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03 März 2011
St. Pauli hat gewählt – und wie!
Wie der Rest der Welt aus einem hiesigen Blogbeitrag erfuhr, hatten wir am 20. Februar eine Bürgerschaftswahl, was anderswo einer Landtagswahl entspricht.
Erst jetzt bin ich dazu gekommen, mir die Wahlstatistik von St. Pauli in mühevollster Kleinarbeit als relativ junger Nichtfamilienvater einmal näher anzuschauen. Und siehe da: Sie ist nicht gerade repräsentativ für unsere Stadt. Hätten alle Hamburger so gewählt wie wir, wäre zum Beispiel die CDU nur gerade so eben noch in die Bürgerschaft gerutscht.
5,5 Prozent sind kein Ruhmesblatt, CDU, irgendwas macht ihr falsch, ihr sprecht St. Pauli nicht korrekt an, ihr habt den Rotlichtsound nicht drauf. Vielleicht habt ihr aber auch einfach nur zu viele Baugenehmigungen für leerstehende Bürotürme erteilt, wer weiß das schon. Zur Strafe fuhren düpierenderweise sogar Exoten wie die Piraten eine doppelt so hohe Ernte ein wie die CDU.
Alle linken oder linksorientierten Parteien (SPD, GAL, Linke, Piraten) zusammen kommen in St. Pauli übrigens auf einen Stimmenanteil von stattlichen 91,6 Prozent. Das ist ja fast schon honneckeresk, meine Lieben!
Angesichts dieser gewaltigen Übermacht dürfte den ungefähr 150 Kieznazis ziemlich die Muffe gehen, nicht nur auf der Reeperbahn nachts um halb eins, sondern ganz generell. Mein Vorschlag zur Güte: wegziehen.
Noch jemand vergessen? Ach ja, die FDP. Passable 1,6 Prozent vermochte jene Partei zu verbuchen, die mit einer gelben Regenjacke als Testimonial an den Start gegangen war. Doch St. Pauli sehnt sich nach Sonne; somit war das einfach das falsche Signal für einen Februar.
Wie überall in Hamburg stellten übrigens auch bei uns die Nichtwähler mit Abstand die stärkste Partei. Sie kamen auf über 55 Prozent.
Würde man sie ebenfalls in die Wahlstatistik einfließen lassen, käme die CDU auf eine Zahl, die sogar mich schockiert.
(Grafik: Statistik-Nord, E. Hyra und S. Kehne)
Also ehrlich, mich schocken immer wieder die Nichtwähler.
AntwortenLöschenAber ich bin ja auch eine hoffnungslose Optimistin und gehe grundsätzlich zu jeder Wahl ...
Frau-Irgendwas-ist-immer
Weil Nichtwähler das Recht verwirkt haben, nach
AntwortenLöschender Wahl bei politischen Diskussionen ihr Maul
aufzureissen, outete ich mich (schon) 2009 in
Bild und Ton.
http://youtu.be/9BgizfBi5eM
Hallo Frau Irgendwas-ist-immer: Hier ist einer. Ich bin der, der Sie so schockiert. Und wissen Sie was? Ich fühle mich noch nicht einmal schlecht dabei, von meinem RECHT auf Nichtwahl Gebrauch zu machen.
AntwortenLöschenIch kenne all die netten Argumente („kleinere Übel” etc) und habe mich dennoch bewußt dafür entschieden, nicht zu wählen. Gut, daß ich mit Grippe im Bett lag, kam wohl noch erschwerend hinzu.
UND! Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Der Wahl. Nicht der Grippe.
@German Psycho
AntwortenLöschenDie Grippe ist weg und sie sind sich mit dem Wahlvolk einig - dann ist ja gut! ;-)
Ein mir nahe stehender Herr hat es sich zu eigen gemacht zur Wahl zu gehen und dann 'ungültig' zu wählen.
So gehört er nicht zu den 'bösen' Nichtwählern die dann von allen beschimpft werden, sondern zu einer Gruppe Menschen die (gerade von Wahlforschern und Politikern) nicht ignorierte werden können ... auch eine Weg (sein Weg) das demokratisches Wahlrecht zu nutzen.
Frau-Irgendwas-ist-immer, die als Erstwählerin nur Stimmvieh für 99,9% Kandidaten der Nationalen Front war und es gehasst hat
Das mit den Baugenehmigungen für abstoßend häßliche Bürogebäude kann man den Verantwortlichen nicht oft und hart genug um die Ohren hauen. Wenn ich mir anschaue, was am Elbufer geplant ist ("Perlenkette" - das Gesindel traut sich auch noch, das so zu nennen), frage ich mich, wieso in Hamburg Architekten und Stadtplaner nicht in geschlossene Anstalten eingewiesen werden, und zwar lebenslänglich.
AntwortenLöschenWegen Nichtwähler: Bei einer Wahlbeteiligung von 55% ist jede abgegebene Stimme soviel wert wie 1,8 Stimmen - Nichtwähler stärken also direkt das Votum der wählenden Bürger.
Das kann gut gehen, muss es aber nicht - die 150 Naziwähler hatten in diesem Fall zum Beispiel quasi 270 Stimmen. War _das_ in Ihrem Sinne, Herr GP?
Ach, immer gleich die Nazikeule. Gehts noch etwas weniger reisserisch sonst?
AntwortenLöschenDas Recht auf Nichtwählen muß übrigens nicht begründet werden. Zum Glück. Wer 99,9% Wahlbeteiligung will, soll halt nach Kuba auswandern.
Ich bin zufrieden mit dem Wahlausgang. Ob nun 100 oder 200 Leute Nazis gewählt haben, ist mir ziemlich schnuppe – die sind eh nicht in der Bürgerschaft. Schlimmer finde ich, daß mit der SED/PDS/Linken eine verfassungsfeindliche Kraft soviel Unterstützung erhält, obwohl sie bewiesen hat, wie menschenfreundlich sie ist. Aber als Demokrat sage ich mir dann halt: Auch das wird unsere Stadt aushalten.
Ich nochmal.
AntwortenLöschenDie "Nazikeule" deshalb, weil das eine der größten Gefahren im politischen und gesellschaftlichen Spektrum ist - ich hoffe mal, Sie haben da keine andere Meinung.
Wählen müssen Sie nicht, selbstverständlich ist das Ihr gutes recht - aber das entbindet Sie nicht von der Verantwortung für die möglichen Konsequenzen, die Sie implizit damit erzeugen (könnten). Darauf habe ich hingewiesen.
Dass Sie die Linke als "schlimm" empfinden und Naziwähler Ihnen dafür am A.... vorbeigehen: Hmm... Sehr sympathisch finde ich die Haltung nicht. Aber es darf auch jeder selber bestimmen, in welcher Ecke er steht.
Und immer diese Kuba-Keule, und immer diese DDR-Keule... "Wer im Glashaus sitzt...", eigene Nase und so.
Und bei der nächsten Wahl mache ich vielleicht sogar ein "GP-Gedächtniskreuzchen" bei der Linken, nur für Sie - dann haben Sie als Nichtwähler implizit die Linke mitgewählt. Freuen Sie sich? :)
Oh oh... Ich seh die Chromaxt schon fliegen
AntwortenLöschenEs bringt ja auch nix, mit jemandem zu diskutieren, der eine verfassungsfeindliche Partei wählt. Daß so jemand natürlich absichtlich grundsätzlich alles mißversteht, was er sich irgendwie so zurechtbiegen kann, ist dann nicht weiter verwunderlich.
AntwortenLöschenIch darf zitieren: „Sehr sympathisch finde ich die Haltung nicht.”
Hey, GP, gehen Sie doch ins Blog nach drüben und lassen uns hier in Frieden.
AntwortenLöschenIch befürchte, die Antwort des Bloginhabers würde Sie nicht erfreuen.
AntwortenLöschenAnonym 13:55 Uhr: Wer hier genehm ist und wer nicht, bestimme immer noch ich. Und jemand, der eine dezidierte kontroverse Meinung vorträgt und dann auch noch (wenn auch mit einer Kunstfigur) dazu steht, ist mir allemal lieber als einer, der anonym mit Satzbruchstücken um sich wirft.
AntwortenLöschenSie hätten ja seine provokante These zur Linken aufgreifen können – zum Beispiel mit dem Argument, dass ja wohl eine Partei, die im Bundestag sitzt, kaum verfassungsfeindlich sein kann, weil sie ja sonst keine Zulassung erhalten hätte, und dann hätte GP etwas dazu sagen können (z. B. dass sie dennoch vom Verfassungsschutz beobachtet wird), aber mit der Anmaßung, hier Platzverweise erteilen zu wollen, kommen Sie wirklich nicht weiter.
Anonym, 13:55 - Sie erinnern mich gerade stark an Manny: http://www.youtube.com/watch?v=gt0rrRvm_Xg#t=3m19s
AntwortenLöschenMan achte auch in diesem blog auf Schummelei! Matt. Sie haben versäumt das Zitat in Zeile 5 kenntlich zu machen.Das lässt tief blicken. Ich hoffe aber, sie legen ihr Amt als Bogwart nicht gleich nieder......
AntwortenLöschenUnd der Wahlausgang? Hätte doch schlümmer kommen können, sach ich mal...
.
Sie haben Recht. Mit allem. Wie so oft.
AntwortenLöschen@Frau-irgendwas-ist-immer: Ich hatte mein Erstwahlerlebnis auch als Stimmvieh. Mein Zweitwahlerlebnis auch, da bin ich zum Faltzettel-Durchstreichen in die Pro-Forma-Wahlkabine gegangen und fiel damit gar fürchterlich auf.
AntwortenLöschenDas prägt fürs Leben, wie ich auch Ihrem Eintrag entnehme.
Vielleicht braucht man eine solche Erfahrung, um die Wichtigkeit und den (im Vergleich zu vielen früheren und heutigen Ländern) "Luxus" einer demokratischen Wahl würdigen zu können.
Gp outet sich als Rechter... Irgendwie wusste ich es schon immer. ICH WILL NACH KUBA!
AntwortenLöschenSie können gern nach Kuba gehen, allerdings täten Sie das aus den falschen Gründen. GP ist kein Rechter, sondern ein Liberaler. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Meine größte Schnittmenge mit seinen Ansichten beseht im dezidierten Antifaschismus (bzw. -nazismus, wie er mich verbessern würde).
AntwortenLöschenIch nochmal - weil ich bissige Diskussionen mag. Immerhin wird hier diskutiert und argumentativ gewogen, das ist leider nicht selbstverständlich. Ich danke sowohl Herr GP als auch dem Bloger ausdrücklich für den Austausch. "Internet steint", mein Reden.
AntwortenLöschenHerr GP, ich zitiere mich zwecks Übersichtlichkeit selber:
"Bei der nächsten Wahl mache ich vielleicht sogar ein 'GP-Gedächtniskreuzchen' bei der Linken, nur für Sie - dann haben Sie als Nichtwähler implizit die Linke mitgewählt. Freuen Sie sich? :)"
Mit diesem Absatz hub ich an, Nichtwähler wie Sie (Sie stellten sich mit Ihrem ersten Beitrag in diesem Thread publikumswirksam auf die Torlinie) als (nach der "Ecke unten rechts"-Antäuschung erfolgte hier eine geschmeidig angesetzte "Bogenlampe oben links", you get it) "Linksextremisten-Unterstützer" zu diskreditieren.
Herr GP: Wenn Sie nicht wählen, wähle ich "für Sie mit", und zwar links - wenn ich denn links wählte oder wähle. Ich könnte auch ganz außen rechts wählen und eines meiner Kreuzchen nur Ihnen widmen.
Wäre Ihnen das "recht"? Herr Wagner erwähnt Ihren "dezidierten Antifaschismus" o.ä. Meine 1,8 Stimmen gegen Ihre...
(Und dass niemand meinen Vorschlag mit den Architekten, Stadtplanern und den geschlossenen Anstalten aufgriff: Schade, war mir auch viel wert. Bürgersinn und Demokratie haben viele Kämpfe zu fechten. Beim nächsten Mal vielleicht.)
Ich glaube, dass mein Wahlkreis da mithalten könnte.
AntwortenLöschenBereits 2009 zur Bundestagswahl (ja dort wo Angela und Guido so gewonnen haben) erreichten beide zusammen 17,2%, während alles links der Mitte auf zusammen 81,0% kamen. Und wie gesagt, das war 2009 als viele Menschen in Deutschland glaubten gelb/schwarz sei eine gute Idee.
Übrigens mit 29,2 % bekamen hier damals die Grünen am meisten Stimmen. Soll heissen, das sind Ergebnisse von denen die Grünen in Baden Württemberg auch heute noch träumen.
Ich bin mir sicher, heute - also knapp anderthalb Jahre später - sähe das Ergebnis ähnlich aus wie auf St. Pauli.
Nun Kreuzberg ist eben durchaus vergleichbar mit St. Pauli. Was im übrigen auch der Grund war, warum ich hier herzog.
… was aber kein Grund war, hier wegzuziehen …
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