Im Bus stelle ich mit namenlosem Entsetzen fest: habe weder iPod noch was zu lesen dabei.
Eins davon hätte vielleicht fehlen dürfen, aber beides auf einmal? Ein Desaster! Nicht nur, weil ich so den Spiegel niemals binnen sieben Tagen durchkriege, sondern weil mein Hirn in der Sekunde, als es den Mangel erkennt, panisch nach Input zu gieren beginnt – und natürlich nullkommanix kriegt.
Das verschlimmert die Lage drastisch. Fühle mich sofort wie ein Junkie im kalten Entzug. Was nun anfangen mit dieser elendig langen Busfahrt von elf äonischen Minuten – rausgucken ins Graue, Nasse? Eklig. Die Menschen im Bus anstarren? Nicht meine Art (und allzu oft ebenfalls eklig).
Alles verschwimmt. Flackerblick. Ertappe mich beim krankhaften Einsaugen von Werbebotschaften. Analysiere fieberhaft die Kennzeichen entgegenkommender Fahrzeuge. Und was alles auf Basecaps und T-Shirts aufgedruckt ist – der Wahnsinn!
Nach drei Minuten habe ich plötzlich aus Gründen, denen man wahrscheinlich nur im Rahmen einer langjährigen Psychoanalyse auf die Spur käme, „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ im Ohr. Das geht nicht mehr weg (und es war ein Riesenfehler, das jetzt hier hinzuschreiben, verdammt …)
Es sind die härtesten elf Minuten des Jahres.
Zitternd taumle ich an der Friedensallee aus dem Bus und haste ins Büro, der Rechner ist schon hochgefahren, Spiegel online ploppt auf … Mir wäre vorher nie bewusst gewesen, wie beglückend die Überschrift „WHO erklärt Schweinegrippe zur globalen Seuche“ wirken kann.
Der Junkie hat wieder Stoff, der Tag kann losgehen.
du schreibst mir aus der seele. wie so oft.
AntwortenLöschendu schreibst mir aus der seele. wie so oft.
AntwortenLöschen@ Anonym:
AntwortenLöschenWer jetzt? flo3030 oder Matt? ;-)
Vielen Dank ersteinmal für diesen tollen Ohrwurm, der mich jetzt auch sanft im Kopf begleitet.
AntwortenLöschenDennoch, 11 Minuten von der (hinteren) Reeperbahn bis zur Friedensallee finde ich schon recht flott.
Mit den besten Empfehlungen,
Jörn
Tjaha: Schnellbus!
AntwortenLöschenDas ist jede Woche eine neue Herausforderung den SPIEGEL fertig gelesen zu haben bevor der neue erscheint.
AntwortenLöschenDann lag ich doch mit "Übersprungshandlung" gar nicht so verkehrt. ;-)
AntwortenLöschenIch habe früher in solchen Notsituationen immer Telefonnummern aus dem Adressbuch, das ich damals noch mit mir trug, auswendig gelernt. War trotzdem schrecklich.
AntwortenLöschenOhgottogott,
AntwortenLöschenwenn der Spiegel schon ausreicht ihre Zeitlöcher zu stopfen . . . wie tief sind Sie gesunken???
Genauso geht es mir oft, deshalb kaufe ich mir vor Zufahrten immer die FAZ und die Stuttgarter Nachrichten... Wehe, ich habe keine Zeit mehr dafür. Dann muss man dem obligatorischem Lauttelefonierer zuhören.
AntwortenLöschendir fliegen gar köstliche blog-ideen zu, einfach so, durch dreckige, graue mistwetterlagen...toll, mönsch, sei dankbar- auch für den kongenialen genuss des neuen stoffes...
AntwortenLöschenDie Zähmung des Sensorenhungers, tjaja, schon Jurij Gagarin wusste darüber zu berichte.
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