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08 Juni 2009
Vor den scherbenarmen Tagen
Nach mehr als zwei Jahren besuche ich mal wieder ein Konzert im Imperial Theater um die Ecke, das sonst nur Edgar-Wallace-Adaptionen auf die Bühne bringt.
Heute aber spielen dort Yo La Tengo, und sie haben ein lustiges Konzept mitgebracht: Das Publikum soll zwischen den Songs Fragen stellen, egal welche.
„Wenn ich ihr wäre“, warnt Sänger Ira Kaplan allerdings zu Beginn, „würde ich mich das nicht trauen. Aber das Konzert dauert nur so lange, wie ihr fragt.“
Zum Glück bittet Andreas die Band um Auskunft über ihr jeweils liebstes Dylan-Album, was die zum Anlass nimmt, mal eben „4th time around“ zu covern. Der mühsam vom Balkon aus gefilmte Clip dokumentiert allerdings die letzte Zugabe, das mantrahafte „You can have it all“.
Danach gibt es noch einen Bananensaft im gewohnt gähnend leeren Café Five an der Reeperbahn, wo sie Jazz spielen und uns bereits um halb 12 durch ostentatives Verhalten eine wichtige Botschaft zu vermitteln versuchen: Sie holen Tische und Stühle rein und stellen den Jazz ab.
So ähnlich ist das hier sonntagsabends fast überall: Alles erstarrt und erstirbt, der Kiez fällt in die übliche Zweidrittelwochenstarre. Es ist die Ruhe vor dem Sturm der nächsten Freitagnacht.
Es sind die scherbenarmen Tage.
Sie beschreiben diese Kiezstarre wirklich sehr schön und sehr treffend.
AntwortenLöschenVon dieser Art der Starre war übrigens in der Colina nichts zu bemerken. Spätestens beim traditionellen Stagediving Campinos war klar, daß bei den Hosen andere Gesetze gelten als auf dem Kiez. Hier wurde der Sonntag ausgereizt bis zum Ende.
Faszinierend lockere, ästhetisch-zeitlose Musik bzw. Dylan-Interpretation. Danke.
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