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17 Dezember 2010
Einfach mal still sein
„Blöde Ziege“, sagte ich heute zur Bedienung im Eisenstein, als sie mich fragte, was ich zu bestellen gedächte.
Statt mir augenblicklich eine zu scheuern, blieb die tapfere Frau ruhig wie ein Eisblock und schrieb „Blöde Ziege“ in ihren Notizblock.
Es handelt sich dabei um eine 13 Euro teure Pizzakomposition mit Rosmarintomatensauce, krossem Speck und Ziegenkäse im Aschemantel – und wäre, sofern man die Bedienung für eine blöde Ziege hielte, eine risikoarme Variante, ihr das nonchalant mitzuteilen.
Nun zu etwas ganz anderem. In England versuchen sie gerade wieder einmal, den handelsüblich öden Weihnachtshit (Doppelbedeutung auf der Schlusssilbe beabsichtigt) à la „Last Christmas“ zu verhindern, indem sie massenhaft ein möglichst abgelegenes Stück runterladen.
Diesmal soll eine Coverversion von John Cage zum Nummer-1-Hit downgeloadet werden, und zwar seine legendäre Komposition „4:33“. Sie besteht aus vier Minuten und 33 Sekunden Stille. Ein Dutzend britischer Musiker hat sich für die Neueinspielung ins Studio begeben, um dort gemeinsam still zu sein – natürlich auf eine spezielle Weise, die sich deutlich unterscheidet von John Cages Stille aus den 40er Jahren.
Übrigens hat unlängst auch Harald Schmidt das Stück mal live in der ARD aufgeführt, und zwar mit Helge Schneider (Klavier), Katrin Bauerfeind (Geige) und der kompletten untätigen Helmut-Zerlett-Band. Aber das nur am Rande.
Sollte der Massendownload jedenfalls das beabsichtigte Ergebnis zeitigen, müssten auch die britischen Hitradios „4:33“ spielen, weil sie um die Nummer 1 der Charts nun mal nicht herumkommen.
Das wären großartige Momente inmitten der Weihnachtskakofonie, und all das klang in meinen Ohren derart überzeugend und unterstützenswert, dass ich mich solidarisch erklären und augenblicklich die Neufassung von „4:33“ bei Amazon.co.uk runterladen wollte.
49 Pence ist ja auch ein – gerade im Verhältnis zu Eisensteinpizzen – moderater Preis. Doch als ich zur Tat schritt, erschien oben abgebildete Warnmeldung: Als Deutscher darf ich in England keine MP3s kaufen – „geographical restrictions“.
Amazon ist halt eine blöde Ziege, und nicht nur wegen Wikileaks.
Nö, bin ich nicht.
AntwortenLöschenAlso, erlauben Sie mir die Anmerkung, dass das Stück bei Harald Schmidt zuletzt am 9.12.2010 in der ARD zu sehen war.
Aus meiner Sicht haben Sie recht, dass dies schon ein paar Jahre her ist. Denn mein Arzt hat mir vor einem halben Jahr jeden Tag ein kleines Schnäpschen erlaubt, nicht mehr. Geht man danach, dann bin ich jetzt bereits am 15. August 2015, hicks.
Ich habe das Stück im Fernsehen gar nicht richtig begriffen, sondern nur für einen normalen Schmidt-Kalauer gehalten, bis zu Ihrem heutigen Hinweis. Vor diesem Hintergrund ein wirklich sensationelles Stück.
Und Danke für Ihre hiesige Aufarbeitung, wie bereits erwähnt, Sie erweitern meinen Horizont.
Übrigens kann man das Stück auch bei einem deutschen Musiklader käuflich herunterladen.
Ich würde mich auch gerne solidarisch erklären, aber ich hab das Original schon auf Band und mag eigentlich keine Coverversionen. Was tun?
AntwortenLöschenblogspargel, selbstverständlich kann man das in Deutschland herunterladen, aber was würde das im Hinblick auf die britischen Charts nützen, hm?
AntwortenLöschenUnd damit ist wohl auch Zaphods Einwand abgetan.
In Sachen Schmidt haben Sie Recht; das wird korrigiert.
Die Blöde Ziege ist aber auch wirklich erstaunlich lecker.
AntwortenLöschenWem sagen Sie das …?
AntwortenLöschenWas nützt mir 4:33 Stille bei der BBC wenn mich hier jeder, aber wirkliche jeder, Radiosender mit 'Last Chrismas' quält?
AntwortenLöschenBin aus lauter Verzweiflung schon auf dubiose Jazz- und Klassiksender umgestiegen ... *Verzweiflung pur*
Oh, und um diese Pizza beneide ich Sie sehr, das hört sich verdammt lecker an.
Frau-Irgendwas-ist-immer,
die gerade im dubiosen Klassikfunk hört das Armin Müller-Stahl heute 80 Jahre alt wird ... wow
Frau-Irgendwas-ist-immer, Sie können ja hierzulande einen ähnlichen Flashmob initiieren. Ich mach schon mal mit.
AntwortenLöschenbei harald schmidt fand ich den außergewöhnlich grimmassierenden helge schneider hervorragend. die geigerin blickte artig, harald s. ebenfalls, ohne das sonst übliche feine grinsen. sehr schön, sehr still. wohltuend- Sie haben recht!
AntwortenLöschen@Matt
AntwortenLöschenFlashmob???
Ich kenne nur Wischmob ... und zu dem verabschiede ich mich jetzt ....
Frau-Irgendwas-ist-immer
Was das? Ohne last christmas ist christmas doch nicht christmas, ihr ungechillten spackos!
AntwortenLöschenFrau Wildgans, ich habe die Schmidt-Show selbst nicht gesehen, aber Ihre Schilderungen klingen plausibel und anrührend.
AntwortenLöschenFrau-Irgendwas-ist-immer, Sie müssen dringend Ihr Rollenbild überdenken. Bitte besprechen Sie es mal mit Herrn-Irgendwas-ist-immer.
frlkrise, leider haben Sie Recht.