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09 Juli 2010
Häme statt Amaretti
Beim Stammitaliener im Mercado bestellen wir zum Nachtisch zwei Espressi (wahlweise auch „Espresso“ bzw. „Espressos“), die aber beide heute leider – und zwar ganz unüblich – ohne beigefügte Amaretti (resp. „Amaretto“, „Amarettos“) geliefert werden.
Auf die hatte ich mich aber besonders gefreut, ja zuvor sogar erwogen, Paolo zu bitten, mir unter der Hand und ohne Wissen des Chefs ein, zwei mehr zuzuschanzen, denn heute Mittag bin ich ein ganz besonders gieriger Süßschnabel.
Doch leider war Paolo gerade an der Nudeltheke unabkömmlich, und zu seinem gemütlich korpulenten Kollegen, der unsere Bestellung entgegennimmt, habe ich ob seiner in der Vergangenheit oftmals demonstrierten Wortkargheit einen weniger guten Draht. Also bitte ich ihn zur Begrenzung des Schadens nur um ordnungsgemäße Amarettinachlieferung – und hoffe inständig still, er möge mir den Wunsch von meinen sehnsüchtigen Augen ablesen.
Er liefert auch, ohne zu murren, doch wie befürchtet holt er dem Franken und mir nur jeweils ein Amaretto. Na ja, immerhin. Dann passiert das, was immer passiert: Noch während ich meine Vorfreude stillvergnügt feinjustiere, hat der Franke sein Amaretto bereits inhaliert – und zwar ähnlich schnell wie ein Chamäleon mit der Zunge eine Raupe von der Rinde pflückt.
„Du hättest mir deins ruhig auch noch überlassen können“, kritisiere ich den Franken verletzt und nicht ganz frei von Eigennutz, „denn ohne mich hättest du schließlich überhaupt keins bekommen.“
Der Franke ist für solche spitzfindigen Belehrungen allerdings komplett unerreichbar, das war schon immer so. „Hätte, hätte, hätte“, singsangt er fidel durch die Krümel seiner Amarettoreste – und ergänzt mit der Arroganz des Lateiners derart laut, dass sich ganz da hinten an der Nudeltheke sogar Paolo irritiert umdreht:
„Du redest im Irrealis!“
An manchen Tagen mag ich Leute mit humanistischer Bildung einfach nicht.
Foto unter Creative-Common-Lizenz von Tinette.
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Seien Sie froh, dass der Franke nicht auch noch Ihren Amaretto mitinhaliert hat, mitsamt Aschenbecher, der gesamten Tischdeko, inklusive Kerzen und Servietten, Ihrem Haustürschlüssel und Paolo von der Nudeltheke...
AntwortenLöschenHumanistische Bildung: Müsste das nicht eigentlich "Amarettus" heißen, aber vermutlich hatten die Italiener früher kein Latein..
Ja, ich bin auch froh. Immerhin ist man als Begleiter des Franken sogar selbst inhalationsgefährdet.
AntwortenLöschenWie ein Amaretto richtig genannt wird, ist angesichts dieser Bedrohungslage allerdings letztrangig.
bei einnahme von größeren mengen amaretti
AntwortenLöschen( mandelmakronen ) ist nicht nur der franke dünnschiß gefährdet...
Immerhin gäbs ohne den Kollegen auch nicht die Aufklärung zum "Irrealis", das führt mich zurück in die dunkelste Schulzeit :)
AntwortenLöschenZett sagt....
AntwortenLöschenIrrealis
Hätte, wenn und aber, alles nur Gelaber.
Danke für das Frühstück.