größe und Körpermasse allerdings den Altersdurchschnitt deutlich übersteigt. Nein, mit einem designierten Marathonolympiasieger haben wir es hier nicht zu tun, das wird augenblicklich klar.
Der Junge sitzt auf einem Fahrrad, bremst aber nun, da seine freie Fahrt von zwei unwilligen Hindernissen versperrt ist, schlingernd ab, stellt die Füße auf den Boden – und ist baff, dass Ms. Columbo ohne Umschweife damit beginnt, ihm die Leviten zu lesen.
Er gehöre auf die Straße mit seinem Rad, sagt sie, das hier sei nämlich exklusiv ein Gehweg; zwar könne er grundsätzlich natürlich dennoch an uns vorbeifahren, doch da der Ton die Musik mache, habe er sich unsere diesbezügliche Kooperation erst einmal gründlich verbaut.
Ich steuere Argumente von ähnlicher Provenienz bei, was den Jungen vollends verdattert. „Aber ich habe doch bitte gesagt“, sagt er halb jammernd, halb vorwurfsvoll. Ich wende sinngemäß ein, dieser alibihafte Abschluss heile keineswegs den substanzlos herrischen Ton des vorgeschalteten Satzes, und in einem solchen Fall müsse er nun einmal gewärtig sein, dass weder dem Imperativ noch der Bitte spontan entsprochen werden könne.
Der Junge ist augenscheinlich ratlos, wie er an einem sonnigen Pfingstmontag im Karoviertel a) überhaupt in diese Situation hineingeraten konnte und b) wieder herausfinden soll. „Entschuldigung!“, sagt er daher sicherheitshalber, schaut aber immer noch, als sei er von zwei Aliens umzingelt, die ihn mit definitiv außerirdischen Vorwürfen bedrängen.
Und wahrscheinlich hat er sogar Recht.
Spießer. Wenn Sie so weitermachen finden Sie sich in ein paar Jahren in den Rollen der Nörgelprotagonisten von Frl. Krise wieder:
AntwortenLöschenhttp://frlkrise.wordpress.com/2011/06/12/pfingstliche-erleuchtungen/
Vielleicht fallen Sie beide in ein paar Jahren sogar in ein Zeitloch, und die beiden aus Frl. Krises Anekdote waren einfach die gealterten 'Ms. Columbo' und Matthias Wagner?
Etwas mehr Toleranz bitte, grad als Hamburger. Da tritt man freundlich beiseite und wenn der Ton gar zu rüde war, schickt man eine angemessen intelligente Bemerkung schlagfertig hinterher.
Aber keinen Platz machen um dann die Oberlehrer zu spielen? Da muß man sich als Hanseat ja für schämen.
Gruß Paddy
dazu fällt mir dieser hier ein:
AntwortenLöschenhttp://kartonsvonklaus.blogspot.com/2009/09/die-spinnen-die-punker.html
hm...Paddy...you are right!
AntwortenLöschenDas müssen Sie uns Außerirdischen schon nachsehen, Sie Toleranzbolzen!
AntwortenLöschenAußerdem, Patty, enttäuscht mich Ihre Definition von Hanseatentum. Wer gehorsamst springt und Befehle ausführt, egal von wem sie kommt und wie sinnvoll sie sind, und dann hinterher eine Bemerkung fallenlassen: Das ist für Sie also ein Hanseat?
AntwortenLöschenIch hatte ja keine Ahnung …
Guten Morgen Matt,
AntwortenLöschenIch als geborener Hamburger kann nur Ihnen nur zustimmen, ja das ist hanseatisch und nicht spießig. Eine schlagfertige Antwort geben und gegebenenfals auf das Echo warten. Und nicht etwa feige hinterrufen in der Hoffnung das der Angerufene weiter eilt.
Hanseatisches understatement schlägt eben dann zu wenn man es nicht erwartet.
Möglicherweise hat Paddy auch nur einen schlechten Moment erwischt als seine Zeilen niederschrieb.
Und um meinen Standpunkt noch einmal etwas zu festigen, bin ich ohnehin der Meinung das alle mündigen Radfahrer auf die Strasse gehören. Dann könnte man sich auch die vielen baulichen Veränderungen in den 30erzonen ersparen. Ebenfalls wäre dann zwangsläufig, als Beispiel, auf der Stresemannstrasse 18km/h angesagt.
Die schlagfertige Erwiderung darf auch zeitgleich beim Platz machen erfolgen, es geht dabei nicht um "feige hinterher". Es geht darum, daß man einer Bitte selbstverständlich erstmal freundlich nachkommt, so man die Möglichkeit dazu hat. Wenn man einen oder zwei Schritte zur Seite macht, bricht man sich keinen Zacken aus der Krone. Wer meint sich dadurch doch einen Zacken aus der Krone zu brechen, sollte mal dringendst wieder auf den Teppich kommen.
AntwortenLöschenOb die Bitte unangemessen oder gar dreist war, kann man zu dem Zeitpunkt nicht beurteilen, also kommt man ihr erstmal nach. Es hätte sich ja auch z.B. um ein junges Fräulein mit einem Turm von Sahnetortenkartons und eingeschränkten Radfahrfähigkeiten handeln können, welches die Warnung/Bitte von sich gab um eine für sie sonst unabwendbare Kollision zu vermeiden.
Da hätte Ihnen Ihr unschönes Oberlehrertum nicht viel genützt.
Wenn sich dann herausstellt, daß man meint ein junger Bengel hätte sich im Ton vergriffen, dann kann man immer noch Kontra geben.
Aber wer eine Bitte als Befehl mißversteht um deshalb fremde Minderjährige öffentlich Maßregeln zu dürfen meint, der verbringt evtl. einfach zuviel Zeit in Spießerbüros und sollte aufpassen, daß dieses Umfeld seinen Charakter nicht noch weiter verdirbt.
Gruß Paddy
Ich glaube, ich muss jetzt doch mal klarstellen, wie wenig ernst es hier grundsätzlich zugeht. Angesichts der völlig verschraubten Sprache des Blogtextes nicht mal zu ahnen, dass hier (wie im gesamten Blog) auch ein gehöriges Maß an Selbstparodie und lustvoller Übertreibung mitschwingt, erscheint mir merkwürdig.
AntwortenLöschenAber wahrscheinlich spielt Paddy auch nur den verkniffenen Abmahner und kichert sich in Wirklichkeit ebenfalls eins. Hoffe ich zumindest.
Selbstparodie? Aber wenn ich zu Ihnen sage "Aus dem Weg, Sie Hanseat, aber ein bisschen plötzlich!", sind Sie jedes Mal 200 Jahre beleidigt!
AntwortenLöschenAber das wahrscheinlich nur, weil ICH kein Hanseat bin! Also das ist doch wirklich unglaublich, wie man hier als Nichthanseatin immer diskriminiert wird!
Nächstes Mal sage ich einfach "Hauen Sie ab, bitte!". Vielleicht sind der Herr ja damit zufrieden???
Anna, Schnuckiputz, Ihnen sehe ich doch schon seit Äonen alles nach, ALLES, sogar wenn Sie mich „versehentlich“ „Hanseopath“ nennen – wie letztens erst, nur weil ich das Roden Ihrer pittoresk dornenbewachsenen Schlafkuhle aufs nächste Schaltjahr verschieben wollte.
AntwortenLöschenJa, jetzt dürfen Sie sich ruhig geschmeichelt fühlen.
Also, der Hamburger an sich, auch der junge, ist ja ein sehr höflicher Mensch, dies zeigt sich auch hier wieder.
AntwortenLöschenIch habe bisher noch nirgends so viele Radfahrer auf dem Bürgersteig erlebt, wie in Hamburg. Und eigentlich bleiben sie auch alle höflich und lächeln, bevor sie einen über den Haufen fahren.
Auf der Straße ist's nicht viel anders, höflich aber bestimmt versucht der Hamburger Stoßstangenkontakt aufzunehmen, vor allem bei auswärtigen Kennzeichen.
Herr Wagner, Sie haben hier alles richtig gemacht. Diese höfliche Dominanz, gepaart mit Richtlinienignoranz, dem Hanseaten offensichtlich in die Wiege gelegt, können nur wir als Auswärtige sehen. Der einheimischen Jugend hier etwas mehr Toleranz und Feinfühligkeit zu indoktrinieren, bei Bedarf auch mit Nachdruck, ist manchmal unabdingbar *hüstel*.
Das Gesicht des Jungen hätte ich sehen mögen. Oder haben Sie erst auf den Auslöser gedrückt, als Sie sich nachher am Boden kugelten?
Nein, wenn mir neben dem Spaghettimonster etwas heilig ist, dann der Persönlichkeitsschutz. Andernfalls wäre auch die Gefahr einer endgültigen Traumatisierung des Jungen zu groß gewesen. So wird er schon tagelang daran zu knabbern haben.
AntwortenLöschenManmanman, Herr Matt, dit klingt ja echt nich jut. Echt. Wattn mit Ihnen los? Ejal wie parodistisch Sie den Artikel anjelecht ham - der Fakt an sich bleibt.
AntwortenLöschenWerdense mir bloß nich wie son Berliner Oppa hier, der einen aufm Fußwech immer ankeift, ick solle mir jefällichst aufn Radwech trolln. Obwohl wa beede jenuch Platz aufm Fußwech ham.
Seinse doch froh, ditt der Jungspund schonma det Wort "Bitte" jehört hat und fehlerfrei wiedajebn konnte. Is doch bei der heutigen Jugend nu wirklich nich so häufich, oda?
Ja, vielleicht bin ich zu anspruchsvoll. Dabei versuche ich mich schon ständig durch die Lektüre von Frl. Krises Blog zu immunisieren.
AntwortenLöschenIch habe Sie nicht "versehentlich" "Hanseopath" genannt, sondern absichtlich "Bates-O-Hanseopath", Sie Hanseatenpurzel. Aber geschmeichelt fühle ich mich trotzdem.. :-)
AntwortenLöschenDann wird alles gut.
AntwortenLöschenOh Mann. Die Generation der antiautoritär erzogenen Fahrradnazis schlägt wieder zu.
AntwortenLöschenToleranz muß man nämlich stets nur selbst vorleben, und zwar umso mehr, wie das Gegenüber intolerant ist.
Wie zum Teufel soll der Junge wohl lernen, daß man a) auf der Straße fahren sollte und b) weiter kommt, wenn man sich höflich ausdrückt, wenn es nur noch so „hanseatische” Wegducker gibt, die sich nicht trauen, mal nem Kind die Leviten zu lesen?
„Spießig” ist da ein Wort ohne Inhalt. Eine leere Worthülse, die einen völlig normalen Vorgang ins Lächerliche ziehen soll.
Erziehung ist spießig. Sparen ist spießig. Atmen übrigens auch. Lassen Sie das!
Vielleicht sollte ich Sie bitten sich zu genehmer Stunde in der Haubachstrasse aufzuhalten, um sich dort mit (zumeist volljährigen) gehwegnutzenden Radfahrern zu beschäftigen. Diese Kopfsteinvermeider ignorieren zumeist auch die Anwesenheit der Grundschule in dieser Strasse, so dass ich mit erlernten Strategien (Bildet Ketten!) gegensteuere.
AntwortenLöschenOh, da hab ich noch ein paar andere Strategietips für Sie. Statt Ketten zu bilden einfach handelsübliche KettenSÄGEN benutzen. Dann verdoppelt sich das Problem zwar kurzfristig, läßt sich aber anschließend ganz einfach lösen, bspw. in Salpetersäure.
AntwortenLöschenIch frage in solchen Situationen höflich zurück, ob ich versehentlich auf dem Radweg gehen würde. Und nein, ich finde, Radfahrer haben nix auf dem Gehweg zu suchen, vor allem wenn sie Kaffeebecher haltend, telefonierend und reaktionseingeschränkt mit Flipflops ohne Gucken um die Ecke eiern. Ja, es ist gefährlich mit dem Rad in Hamburg unterwegs zu sein, aber darf ich dann einfach mein Risiko auf der Strasse minimieren und dafür Fußgänger gefährden? Ich denke nicht, denn das ist egoistisch und rücksichtslos. Seit einer Schulter-Operation wegen einer solchen Radlerin nicht mehr bereit, zur Seite zu springen. Wer nicht Radfahren kann, soll es lernen oder lassen.
AntwortenLöschenGP, Ihre Vorschläge sind mir die liebsten. Wie immer.
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