Lange Schlange vorm Eingang der Reeperbahndisco Moon Doo, wo ich heute Abend zu einem Showcase eingeladen bin.
Zeit also, mir das mindestens einsachtzig große superblonde Gästelistenbabe näher anzuschauen, das damals auf dem Gymnasium – Entschuldigung: Realschule; korrigiere … ach, egal … – bestimmt der Klassenschwarm war, aber nur den Basketballbesten rangelassen hat, wenn überhaupt.
Es hat Haare wie Sarah Jessica Parker; sie fallen vom Mittelscheitel in sanften Wellen abwärts und treffen ab Schulterhöhe auf eine schwarzweiße Kunstfelljacke, was sehr apart aussieht.
Untenrum trägt das modelförmige Gästelistenbabe eine enge schwarze Hose, die auf raffiniert nahtlose Weise in ebenso schwarze Highheels übergeht, mit deren zwölf Zentimeter langen Absätzen man einen Faden durchs Nadelöhr flutschen lassen könnte, aber in nullkommanix. Ja, das Gästelistenbabe könnte jederzeit im benachbarten Eros-Laufhaus anfangen, rein optisch gesehen.
Die Schlange rückt vor, ich bin dran und nenne meinen Namen. „Wagner, hm?“, sagt das Gästelistenbabe - und zwar überraschenderweise mit einer Stimme, die nur knapp über der Frequenz von Günther Kaufmann liegt.
Meine innerlich zusammengestrickte Gästelistenbabebiografie fällt in sich zusammen wie ein angestochenes Omelett; augenblicklich verschwunden ist sogar der Basketballbeste.
Voilá: ein Transvestit.
Aus der Nähe fällt nun auch die etwas zu starke Kinnpartie auf, und die Wangenknochen wölben sich ebenfalls auf leicht männliche Weise. Wie auch immer: Er lässt mich rein, ich warte anderthalb Stunden lang vergeblich auf die Band und ziehe dann dampfend ab.
Keine Frage: Das Konto, auf dem die Qualität individueller Lebenszeit verbucht wird, ist heute Abend ins Soll gerutscht.
Nur (Ent)Täuschungen.
"She walked up to me and she asked me to dance
AntwortenLöschenI asked her her name and in a dark brown voice she said lola
Well Im not the worlds most physical guy
But when she squeezed me tight she nearly broke my spine
Oh my lola"
;-)
Der Basketballbeste ist doch aber das amerikanische High-School-Klischee. Muss hier nicht was regionales her?
AntwortenLöschen:)
Aber insbeondere die schwarzweiße Kunstfelljacke lässt einen doch über solch eine Kleinigkeit hinwegsehen, oder? Doch, apart stelle ich mir das wirklich vor. @ Le Roi: Das muss kein amerikanisches Klischee sein. Wenn man aus einer Stadt mit hoher Basketballaffinität kommt, dann tauchen die ensprechenden Protagonisten auch in den jeweiligen Teenagerträumen auf. Insbesondere in der ehemaligen amerikanischen Zone kam das recht häufig vor.
AntwortenLöschenManmanman, da wohnen Sie, Herr Wagner seit Jahr und Tag auf der Reeperbahn und dann soetwas.
AntwortenLöschenTja schade, dass es kein Bild gibt, sonst könnte ich sicher bei der identifizierung helfen. Mittelscheitel, blond, 180 (mit oder ohne heels?) hmmm fallen mir gleich mehrere ein....
btw. vielleiccht war das Gästelistenbabe der Basketballbeste... schon mal darüber nachgedacht?
hier sind bilder des gästelistenboys:
AntwortenLöschenhttp://www.prinz.de/party/partybilder/412598,9015419-1,VnPartypics.html
http://www.prinz.de/party/partybilder/412598,8713806-1,VnPartypics.html
Herr Matt scheint ja nicht sehr viel Glück mit Gästelisten im Allgemeinen zu haben...
AntwortenLöschenDas ist ja ein Ding! Mannmannmann!
AntwortenLöschenFür den Kenner sei zu diesem thema auf den Song
AntwortenLöschen"My Experience on the Reeperbahn" von Lord Invader irgendwann Anfang der 60er Jahre verwiesen.
als leidenschaftlich-claqeurend-treue connaisseure ihrer mal bronteisch-verspielten mal brachial-indulgenten nord-notizen direkt vom hoch-fahrenheitschen schmelztiegel der barock-kinkyesken erotikheit stellte sich bei uns in den letzten tagen, ja wochen ein sich zunehmend akkumulierendes, fast schon augmentierendes mangelgefühl ein: es fehlten die bisher so zuverlässig dargebotenenen transen-news. aber jetzt ist natürlich wieder alles in butter. danke.
AntwortenLöschen"Er lässt mich rein" - Respekt :-)
AntwortenLöschenAaaah, endlich kann man bei Ihnen wieder g'scheit kommentieren, nicht in diesem Winz-Fenster ohne Ihr Seiten-Design. Und sogar die eigene Homepage kann man als Unangemeldeter verlinken! ;-)
AntwortenLöschenMan man man, also wenn die Bilder den Gästelistenbabe darstellen, da muss ich auch sagen, dass ich zweimal hinschauen muss ... zumal, schaut da ein Nippel aus dem Oberteil?
AntwortenLöschenAber ... was hat es denn mit der Band auf sich, die nicht kam/spielte? Oder waren Sie einfach nur zu ungeduldig?
@Nils: Ich fühle mich verstanden.
AntwortenLöschen@„Arno“: Danke fürs Merken … ;-)
@Anonym: Ich werde mein Bestes tun, um künftig wieder mehr Transencontent zu liefern, versprochen!
@Calypso: Ein Hörlink zu Herrn Invader wäre fantastisch.
@hughunter: In der Tat, ich bin geradezu die Gästelistenpest. Aber ich lern's auch nicht; ich könnte ja immer eine Stunde später hingehen. Doch Zwangshandlungen zeichnen sich halt dadurch aus, dass man nix dagegen tun kann.
@ole: Herzlichen Dank für die optische Beweisführung!
@Zoe: Da sehen Sie mal, wie schmerzlich Sie als Anschauungsmaterial vermisst werden, seid Sie so schnöde nach Berlin verzogen sind. Über die Identität von Babe und Basketballbestem hatte ich in der Tat noch nicht nachgedacht; danke für diesen Tipp.
@tux2000: Auch ein Hinweis auf die große Popkunst von Ray Davies ist immer hilfreich.
Herr Matt,
AntwortenLöschensollte ich doch irgendwann wieder Musik machen, stehen Sie selbstredend auf meiner "Dauergästeliste"...ich werde dann auch alles dafür tun, Sie nicht zu sehr zu enttäuschen. Ich hoffe, Sie verreißen mich dann im Gegenzug nicht zu sehr in Ihrem hochgeschätzten Blog.
Darauf komme ich ggflls. gerne zurück.
AntwortenLöschenna, wenn dass die Dame auf den Bildern ist, dann ist sie sicher nicht sonderlich erfreut über das Personalpronomen "er" und die Bezeichnung "Transvestit", denn auch wenn ich schon großartige Dekolletés gesehen habe, solche Brüste bekommt ohne Hormone, Chirurgen oder Photoshop nichteinmal Ru Paul hin.
AntwortenLöschenTransen 1x1 für Anfänger:
oben ( ) unten (x) = Transvestit
oben (x) unten (x) temporär = Prä OP Transsexuell
oben (x) unten (x) dauerhaft = Shemale
oben (x) unten ( ) = Post OP Transsexuell
Nun, das Gästelistenbabe hat - der Brust zufolge - den Transvestitenstatus weit hinter sich gelassen und wäre sicher ob des Artikels angefressen.
Folglich wäre Transsexuelle oder vielleicht noch Transe besser und auf jeden Fall eher "Sie" als "Er" angebracht.
Besten Dank für die erhellende Auflistung. Ich werde im Bedarfsfall immer wieder gern auf diesen Kommentar zurückgreifen.
AntwortenLöschenWie konnte ich diesen Artikel nur bislang überlesen .. Asche über mein Haupt.
AntwortenLöschenAber als gestandener Reeperbahner sollte man doch über solchen Dingen stehen oder? ;)
Keep smiling Mat!
Was heißt „sollte über den Dingen stehen“? Ich BIN doch der stoischste aller Kiezbewohner! Ich schaue mir alles an und nehme das meiste hin wie die Landungsbrücken die Elbflut: nämlich mit Toleranz und Gelassenheit. Und gern auch mal erstaunt, denn auf alles kann man ja nicht vorbereitet sein.
AntwortenLöschenAlso, bei dem Dekolletee jedenfalls wäre mir das ursprüngliche Geschlecht ja SOWAS von egal... Mann, Mann, Mann.
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