Der Flohmarktstand auf dem Ikeagelände in Moorfleet ist riesig. Bürobedarf, Akkus, Handyschalen, solches Zeug.
Ich stehe vorm Behälter mit Klebeband. „Drei Stück ein Euro“, wendet sich einer der zahlreichen Verkäufer mir zu. Es ist ein etwa 20-jähriger mit Migrationshintergrund. Sein Schnurrbartflaum ist bemitleidenswert licht, doch er glaubt damit männlicher zu wirken.
„Drei Stück ein Euro“, wiederholt er, „ein Stück 30 Cent.“
Ich stutze. „Müsste der Preis bei mehreren Exemplaren nicht sinken?“, frage ich mit einer spontan aufflammenden Lust an Spitzfindigkeiten in der Mittagssonne. Es rattert in ihm, das sieht man genau. „Hm“, macht er.
„Ich meine: drei mal 30 Cent sind 90 Cent“, rechne ich ihm vor, „Sie wollen dafür aber einen Euro.“
Er schaut mich verstört an. Wahrscheinlich hält er mich für Einstein. Korrigiere: Er hielte mich für Einstein, wenn er diesen Namen schon mal gehört hätte.
„Wissen Sie was“, sage ich, da sein Schweigen allmählich für uns beide zur Belastung wird, „ich nehme jetzt drei Stück und gebe Ihnen 90 Cent, abgemacht?“ Er nickt erleichtert – und weiß gar nicht, welcher Gefahr er damit gerade entronnen ist.
Immerhin hätte ich ihm mühelos auch einen Nachlass auf 80 Cent zwingend herleiten können – mit unkalkulierbaren Folgen für sein Seelen- und Restleben.
PS: Das Foto zeigt den Fleet am Herrengraben, der spiegelnd und kopfüber die Konturen des gegenüberliegenden Hauses aufweicht – eine sehr weit hergeholte Metapher für die Erosion unseres Bildungssystems.
hab gut gelacht, danke, lache immer noch. merh davon...
AntwortenLöschen(leise flüstert es:) Psst, Herr Matt - es heißt in Hamburg "das" Fleet.
AntwortenLöschenUnd "der Fleet" könnte sein ein Nebenfluß der Thames...
Dieser Ökonom scheint der Typ Rechenkünstler zu sein, dem man wohl weismachen kann, daß er für eine Zahlung von nur 25.00 EUR im Monat "umsonst" telefonieren kann. Oder man könnte ihn für das Sonderangebot begeistern: Drei kaufen und vier bezahlen.
Ich wette, daß es noch ca. 10% fertigbringen und das für ein Schnäppchen halten.
Aber es ist eine drollige Geschichte, die Sie da erzählen. Rührend.
Wahrscheinlich leuchtet er auch irgendwann einmal mit dem Feuerzeug in den Tankstutzen, wenn die Tankanzeige defekt ist, um nachzusehen.
Ich höre jetzt besser auf.
Na ja, wer nicht mal weiß, dass es „das“ Fleet heißt, darf sich über einen Moorfleeter Rechenkünstler eigentlich nicht mokieren …
AntwortenLöschen.o) wie schön.
AntwortenLöschenSie sollten Ihr Geld aber nicht in den Brunnen werfen. Sein Vater hätte an der Stelle, wo Sie 90 sagten, hoffentlich gesagt, dass er (Flaumbart) sich das merken soll und er (Vater) nun den Artikel als Lehrgeld mitnimmt.