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21 November 2010
Halbwegs trinkbar (für den Ausguss)
Dieser bei Edeka neu ins Sortiment genommene Wein schmeckt wie ein angegammelter Putzlumpen, den jemand zwei Wochen lang in feuchtem Heu vergessen und danach zur Tarnung parfümiert hat (nur war im Flakon versehentlich Katzenpisse).
Ich hatte mich von zweierlei locken lassen: a) dem Etikett „Bio“ und b) dem Bügelverschluss. Fand ich a) unterstützenswert und b) originell.
Auf den Gedanken, dass der Wein c) bäh sein könnte, war ich beim Kauf nicht gekommen. Dabei ist es völlig unmöglich – und das sollte ich nach mehreren Verkostungsjahrzehnten eigentlich längst wissen –, für 3,79 Euro eine auch nur halbwegs trinkbare Flüssigkeit auf Traubenbasis herzustellen.
Man darf ja öffentlich nicht zum Boykott von Waren auffordern, und das würde ich natürlich auch unter keinen Umständen tun. Aber wenn ich ich wäre, würde ich diesen Wein nie mehr in meinem ganzen Leben und weit darüberhinaus noch einmal kaufen.
Mal sehen, ob er wenigstens dem Ausguss schmeckt.
Also, das mit dem Wegschütten würde ich mir noch einmal überlegen, denn offensichtlich stand die Flasche nur im falschen Regal: http://www.weinding.de/vielfalt-der-trebbiano-traube/
AntwortenLöschenEinen hab' ich noch:
Flüstert der alte Winzer, mit allen Wassern gewaschen, seinem Sohn am Sterbebett ins Ohr: "Mein Sohn, ich möchte Dir ein letztes großes Geheimnis anvertrauen: Wein kann man auch aus Trauben machen."
Jetzt weiss ich wieder, warum ich so eine Abneigung gegen "Bio" habe.
AntwortenLöschenDem Bügelverschluss wäre ich kauftechnisch wahrscheinlich auch auf den Leim gegangen. Allerdings mit dem argwöhnischen Hintergedanken, dass ich doch wenigstens die schöne Flasche noch für irgendwas brauchen kann, wenn der Inhalt eine Pleite sein sollte.
AntwortenLöschenDer Preis? Der hätte mich nicht weiter erschreckt. Um die Kohle kann man schon durchaus Trinbares bekommen. Kommt halt auf den Anspruch an, aber ich bin sicher, dass manches Tröpfchen aus dem Preissegment blindverkostet den einen oder anderen Weinkenner in Verlegenheit bringen könnte, wenn er hinterher siegessicher meint, DAS hier wäre das edle Teuertröpfchen, um beim Lüpfen des Sichtschutzes eines Besseren belehrt zu werden. Ich denke da an diesen "Unter-3-Euro-Merlot" von Penny ... wie hieß der gleich ... *hips*
Also, aquiigoespott, erlauben Sie mir die Anmerkung, dass das Sauerampferaroma bei diesem Wein eigentlich nichts mit dem Bio-Siegel zu tun hat. Bio bedeutet beim Wein, dass die Trauben aus biologischem Landbau kommen und die Weinbereitung einem ökologischen Regelwerk entsprechen muss.
AntwortenLöschenBei den Trauben wird der Laie geschmacklich keinen Unterschied zwischen Bio und Konventionell feststellen können.
Das ist die eine Hälfte der Wahrheit, die andere, mindestens ebenso wichtige Hälfte ist die eigentliche Weinbereitung, für deren Erfolg das Können des Winzers verantwortlich ist.
Da es sich hier um einen DOC-, also Qualitätswein aus einem bestimmten Anbaugebiet handelt, liegt für mich die Wurzel des üblen Geschmacks also eher beim Winzer.
Herr Blogspargel, Ihre Essigvermutung liegt bei meiner Beschreibung durchaus nahe. Doch leider erfüllte dieser Wein selbst auf diesem Gebiet nicht einmal die Mindestanforderungen. Ihren Ausführungen zur Bioproduktion kann ich indes nur zustimmen, zuungunsten von Herrn aquii.
AntwortenLöschenFrau blogg-hittn-wirtin, ein Merlot gehört in keinem Fall zu den denkbaren Optionen, unabhängig vom Preis. Schauen Sie sich bitte mal den Film „Sideways“ an, der erklärt alles, was zu diesem Thema zu sagen ist.
Ach, "bio" heißt doch nichts. Mit pech bedeutet das einfach, dass die Probleme, die beim Weinanbau entstehen können, biologisch gelöst werden und eben nicht chemisch - das muss aber keinesfalls besser sein.
AntwortenLöschenBesser ist es, Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Das schafft man zum Beispiel durch Mischkulturen, die wiederum bringt in der Regel geringere Erträge mit sich und das führt zu besserem Wein.
Aber da braucht man auch einen Händler, der diese Art von "Bio" zum Mindestmaß macht. Da kann ich Ihnen nur allerwärmstens meinen Haus-und-Hoflieferanten www.delinat.de ans Herz legen.
Ich hätte Mischkulturen ohne Pestizide auch schon als Bio aufgefasst, aber was weiß ich schon.
AntwortenLöschenDanke für den delinaten Tipp.
Vielleicht ist das auch "bio". Keine Ahnung, ich weiß nur, dass es "gutes bio" und "Augenwischer bio" gibt. Da steig ich aber auch nicht wirklich durch. Aber wenn ich jemanden gefunden habe, der durch die Bank Qualität abliefert, bleib ich halt dabei. Ich bin auch nicht wegen "bio" Kunde bei delinat, sondern wegen "lecker".
AntwortenLöschenWenn die Qualität seiner Winzer vom Händler allerdings auf den nachhaltigen Anbau geschoben wird, hab ich keinen großen Grund, das allzu sehr anzuzweifeln.
Wobei ich natürlich auch weiter Weine trinke, die konventionell angebaut werden. Bei delinat nehme ich "bio" halt noch on-top mit. Preislich gibt es da auch keinerlei Unterschiede.
wein sollte man nicht im LEH kaufen, da gibt es fast ausschliesslich unsägliche, überteuerte plörre. wer einen wein geniessen will, sollte in den fachhandel gehen und sich dort beraten lassen. ich habe als amateurweintrinker nur die besten erfahrungen damit gemacht. einzige ausnahme davon ist die metro, die ein sehr gutes sortiment qualitativ hochwertiger weine im unteren preissegment anbietet (selbst für 3,79 gibt es dort trinkbare weine, z.b. den los molinos riserva 2003 von felix solis). dort laufen auch tatsächlich echte diplomsommeliers rum, die ebenfalls beratend tätig sind. und samstags gibt es traditionell weinverlöstigung, so minimieren sie das risiko enes fehlkaufs. willkommener nebeneffekt: der einkauf wird lustiger, wenn man genug probiert hat :)
AntwortenLöschenich kaufe ein "i" und tausche ein "l" gegen ein "k" (und grüße den siggi, der hier wohl "verköstigung" und "zulöten" kombiniert hat)...
AntwortenLöschenWahrscheinlich haben Sie den Eintrag nach einer Verlöstigung geschrieben, da kann so was schon mal vorkommen.
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