Kaputte Typen sind interessanter als perfekte. Deshalb habe ich zeitlebens lieber Tom Waits gehört als Celine Dion.
Whitney Houston ist für mich erst interessant, seit sie kaputt ist. Sollen die ganzen Oberschlauen doch zeternd rausgehen und zu Hause Katherine Jenkins auflegen, wenn Whitney die Töne nicht mehr trifft. Sollen sie doch. Ich nicht.
Jede Kunst, sofern sie ein Quentchen Relevanz hat, handelt vom Scheitern. Nichts ist langweiliger als Perfektion. Und wenn Whitney Houston schon nach zwei Stücken schwitzt wie ein Boxer, wenn sie dicklich und aufgeschwemmt und steifärschig über die Bühne walzt, wenn sie verzweifelt anfängt, Autogramme zu schreiben, weil sie einfach nicht mehr genug Luft bekommt, um weiterzusingen, dann ist das tausendmal berührender als jedes perfekt intonierte Gefühl, das sie damals in „I will always love you“ zu empfinden vorgab.
Inzwischen kämpft Whitney Houston, die heute Abend in der O2-Arena am Mikro stand wie der einsamste, bleicheste Geist der Welt, öffentlich um ihre Würde, vielleicht sogar um ihr Leben. Und das hat in seiner ganzen Kaputtheit so was wie: Größe.
(PS: Ok, wahrscheinlich würde ich anders reden, wenn ich 80 Euro bezahlt hätte. Hab ich aber nicht.)
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Im Scheinwerferlicht geht die einst gefeierte Diva zu Grunde. Es gleicht einer öffentlichen Hinrichtung. Ich frage mich nur, ob sie das selber überhaupt so mitbekommt?
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=sc2W7rMclV0
AntwortenLöschenIst Dalida in dem Clip eigentlich fest mit dem Boden verschraubt? Dagegen ist ja Whitney eine Gazelle!
AntwortenLöschenHabe ich was verpasst? Tom Waits erfreute sich doch schon immer guter Gesundheit und hat sein Leben offensichtlich genossen. Und nicht jeder Drogenkonsum macht einen kaputt... Wär' ja noch schöner.
AntwortenLöschenStefan
Nun, das Kaputtsein ist ja nicht nur körperlich gemeint, sondern auch und vor allem ästhetisch.
AntwortenLöschenHier habe ich ja quasi den Fachmann zur Hand, was meine Frage angeht. Seit wann heißt die Color Line Arena eigentlich O2 World? Ich dachte, die steht in Berlin? Oder ist dieser E-Netz-Anbieter tatsächlich so einfallslos, dass alle Konzerthallen gleich heißen?
AntwortenLöschenGute Worte hast Du da gefunden. Der Kampf des einsamsten Geistes der Welt ringt einem Respekt ab. Ich hoffe, es geht gut für sie aus.
AntwortenLöschenNils, seit 1. Mai ist das wohl so. O2 sponsert europaweit Arenen gegen das Recht der Namensgebung, z. B. auch in London.
AntwortenLöschenAxel, für niemanden geht irgendetwas gut aus.
Ich würde gerne Deine Stimme von vor 20 Jahren hören...Stones, Marius,usw. Allen wurde verziehen, obwohl sie Scheiße waren (bei Ihrem Comback). Und im Moment regt sich manch einer über diese Tuse auf? Du auch. Schlecht.
AntwortenLöschenPasst Dich der gemeinen Presse an.Nicht jut.
Erstens: Ich lasse mich nicht von jedem duzen. Von anonymen Berlinern schon mal gar nicht.
AntwortenLöschenZweitens: Ich tue genau das Gegenteil und nehme diese Frau in Schutz.
Drittens: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Da hast/haben Du/Sie auch wieder recht.
AntwortenLöschenMenschen wie Whintey Houston verdienen Geld. Viel Geld. Unheimlich viel Geld. Warum? Weil sie etwas haben, das nicht viele andere Menschen haben. Weil sie ein besonderes Talent haben.
AntwortenLöschenDieses Talent wird nicht ewig halten. Das ist jedem Menschen klar, der eine Gesangskarriere einschlägt. Daher sollte man zusehen, daß man mit dem verdienten Geld hinkommt, sobald die Stimme eben nicht mehr so ist.
Wenn nun aber Frau Houston glaubt, noch Kohle machen zu müssen, obwohl sie nicht mehr in der Lage ist, das zu tun, was sie besser können sollte als die anderen Menschen, nämlich ihre eigenen Lieder zu singen, dann darf man sie auch verspotten.
Nein, eigentlich muß man es sogar. Um endlich den Leuten zu zeigen: Wenn Ihr nicht mehr könnt, hört auf!
Manchmal verändern sich Fähigkeiten auch, eine verschwindet, die andere entwickelt sich. Für Whitney Houston gilt das nicht unbedingt, das gebe ich zu, und jeder hat das Recht, sie zu verspotten (obwohl sie so schlecht noch gar nicht ist, wie manche tun), aber genauso kann und darf man sich berührt fühlen von einem öffentlichen Kampf, den jemand mit seiner eigenen Vergangenheit führt.
AntwortenLöschenVon manchen möchte ich einfach, dass sie niemals aufhören, auch wenn sie nicht mehr können. (Ich meine allerdings nicht Whitney Houston.)
Viel schlimmer finde ich die Leute, die einfach nur gelangweilt weitermachen. Und das kann man Frau Housten ja nun eher nicht vorwerfen.
AntwortenLöschenMit ganz viel Verlaub, die zu beguckenden Ausschnitte hatten weniger was von aufopferndem Kampf, als viel mehr was von verzweifeltem Versuch verlorene Talente wiederzubeleben. Das vor dem Hintergrund, dass sie für eine Konzertkarte um die 250 D-Mark (!) nimmt, schrammt für mich haarscharf an einer Frechheit vorbei.
AntwortenLöschenWenn sie denn stimmlich derart angeschlagen ist, kann sie ja immer noch die Konzerte verschieben. Aber so ein Konzert zu bestreiten... Also ich weiß nicht
Matt, von der Vergangenheit, mit der sie kämpft, wissen Sie mehr als ich. Von daher kann ich erstmal nur zustimmen: Natürlich kann so ein Kampf berühren. Selbst, wenn derjenige ihn verliert. Das allerdings ist dann ein wenig schaulustig, oder?
AntwortenLöschenIch glaube, ich mag einfach diese Vorstellung, dann aufzuhören, wenns am schönsten ist. Was mir selbst aber auch nicht gelingt, sonst hätte ich mein Blog bspw. seit soeben einstellen müssen ;)
Es war ja niemand gezwungen bis zu 125 Euro(!)für so eine Karte zu bezahlen, gewarnt wurde nun wirklich häufig genug. Wer das dennoch tut, sei es als Fan oder nur um sich an ihrem Elend zu ergötzen, der sollte nicht jammern. Es gibt keine Garantie für herausragende Konzerte, egal wer auf der Bühne steht. Zaphod
AntwortenLöschenZett said.....
AntwortenLöschen@ Zaphod
Die Karten musste man ja mindestens ein halbes Jahr im voraus kaufen und da war sie ja noch nicht in den Medien.
Es wird auch nicht Frau Houston gewesen sein, die umbedingt auf die Bühne musste, sonder eher das Managment und die Plattenfirma haben sie dahin getrieben. Zumindest haben diese nicht frühzeitig die Reisleine gezogen. Drogen sind halt scheisse!
Zaphod, das wollte ich auch gerade sagen.
AntwortenLöschenUnd wie kam der Support (Samuel Harfst) an?
AntwortenLöschenVerpasst.
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