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10 Januar 2011
Ups!
Ein Laden in der Talstraße offeriert „INTERNETcoffee“. Wahrscheinlich bestellen sie ihn online bei Tchibo, und dann tröpfelt er direkt durch die Ethernetleitung in die schnell bereitgestellte Tasse.
Warum geht das eigentlich mit Bier noch nicht? Dann wäre mir das im letzten Blogbeitrag bereits angedeutete UPS-Desaster erspart geblieben. Am 20. Dezember nämlich, das ist jetzt fast drei Wochen her, bestellte ich über einen Onlineversand einige Kisten eines raren oberbayerischen Gerstensaftes, doch ich habe sie immer noch nicht. Weil die Brauerei fatalerweise UPS mit der Lieferung betraute.
Zunächst passierte das Übliche: UPS kam vorbei, als bei uns niemand zu Hause war. Der hinterlassene Zettel verhieß einen erneuten Zustellversuch am nächsten Tag zwischen 12 und 14 Uhr. Ich rief dort an und erklärte, es sei erst ab 14 Uhr jemand zu Hause, ob man sich darauf einstellen könne.
„Eine Zustellung zu einer bestimmten Uhrzeit können wir leider nicht garantieren, Herr Wagner“, bedauerte die UPS-Dame aus dem Callcenter, doch sie könne dem Fahrer mitteilen, er möge doch versuchen, seine Tour entsprechend zu planen. „Wenn er nicht ab 14 Uhr kommen kann“, sagte ich, „dann braucht er gar nicht erst zu kommen.“
Am nächsten Tag fanden wir einen Zettel von 12:37 Uhr vor, auf dem UPS bedauerte, uns nicht angetroffen zu haben. Ich rief an und beklagte mich bitterlich über diese Verschwendung von Arbeitszeit.
„Eine Zustellung zu einer bestimmten Uhrzeit können wir leider nicht garantieren, Herr Wagner“, sagte mir eine andere UPS-Dame. Sie bot an, das Bier bei Nachbarn abzustellen. Tagsüber sei selten jemand im Haus, gab ich zu bedenken. „Können wir es denn vor die Haustür stellen?“, fragte diese fraugewordene Naivität.
„Wie bitte?“, prustete es augenblicklich aus mir heraus, „ich wohne auf St. Pauli!“ Für das Schicksal eines herrenlos auf dem Gehweg herumstehenden Kartons gibt es hier keine zwei Optionen, vor allem nicht, wenn sich erst einmal herausgestellt hat, dass sich Bierflaschen darin befinden, und zwar volle.
Meine inständige Bitte, es irgendwie zu ermöglichen, die oberbayerische Rarität erst ab 14 Uhr nachmittags zu liefern, stieß auf ingesamt kühle Ablehnung. „Nur zwischen 9 und 18 Uhr, Herr Wagner. Eine Zustellung zu einer bestimmten Uhrzeit können wir leider nicht garantieren, Herr Wagner.“
„Na gut“, gab ich schließlich nach – und bot UPS an, den kommenden Freitag (der inzwischen der vergangene ist) ganz und gar dem Warten auf Godot zu widmen, und zwar exakt zwischen 9 und 18 Uhr.
Am fraglichen Freitag traute ich mich nicht einmal zu duschen, aus Angst, ich könnte das Klingeln des UPS-Manns verpassen. Es wurde Mittag, es wurde 15, 16, 17 und schließlich 18 Uhr – kein Bier aus Oberbayern.
Mein Anruf bei UPS war von mühsam unterdrückter vulkanischer Aktivität geprägt. Wo mein Bier bliebe, fragte ich. Bis 19 Uhr würde ausgeliefert, sagte eine neue UPS-Dame. „Jetzt also bis 19 Uhr? Sie hatten mir gesagt, zwischen 9 und 18 Uhr!“
„Eine Zustellung zu einer bestimmten Uhrzeit können wir leider …“ „… nicht garantieren, ich weiß“, fiel ich ihr ins Wort, aber genau aus diesem Grund mache man doch einen ZEITRAUM aus, der in diesem Fall von den Uhrzeiten 9 und 18 begrenzt worden sei. „BEGRENZT, verstehen Sie!“
Sie könne im System leider die Hamburger Touren nicht sehen, sei aber gerne bereit, dort meine Bitte um Rückruf vorzutragen; wie denn meine Nummer sei. Ich verlangte meinerseits die Nummer der Hamburger Filiale, um selbst dort telefonisch vorstellig zu werden; das stellte ich mir lustig vor in meiner derzeitigen Gemütsverfassung, die inzwischen auf einem Sky-esken Level angekommen war.
Die dürfe sie nicht rausgeben, sagte sie. Plötzlich fühlte ich mich müde, zerbröselt und zerschreddert von UPS, versuchte sie aber dennoch darauf festzunageln, wenigstens eine heutige Lieferung zuzusagen, egal wie spät. „Das können wir leider nicht garantieren, Herr Wagner.“
Waaaaaaah!
Eine Stunde später klingelte das Telefon, die Rufnummer war unterdrückt. Es war die Hamburger UPS-Filiale, und sie hatte schlechte Nachrichten, ganz schlechte. Leider sei das Paket unauffindbar, ob ich Größe, Form und Inhalt beschreiben könne.
Unauffindbar.
Inzwischen war ich längst soweit, das Kürzel UPS als „Unfassbar Planloser Saftladen“ zu dechiffrieren und das auch jederzeit zu beeiden. „Das kann ich verstehen, Herr Wagner“, sagte der UPS-Mann, „aus Kundensicht.“ Doch leider könne er nichts machen und schon gar nichts zusagen, so lange das Paket verschwunden sei.
Gegen 21 Uhr rief ein Kollege von ihm an und bestätigte den anhaltenden Status quo. UPS hatte es also geschafft, ein fast 30 Kilo schweres Paket mit mehreren Kisten Bier darin spurlos zu verbaseln. Wahrscheinlich gab es dafür zum Ausgleich einen lallenden, sehr gut gelaunten UPS-Fahrer mehr.
Somit, fuhr der Mann fort, sei auch eine Lieferung am Samstag ausgeschlossen. Erst Montag wieder. Mein Ärger steckte inzwischen in einem dicken wollenen Kokon aus Gleichmut, und so bat ich höflich darum, den Zeitpunkt eines weiteren Zustellversuchs unbedingt vorher mit mir abzustimmen. Der Mann beruhigte mich: Klar, kein Problem.
Samstagmittag hatte sich noch niemand bei mir gemeldet. Ich rief die Hotline an. „Die Sendung“, sagte eine muntere UPS-Dame namens Reuter, „wird am Montag zwischen 9 und 18 Uhr zugestellt, Herr Wagner.“
Waaaaah!, schrie ich auf. Nur ab 14 Uhr! Nicht früher! Es wird niemand zu Hause sein vor 14 Uhr! Niemand! Das war schon zweimal so, bevor Sie beim dritten Mal das Paket verbaselt haben!
Die Frau schien beeindruckt von meinem Ausbruch. „Ich sehe mir den bisherigen Verlauf einmal an“, flüsterte sie, „aha … ach so … hmm … ah, ich sehe … ojeoje … ts … uiuiui …“
Und dann sagte sie die schönsten Worte, die ich je von einer UPS-Stimme gehört habe: „Natürlich machen wir das, Herr Wagner. Ich trage das sofort ein: erst ab 14 Uhr.“
Der heutige Montag wird also der spannendste seit dem 2. November 2004, als sich Bush und Kerry ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die US-amerikanische Präsidentschaft lieferten.
Und das war nicht mal ein Montag.
Ich drücke ganz fest die Daumen.
AntwortenLöschenDanke. Aber verletzen Sie sich nicht!
AntwortenLöschenWürden Sie auch verraten, für welchen raren oberbayerischen Gerstensaft Sie diese Strapazen auf sich nehmen? Muss ja umwerfend sein.
AntwortenLöschenIch hatte nur einmal mit UPS zu tun, da hab ich meine Boxen nachher in Billstedt aus dem Lager holen müssen. Unfassbar Planloser Saftladen trifft es genau.
Es wird nicht klappen und tief in Ihrem Inneren wissen Sie das auch.
AntwortenLöschenIch will ja nicht noch Salz in die Wunde streuen... aber wenn ich oberbayerischen Gerstensaft haben möchte, hol ich ihn mir einfach an fast jeder x-beliebigen Kneipe/Restaurant/Getränkemarkt/usw. :o)
AntwortenLöschenHaaachhh.. so schön hier in Bayern.. das sag ich ihnen.. :o)
(Dafür komm ich nur gaaaaanz schwer an Astra ran... man kann halt eben nicht alles haben)
Gruß Brick
(war das jetzt böse ??)
Brick, Sie haben eine sehr schöne Definition des Begriffs Standortvorteil geliefert.
AntwortenLöschenTregis, Sie haben natürlich Recht.
Zaphod, die Marke verrate ich erst, wenn das Bier da ist. Wer weiß, ob sonst nicht noch das Spaghettimonster hämisch eingreift.
Nur mal so rein hypotetisch - wäre das, in St. Pauli, mit einer (zwei, drei) Kisten Wein auch passiert?
AntwortenLöschenVll sollten Sie dem Gerstensaft abschwören, vll ist das ja ein Zeichen?
Ich bin jedenfalls gespannt wie die Geschichte ausgeht und drücke, als 100%tige Nicht-Biertrinkerin, alle vorhandenen Daumen.
Frau-Irgendwas-ist-immer
Vielleicht war es - ungeachtet Ihrer tatsächlichen Augenfarbe - einfach ein wenig blau-äugig von Ihnen, vor Weihnachten überhaupt eine pünktliche, einwandfreie Lieferung von irgendeinem Paketservice zu erwarten?
AntwortenLöschenViel Glück weiterhin!
Also.. in genau 1 Stunde wissen wir mehr. Jedenfalls Sie, werter Herr Matt. Ich drücke Ihnen jedenfalls die Daumen. Besonders, da ich weiss wie wertvoll ein kühles Gemisch aus Hopfen und Malz sein kann.
AntwortenLöschenIn dem Sinne..
Hopfen und Malz, Gott erhalt´s.
Tom
ich habe schon mehrmals gehört, dass man sich bei alkoholproblemen unverzüglich in psychotherapeutische behandlung begeben solle und dann gute aussichten auf lösung des problems bestünden...
AntwortenLöschen14:00 Uhr ... ab jetzt gilts... *daumendrück*
AntwortenLöschenmöge ihre Dauerunterhopfung möglichst bald ein Ende finden !!!
DIIIIIIIIINGDOOOOOOOOOONG!!!
AntwortenLöschenHALLO, hier ist UHPEÄSS!
Öffnen Sie sofort die Tür oder Ihr Paket verschwindet im pakettechnischen Nirwana, wo sich auch Gott, der Weltfrieden, Frau Nuehms letzte "Gehaltserhöhung" und alle Ihre fehlenden Socken befinden...
Noch 30 Minuten, der Countdown läuft.....!
AntwortenLöschenFalls das Bier geliefert wird, sage ich mal Prost!
Hoffe, dass es Ihnen endlich munden kann.
Optimistische Grüße
Wiebke
Und? Wie siehts aus?
AntwortenLöschenAch, Herr Wagner!
AntwortenLöschenIch schlage Ihnen vor, Herr Wagner, Sie denken
auch einmal einen Augenblick lang über ihre persönliche COzwei-Bilanz nach...und gewöhnen sich derartig exotische Wünsche und UPS ab. Nichts für ungut, Herr Wagner...
Nun kommen Sie mir bloß nicht so, Frl. Krise! Die Alternative wäre, mich auf Industriebiere zu beschränken und die Unterstützung der kleinen Privatbrauereien einzustellen. Das wollen Sie also! Ts.
AntwortenLöschensternburg, Wiebke et. al: Es ist da-ha! 15:43 Uhr war Showtime. Und heute Abend trinke ich mir die ganze Chose schön.
„UHPEÄSS“, Sie sind gar nicht UHPEÄSS, ich habe Sie enttarnt! Sonst wüssten Sie nämlich gar nicht, dass Frau Nuehm mich regelmäßig anfleht, ihr keine Gehaltserhöhung zu geben. Aber ich krieg noch raus, wer Sie in Wirklichkeit sind, und dann sollte der Blätterhaufen, unter dem Sie sich verstecken, hoch genug sein, vallah!
Anonym 11:09, Sie haben Recht: Manchmal unterliege ich wirklich noch dem Irrglauben, das Dienstleistungsgewerbe täte das, wofür es sich bezahlen lässt. Aber ich lerne, ich lerne!
Frau-Irgendwas, ich fahre von jeher eine parallele Strategie und ergötze mich zuvörderst am Wein und sekundär am Bier. Für beides gilt: Auf St. Pauli sollte man es nicht unbeaufsichtigt lassen, sonst isses wech.
Mist, ich habe mich mit Insiderwissen entlarvt! #wikileaks
AntwortenLöschenJetzt kann ich Ihnen verraten, dass ich Frau Nuehms sehr unsichtbarer Freund bin, aber sagen Sie bitte Frau Nuehm nichts davon. Sie hasst es, wenn man im Internet über ihre Privatangelegenheiten schreibt..
Schön, dass Ihr Bier da ist. Das freut mich besonders, da ich ein Mann bin. So von Mann zu Mann, verstehen Sie.
PROST!
Ein Mann würde niemals betonen, ein Mann zu sein – Sie haben es schon wieder versemmelt, IngA Knito …
AntwortenLöschenNa, schauen Sie, Herr Matt: Sie konnten das Thema in anderthalb Blogbeiträgen verwursten, hatten heute sicherlich jede Menge Traffic auf Ihrer Seite (jeder wollte schauen, ob das Bier schon angekommen ist), bekamen jede Menge Zuspruch und Durchhalteparolen, konnten ein Super-Symbolfoto posten...eigentlich müssten Sie UPS noch was zahlen für das Dilemma, oder?
AntwortenLöschenWas der Pfarrer früher nicht geschafft hat, versuchen jetzt eben die Dienstleister. Den Leuten Geduld und Demut beizubringen.
AntwortenLöschenEine Bank will, dass ich auf mobile-TAN umstelle. Dazu soll ich nach Eingabe der Rufnummer auf eine SMS warten, und falls keine kommt erneut anfordern.
Wie jeder sich wahrscheinlich schon denken kann: die angeforderte SMS kam lange nicht, also klickte ich auf erneut anfordern. Zehn Sekunden später war die SMS da, wegen meiner erneuten Anforderung aber inzwischen wertlos.
Danach passierte zehn Minuten nichts, als die neue SMS dann kam und ich den neuen Code eingeben wollte, wurde mir mitgeteilt, ich sei zu lange "inaktiv" gewesen und müßte mich neu anmelden. Zu lange inaktiv? Ich? Ich war nicht inaktiv, ich habe gewartet.
Klar ist auch, das die ganze Prozedur nach dem neuen Login wieder von vorne begonnen werden mußte, nur tut sich jetzt seit 30 Minuten gar nichts mehr. Keine SMS, nichts. Wenn ich bei jeden weiteren Versuch ein Bier trinke, und irgendwann doch einen Code per SMS bekomme, bin ich wahrscheinlich zu betrunken, ihn einzugeben...
Rein theoretisch hat er ja gezahlt. Wenn auch mit Nervensträngen. Das nervöse Zucken des Augenlids wird ihn wohl eine Zeit lang begleiten. Ich würde Paketboten in nächster Zeit meiden, Herr Matt. Ansonsten könnte es zu epileptischen Aussetzern kommen die in unkontrollierten Tourette-Anfällen gegenüber dem Paketboten münden.
AntwortenLöschenTom
Frau Nihilistin, Sie sind aber eine originelle Um-die-Ecke-Denkerin; das wollte ich Ihnen sowieso schon lange mal sagen … ;-) Im Gegensatz zu Ihren Überlegungen fühle ich mich zurzeit noch immer entschädigungsberechtigt, aber auf die Idee wird UPS wohl nicht kommen – und wenn doch, wird es wahrscheinlich Jahre dauern, bis sie es schaffen, mir den Obolus zukommen zu lassen.
AntwortenLöschenTom, in der Tat war es besser, dass Ms. Columbo die Sendung entgegengenommen hat. Aber der Fahrer wusste eh von nix. Woher auch.
Die Frage nach der Biersorte steht immer noch im Raum !!
AntwortenLöschenGruß Brick
Ach ja, stimmt … Es handelt sich um Maxlrainer, helles und schwarzes.
AntwortenLöschenHmm.. GoogleEarth unterstellt mir eine Luftlinienentfernung von 42,5 km bis nach Maxlrain. Also etwas weiter wie ein Marathon... vielleicht hab ich deswegen dieses Bier noch nie getrunken !!
AntwortenLöschenich Golfe auch nicht... nebenbei.
Lassen sie sichs schmecken, Prost !
Gruß Brick