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02 Juli 2010
Es lebe die Lager-Mentalität!
Wir befinden uns im Jahr 2010 n. Chr. Das ganze Hamburger Fanfestgelände (Foto) ist von den Dänen besetzt. Das ganze Fanfest? Nein, ein von einem unbeugsamen Mann betriebener Stand hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten …
Und jetzt noch mal von vorn: Das Fanfest ist komplett durchmonopolisiert, was punktuell von besonderer Tragik ist. Ich spreche vom Bier. Ausgeschenkt wird nämlich nur Carlsberg.
Die dänische Brauerei wirbt seit Jahrzehnten mit dem unfreiwillig selbstentlarvenden Slogan „Probably the best beer in the world“. Denn wie wir alle wissen, gestattet das Wörtchen „probably“ einen ziemlich großen Interpretationsspielraum. Wenn man den Slogan zum Beispiel experimentell um einigen Ballast erleichtert und auf „probably beer“ zurechtkürzt, käme man der Wahrheit schon sehr nahe.
Jedenfalls gibt es fanfestweit nur Carlsberg, selbst an Verkaufsständen, die von oben bis unten mit Astra-Logos beklebt sind (ja, ich weiß: Astra gehört zu Carlsberg. Und trotzdem.). Selbst der todtraurige Englandpavillon darf weder Lager noch Ale ausschenken, sondern nur mit schmerzlichem Lächeln Cider. Oder eben Carlsberg.
So geht es jedem Stand. Jedem? Nein: Der Franke, dieser durchtriebene Fuchs, hat mit einem untrüglichen Gespür, welches sich nur dank einer Sozialisation mit Gerstensaftschwerpunkt erwerben ließ, den einzigen Stand auf dem ganzen Heiligengeistfeld aufgetan, der klammheimlich ein anderes Bier ausschenkt.
Ich verrate hier auf gar keinen Fall, welcher das ist, ja, ich verschweige sogar, ob es sich um einen großen oder kleinen Länderpavillon handelt; schließlich muss dieser Claim geschützt werden vor den Nachstellungen der Fifaflitzpiepen und Carlsbergkapos. Seine genauen Koordinaten dürfen nicht in falsche Hände geraten. Herrschaftswissen, Herrschaftszeiten!
Jedenfalls vertickt der Inhaber dieses subversiven Standes unter der Hand ein sehr süffiges Lagerbier, welches natürlich nicht auf seiner Karte steht. Der Franke muss in seiner grobschlächtigen Art, der bisweilen wirklich so etwas wie Leutseligkeit zu entströmen vermag, derart vertrauenserweckend gewirkt haben, dass der Standinhaber ihm in einem Anfall von Zutraulichkeit sein gefährliches Geheimnis verriet – und den Franken qua Ausschank gleichsam vom Mitwisser zum Mittäter machte.
Für sein Lager nimmt der Mann sogar einen Euro weniger als Carlsberg für seine „probably“-Plörre. Klar, die Dänen müssen ihre abgedrückten Lizenzmillionen, mit denen sie sich das Fanfestmonopol erkauft haben, wieder reinholen. Aber mitmachen muss man das trotzdem nicht, wenn man andere Quellen hat. Und die haben wir, verdammt …
Mutmaßungen, welcher tapfere Länderpavillon hier in Hamburg konspirativ wider den Weltkonzern löckt, sind natürlich willkommen – und werden möglicherweise gar mit diskreten Hinweisen belohnt.
Wenn ich übrigens ab heute Nacht spurlos verschwunden sein werde, dann sucht mich in einem dänischen Gulag. Aber sucht mich!
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Nordkorea. (Haben die überhaupt einen Pavillon? Oder wollte das Kimberly Jong Il nicht?)
AntwortenLöschenIch meine, mit 65 Billionen Dollar, die Nordkorea von der USA fordert, sollte eine Biersubvention doch machbar sein, oder?!
Tippe einfach mal auf ein afrikanisches Land
AntwortenLöschenich gebe einfach mal einen schuss ins blaue bzw oranje ab und traue dem stand der niederlande einen geheimen heineken ausschank zu...
AntwortenLöschenIch vermute, es ist dieser mittelgroße Stand hinten links, von oben aus betrachtet.
AntwortenLöschenZett....
AntwortenLöschenJa, wenn da die Briten ihren Gerstensaft anbieten.
Mensch, Herr Zett, die Briten hatte ich doch explizit ausgeschlossen. Die dürfen nur Cider. Zu den anderen Vermutungen sage ich erst mal (noch) nichts.
AntwortenLöschenZett sagt.....
AntwortenLöschen@ Matt
Die ENGLÄNDER haben Sie explizit.......
Sind die Engländer etwa keine Briten, Sie Schlaumeier? Andere sind jedenfalls nicht vertreten bei dieser WM. Und nur die Teilnehmerländer haben Pavillons.
AntwortenLöschenDem T(O)mmY möcht ich widersprechen, da Heineken ja noch weniger als Bier durchgehen kann als Carlsberg. Deshalb können es nicht die Niederlande sein. Oder wenn doch, dann zumindest mit was anderem als Heineken
AntwortenLöschenMein Tipp übrigens: Mexico
AntwortenLöschenZett fragt.....
AntwortenLöschenAustralien oder Neuseeland ?
Die haben von den Briten viel abgeguckt und auch die Queen behalten.
Entweder, bester Herr Matt, Ihre einleitende Anspielung ist eine Finte, oder es handelt sich um Frankreich, dessen Bevölkerung man ja einen gewissen kulinarischen Anspruch nachsagt.
AntwortenLöschenDie Frage ist doch wahrscheinlich eher: an welchen Landespavillon hat's den Franken gezogen? Mir fehlt allerdings die Antwort!
AntwortenLöschenHerr Fellow Passenger, Sie sind auch ein Fuchs … Doch ganz so einfach ist es dennoch nicht.
AntwortenLöschenUte, der Franke hat selbstverständlich so gut wie keinen Pavillon ausgelassen, an dem es tote Tiere zu kaufen gab. Und dort gibt es natürlich in der Regel auch Flüssignahrung.
Es ist gar kein Länderpavillion, nicht war? Es handelt sich um einen Kiosk oder eine Imbissbude die ganz einfach immer am Heilgengeistfeld steht!
AntwortenLöschenNein, es ist schon ein Länderpavillon. Und Sie waren auf der richtigen Spur, aber halt nicht ganz …
AntwortenLöschenDie Plörre von Carlsberg ist jedenfalls nicht mal als Alsterwasser trinkbar, daher hab ich lieber darauf verzichtet mich durch die Länderpavillons zu trinken, kann also zur Lösung des Rätsels leider nichts beitragen. Den Belgiern hätte ich so etwas zugetraut, aber die haben sich ja dummerweise nicht qualifiziert.
AntwortenLöschenEs ist bestimmt Italien: die sind doch bekannt dafür, dass sie Regeln und Vorschriften gerne mal "umschiffen".
AntwortenLöschenJetzt hab ich's! Die weißgewandete Hyundai-Fürsprechkraft im Bild weist den Weg zur konspirativen Bierquelle und flüstert (so stelle ich es mir zumindest gerade vor): "Armer Wanderer, dein Ziel ist nah! Folge dem dreifarbigen Pentagon auf dem weißen Globus und deine staubige Kehle wird alsbald von herrlichem Gerstensaft umschmeichelt."
AntwortenLöschenAls erfahrener Lichtbildexeget hätte ich ja eigentlich auch gleich darauf kommen können.
Sie sind zu sophisticated, verehrter Herr Passenger. Nein, wenn man die bereits abgegebenen Tipps „Frankreich“ und „Italien“ innovativ verschmelzend denkt, könnte man drauf kommen. Mehr sag ich aber nicht.
AntwortenLöschenNachdem ich meinen Gedankenfusionsreaktor auf Beaujolais-Plasma eingestellt und mit kaltgepresstem Olivenöl geschmiert habe, ist ein neues Element entstanden, das sowohl die Eigenschaft von schweren Teilchen (Mozartkugel) als auch die einer Welle (diskretes Konto) aufweist.
AntwortenLöschenNa, wo wird denn Französisch und Italienisch parallel gesprochen (und noch mehr), hm?
AntwortenLöschen(Mehr sag ich aber wirklich nicht.)
Gut, da waren meine Metaphern nicht eindeutig genug, denn diskrete Konten gibt es freilich auch im Land der Mozartkugeln. Mit der Welle bezog ich mich aber auf das andere, das dafür wesentlich bekannter und eben auch des Rätsels Lösung ist.
AntwortenLöschenDa war ich schwer von Kapee … Natürlich lagen Sie richtig, mehrfach inzwischen. Sollten Sie am Wochenende hier vor Ort sein, lade ich Sie auf ein Lager ein oder zwei, drei, vier.
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