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30 Juli 2009
Fundstücke (52): Gepflastert
Seine übergroße Enttäuschung hat Jacob mit betont lapidarem Ton zu kaschieren versucht. Statt eines „Johannes, du vollverpeilter Transenbalg, wo steckst du!?“ dimmte er seinen Ärger auf ein schmallippiges „Schade“ herunter.
Wie tief gleichwohl seine Wunde ist, verrät ein Detail: das Pflaster, mit dem er seine Nachricht an die Haustür in der Detlev-Bremer-Straße pappte. Kein Tesa, nein: ein Pflaster. Allein dass Jacob ein solches Utensil anscheinend routinemäßig mit sich führt, lässt tiefe Einblicke in seine vulnerable Seele zu.
Johannes war übrigens auch abends, als wir dort vorbeikamen, noch nicht zurückgekehrt an den Ort seiner Terminflucht; sonst hätte er doch wohl Jacobs gepflasterte Nachricht abgenommen.
Guten Morgen!
AntwortenLöschenIch muss ja zugeben, dass ich "vulnerable" noch nie so im Deutschen gehört habe. Ist das evtl der zu suchende Anglizismus?
Und woher wissen Sie, dass es sich hierbei um Transen handelt?
Mich würd ja jetzt brennend interessieren,was auf der Vorderseite der Karte zu sehen war? Ein Kunstdruck von Andrea Mantegnas heiligem Sebastian? Ein Foto von Hamburg nach dem Feuersturm? Oder das Symbol der Légion Étrangère? Erzähl uns nicht, dass Du nicht nachgegukkt hast......
AntwortenLöschenAuffällig ist, dass die Schrift von einer Frau stammt, aber die Unterschrift von Jakob - mich würde schon interessieren welches Drama sich hier abgespielt hat.
AntwortenLöschenMich auch. Aber ich weiß nicht mehr – auch nichts über die Vorderseite der Karte. Ich wollte das Ensemble nicht tangieren.
AntwortenLöschenNix Transenbalg.
AntwortenLöschenNach ausführlicher Schriftenanalyse hat sich folgendes abgespielt:
1. Lukas ist das Ergebnis einer heftigen aber kurzen Affäre zwischen Johannes und Jacobs Mutter vor ca. 10 Jahren
2. J. Mutter und Jacob machten sich gestern zu 16 Uhr zum vereinbarten "Ja ich bin der Erzeuger und werde Jacob alle 14 Tage für einen Nachmittag nehmen" - Termin auf
3. Punkt 16 Uhr klingelten sie an Johannes´Haustür
4. Johannes hat den Termin wieder mal komplett verpeilt, befindet sich seit 3 Tagen im Kurzurlaub mit seiner 31. heftigen aber kurzen Affäre
5. Jacob wartet anfangs noch hoffnungsfroh, wird aber immer trauriger
6. J. Mutter verkneift sich das laute Aussprechen von Dingen wie: "Dein Erzeuger ist einfach ein A....loch" oder "Ich hab damals schon gewußt, daß der nix auf die Reihe kriegt"
7. Zur Vermeidung kindlicher Traumata wird 16:30 die eigentlich der Großmutter zugedachte Karte gemeinschaftlich geschrieben (wobei sich J. Mutter tonmäßig extrem zusammenreißt) und anschließend mit dem Ersatzpflaster für Jacobs aufgeschrammten Ellenbogen an die Haustür geklebt.
8. Johannes braucht nie wieder angeschlappt zu kommen, um mit seinem Sohn ein Eis essen zu gehen.
Drama, Baby, Drama. Genau so war es.
Nihilistin:
AntwortenLöschenWo kommt da nun der Lukas in Punkt 1 her? Freudscher Vertipper? Persönliches Erleben?
Sven:
AntwortenLöschenDas muß ich mit meinem Therapeuten besprechen :)
Ja, nee, ick weeß es nich.
Vielleicht trinke ich einfach noch einen Kaffee.
Nachtrag für Sven:
AntwortenLöschenTelefonat mit meinem Therapeuten ergab - Ergebnis meiner protestantischen Erziehung.
Johannes, Jacob....da lag Lukas nahe.
Trotz des freudschen Vertippers: Eine großartige Analyse! Alles sehr einleuchtend, dramatisch, logisch. Bloggen Sie eigentlich auch, werte Nihilistin?
AntwortenLöschengermanpsycho:
AntwortenLöschenDanke für die Blumen :)
Nein, ich blogge nicht, weil ich denke, dazu sollte man etwas mehr zu sagen haben als ich es habe. Und so vergnüge ich mich damit, in Blogs zu stöbern, die "guten" von den "schlechten" für mich zu unterscheiden und in den "guten" ein paar leichtherzige Fußspuren zu hinterlassen.
Schade. Dann schreiben Sie halt bitte häufiger Ihre Schlußfolgerungen hier rein.
AntwortenLöschenMatt, Sie haben da doch sone Sonderbehandlung für Blogunwillige, die aber bloggen sollten, oder? Ich mein, die Anna Nym haben Sie ja auch irgendwann gehirngewaschen. Walten Sie Ihres Amtes!
Keiner fragt was auf der anderen Seite der Karte war...was war da?
AntwortenLöschenAuf der Vorderseite ist irgendeine Blume.
AntwortenLöschenUnten auf der Karte wird neben dem Umweltamt der Stadt Frankfurt auch das offenbar bindestrichlose "Senckenberg Forschungsinstitut" genannt, und mit viel gutem Willen läßt sich oben "Gouache von Elisabeth Schultz (1817 - irgendwann)" entziffern.
germanpsycho:
AntwortenLöschenIch hoffe Matt nimmt uns nicht übel, daß wir hier unabhängig vom Rätsel um Jacobs Karte ein wenig vom Thema abschweifen? :)
Nein, ich werde jetzt angesichts des Wortes "Sonderbehandlung" nicht zusammenzucken; schließlich habe ich ja auch auf Deiner - ähm... Ihrer - Seite geschnuppert und sie ins "gute" Kröpfchen getan.
Aber glaubst Du - ähm...glauben Sie - wirklich, daß mich jemand zum Bloggen bringen würde? Ich würde da locker eine Kiste guten Weines dagegenwetten, nur bin ich aus der Zeit der virtuell überreichten Blumen, Bussis und Schokis [mich schüttelts immer noch] gottseidank schon lange herausgewachsen und setze deshalb einfach ein NeeNeeNee dagegen. Was mich nicht abhält, mal eben den Blog zu wechseln und bei einem wollenden Nichtraucher Durchhalteparolen an die WC-Tür zu nageln.
Mal schauen, ob Matt angesichts des Wetters überhaupt Ambitionen auf eine Gehirnwäsche hat. Vor allem müsste er sich dafür erstmal durch mein dickes Haupthaar arbeiten, und ich zeige so ungern meine ersten Grauen.
Frau Nihilistin, ich kann meinem Kollegen German Psycho nur wärmstens beipflichten: Sie sollten, ja müssen bloggen. Und ich werde Sie gelegentlich gerne daran erinnern; so lange, bis Sie zwar nicht mehr ein noch aus wissen, aber doch, dass Sie bloggen müssen.
AntwortenLöschenUnd diese unglücklichen Begriffe von „Gehirnwäsche“ und „Sonderbehandlung“, die sind alle geradezu unwahr. Also keine Sorge. Höchstens ein bisschen.
deine walsersche (robert) seelenempfindsamkeit rührt.
AntwortenLöschenMich auch …
AntwortenLöschenWelch wundervoller hanseatischer Klüngel.
AntwortenLöschenJ.
(nach Diktat verreist)
Nihilistin, ein zaghaft oder auch vehement dagegengesetztes NeNeNe ist für Matt sicherlich eher ein Ansporn denn ein Grund zum Innehalten. Und glauben Sie mir: Diese ganzen Schauergeschichten über meinen Keller, über Matts Gehirnwäschekünste, über die zahllosen wehklagenden Geister der geschundenen Seelen, die tagein, tagaus in Richtung Kiez ziehen, um den Rest der Menschheit vor uns zu warnen: Die sind alle wahr.
AntwortenLöschenAlso machen Sie es sich leicht und fangen Sie mit der Bloggerei an, dann machen Sie uns und sich eine Freude. Und dadurch, daß ich dann bei Ihnen lese, habe ich weniger Zeit für meinen Keller, so daß Ihre Tat auch anderen zuhilfe käme.
Dass ausgerechnet "Johannes" der Empfänger von "Bis bald, dein Jacob" ist, und dass sich das alles auf einer Postkarte auf einem so heiklen Pflaster wie dem Kiez zutrug, also da kann ich von hier aus, wo die Vögelchen stets aus dem Grünen zwitschern, nur die Nase rümpfen und abwechselnd "ih" und "armes Schwein" denken.
AntwortenLöschen30 Minuten sind immerhin länger als zwanzig Zentimeter, was auch erklärt, weshalb die Karte nicht an Peter gerichtet ist. http://www.youtube.com/watch?v=7OGdppEuK-g
Ich finde nicht, dass es die Schrift die einer Frau ist. Und dass "dein Jacob" eher männlich aussieht, hängt vermutlich mit der Enttäuschung zusammen, die, schon durch Peter hervorgerufen, der arme Jacob nun tapfer zu schlucken versuchte. Besonders beeindruckte mich hier übrigens das letzte kleine b, weil es im Gegensatz zum kleinen d in der Zeile drüber doch noch hoffen will.
Liebe Tante, für Ihren empathischen Kommentar danke ich Ihnen, jedoch nicht für den Link. Was dahinter lauert, hätte ich mir gerne erspart, zumal am Wochenende.
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