15 Oktober 2008

Matt, der Restauranttester



Ständig öttelt der Sternekoch Christian Rach durch die deutsche Provinz, um kulinarische Katastrophen zu beheben und lausige Restaurants vorm Ruin zu retten. Doch wie geht es bei Rach selbst so zu, nämlich im Tafelhaus?

Mal schauen. Sein Restaurant, das in der Boulevardpresse reflexhaft unter „Gourmettempel“ subsumiert wird, liegt an der Elbe, hat einen Michelinstern und lässt ihn sich auch bezahlen, holla …

Als wir reinkommen, sitzt Cheffe auf einer Bank an der Wand, wo er traute Gespräche mit einem jungen Paar führt, offenbar Freunde. Im Gastraum herrschen dezenter Barjazz und dunkle Holztöne, hier schummert’s schön, damit das Hafenpanorama auch abends nicht von den Fensterscheiben weggespiegelt wird. Von der hohen Decke zielen Punktstrahler auf die Tischmitte; so bleiben die Gesichter der Gäste im mysteriösen Halbdunkel.


Wir stellen uns ein Drei-Gänge-Menü zusammen, die Kellnerin lächelt und notiert sich … nichts. Mich macht so etwas immer nervös. Stets bange ich bis zum erfolgreich absolvierten Serviervorgang ums Gedächtnis des Bedienpersonals. Heute Abend jedoch grundlos; schließlich sind wir hier bei Sternekoch Rach, das ist keiner, der sich sein Personal an der Unipinnwand zusammensucht, nein, wahrscheinlich hat hier jede Kellnerin mindestens Philosophie und Mathe studiert (wie er selbst).

Drüben bespaßt Rach noch immer seine Freunde. Manchmal lacht er derart laut auf, dass wir denken, wir seien im Fernsehen.

Die Portionen sind überschaubar, doch das ist nicht schlimm, denn Rach verfolgt ein raffiniertes Prinzip: Zahl drei, krieg acht. Denn immer, wenn man gerade nicht damit rechnet, eilt eine Kellnerin herbei und entrichtet einen kleinen Gruß aus der Küche. Mal ist es Brot mit Aalbutter, mal Gänseleberpastete, mal ein Champagnersüppchen mit Minze und Mango, mal ein Sortiment feinster Chocolaterie, und der Rest fällt mir nicht mehr ein.

Den Hauptgang serviert dann Rach persönlich, mit schlenkernden Armen und Fernsehstimme erläutert er Kombinationen und Ingredienzen. Was also liegt überhaupt im Argen hier im Tafelhaus? Nach langem Sinnieren fällt mir etwas ein: der Fauxpas beim Fischbesteck!

Eine Kellnerin legt es Ms. Columbo hin, obwohl doch ich den kross gebratenen Zander mit Kraut, Knöpfle und Traubenchutney bestellt habe (Foto o.) und sie die Roulade vom Kaninchen mit Backpflaumen, Rahmwirsing und gebackenem Sellerie.

Abzug in der B-Note, Herr Rach! So nicht!

Wir nehmen schließlich ein Taxi zum Kiez und werden noch lange an diesen Abend denken – das ist schon jetzt so sicher wie der kühn geschwungene Tafelhaus-Schriftzug an der roten Wand zum Klo.

18 Kommentare:

  1. Ha!
    Ich komme gar nicht dazu, Ihnen einen guten morgen zu wünschen, weil ich sie endlich auf einen gravierenden Fehler aufmerksam machen kann und auch werde!
    Der Link unter "Tafelhaus" führt z u Jakob Dylan!!!111einself

    Und nach dieser vernichtenden Kritik, die Sie sicherlich wieder herunterspielen werden, in dem sie klammheimlich die Verlinkung ändern, und dann wieder behaupten "wieso? Ist doch alles in Ordnung?!",hoffe ich für Sie, dass sie das Bild tatsächlich selber fotografiert haben?! Nicht, dass wieder Marion mit einer utopischen Summe für eines ihrer üppigen Gerichte an der Tür klopft ...

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  2. Nur mal aus Neugierde, was kostet ein Besuch für 2 Personen und 3 Gängen bei Herrn Rach so ungefähr? Meist ist es ja so, um so weniger man satt wird um so teurer wirds.

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  3. @nilsdiewasweißich...:
    junge, junge, wie sie und ihre dümmlich überspitzten kommentare nerven. das wird ja immer schlimmer. können sie nicht mal ne kommentierpause machen? bin mir sicher, das wäre einigen hier sehr recht. danke.

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  4. trigger: Ich finde die Kommentare von nilsdiemaus eigentlich recht gut. Warum „dümmlich überspitzt”? Und bitte: Sprechen Sie nur in Ihrem Namen!

    Matt: Genau in diesen Gourmettempel wollte ich am Sonnabend mit den amerikanischen Kollegen. Aber es war wie im Dorsia: Fully booked. Wir sind dann ins Freudenhaus gegangen. Und wenn ich dann über diesen Faux-pas mit dem Fischbesteck lese, dann bin ich auch sehr froh darüber. So nicht! ;-)

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  5. Bis eben war Ms. Columbo mir jederzeit überaus sympathisch, nun allerdings zweifle ich im Rätsel darüber, ob es an ihr oder Herrn Rachs Menüplan liegt: Gab es denn nichts Anständiges auf der Karte? Roulade vom Kaninchen isst man einfach nicht. Selbst wenn es noch so köstlich war. Es ist wie Eselschinken, nur mit dem Unterschied, das auch noch Gürkchen drin verwickelt sind. (Wer es genauer wissen möchte, z.B. weil er Hunger oder zuviel Freizeit hat, kann mein Rarara überspringen und schon erklärt es sich im vierten Absatz wie von selbst: http://amberfire.de/blog/2007/09/03/kostlich-kooooostlich/)

    Nils: "Fehler" ist m.E nicht die treffende Vokabel, deshalb muss ich mich bei beklagen. Gleiches gilt für "gravierend". Ist der Link übrigens nicht auch viel eher "auf", "bei", "am" oder "hinter" als "unter"?

    Und übrigens führen alle Wege irgendwann zu JakoBob Dylan.

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  6. Ötteln kannte ich noch nicht.
    Ein in Vergessenheit geratenes niederbayerisches Slangwort ?
    Ich könnte mich beömmeln.

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  7. Sehr geehrte(e) Trigger:

    Mit Freuden habe ich Ihre Kritik gelesen.
    Ihr Tipp, eine Kommentierpause einzulegen, würde auf jeden Fall meine Tastatur schonen. Ich bezweifle aber, dass sich meine Kommentierlust und -art dadurch sonderlich einschränken oder verändern lässt.
    Des weiteren finde ich es recht überspitzt von Ihnen, dass sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, meinen von mir in akribischer Denkspochtarbeit ausgedachten Spitznamen korrekt darnieder zu schreiben.
    Ich wäre sowas von empört, wenn es mich irgendwie interessieren würde.
    Als nächsten Punkt möchte ich Ihnen raten, doch einmal ihre "Shift"-Taste zu betätigen. Das macht die Kritik lesbarer.

    An die naserümpfende Tante würde ich gerne dieses schreiben:
    Ich weiß leider nicht genau, welche genaue Ortsangabe man bei einem Link verwendet. Ich finde aber unter doch auch recht passend, gesellt sich gut zu den von Ihnen aufgeführten Alternativen.

    Und jetzt werde ich eine Kommentierpause einlegen.
    Ich muss nämlich dringend nach Washington, weil ohne mein Zutun die Finanzkrise nicht zu bewerkstelligen ist.
    Wie? Die haben bereits ohne mich die Hilfe unterschrieben? Aber ich war doch nur kurz in New York im Hotel, habe David Letterman aus zeitgründen abgesagt, nur um ein paar Studios weiter für den selben Sender ein Interview zu geben ...?!
    Naja, wird das mit der Kommentierpause doch nix. Tut mir leid für alle genervten ...

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  8. @nilsdiemaus:

    Ich möchte kein allgemeines Jetzt-hauen-wir-mal-auf-den-Nils lostreten, andererseits kann ich mich aber doch trigger anschließen. Versuchen Sie mal etwas normaler und weniger überspitzt zu schreiben, das ist sonst sehr anstrengend. Nehmen Sie's als konstruktive Kritik! Matt schreibt auch überspitzt und das macht sein Blog gerade so lesenswert, aber man kann den Bogen auch überspannen.

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  9. Sie finden es anstrengend zu lesen, wenn ich deutsch schreibe und z.T. Wörter verwende, die nicht so oft gebraucht werden, bzw schon fast in Vergessenheit geraten sind. Ich finde es gerade so schön, dass man in der deutschen Sprache Sachen, Personen, Aktivitäten mit so vielen verschiedenen Wörtern beschreiben kann. Das ist im Englischen z.B. nur stark eingeschränkt möglich ...
    Andererseits lesen Sie Matts Anekdoten gerade wegen der vielen, tollen deutschen Wörter und eben diesem Schreibstil ...

    Ich kann aber leider beim besten Willen nicht erkennen, wieso es so dermaßen anstrengend sein soll ... Ich kann meine Texte recht flüssig lesen ... (bis auf die vielen "..."-Geschichten vieleicht ...)

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  10. Was geht denn hier ab?

    Und warum isst man Kanninchen nicht. Wir hatten, damals, als ich noch ein kleiner Junge war, selbsgezuechtete Kanninchen und die waren immer sehr lecker.

    Also etwas mehr Toleranz bitte.

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  11. Ein jeder soll doch essen und schreiben, was er mag!

    Anna, aus dem Bloggarten, beim Laub zusammen kehren und Igel füttern

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  12. Anna, Sie haben also doch nicht gekündigt, ich bin entzückt!

    Zu Nils: Wenn hier einer Kommentatoren ermahnt, dann ich, schließlich ist das mein Heim hier. Ich freue mich über Nils' Besuchsfrequenz genauso wie über seine Beiträge, und Elaboriertheit zu dissen wäre ich gewiss der letzte. Und was heißt eigentlich „normal schreiben“? Und wäre das nicht langweilig?

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  13. ... wie im Kindergarten ... nur ein wenig gewillter ausgedrückt.

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  14. Oh nein, aquiiinla, kanNten Sie sie etwa mit Namen?

    Man isst Kaninchen deshalb nicht, weil sie niedlich sind, so schön flauschig und so ähnlich wie Reh. Sie gehören nicht in die menschliche Nahrungskette, sondern in den Stall oder auf die Wiese.
    Häschen sind mir wie anderen Katzen, essen Sie auch Katze? Im Gegensatz zu Kaninchen braucht Katzen und speziell Kater ja nun aber wirklich kein Mensch. Es gibt zudem zu viele und sie sind sehr hässlich, weshalb essen Sie nicht einfach von denen ein paar auf. Vielleicht kann Herr Rach sie Ihnen ja nett zubereiten. Katzenroulade mit Gürkchen und püriertem Erdapfel an Petersiliensträußchen, mit Rotwein. Oder chat-au-vin aus einer Spezialzüchtung am Hofe Château DuBois & Cie. Das sieht gleich schon viel formschöner aus als Kaninchenroulade. Fast zergeht einem der Name auf der Zunge. Wenn man Katzen mag. Katzenroulade. Bitte essen Sie nicht Kaninchen. Und was geschieht eigentlich mit dem Fell, werden Hausschuhe daraus? Kaninchen isst man übrigens auch deshalb nicht, weil man sie direkt und - anders als Katzen(zunge) - am Stück mit Schokolade in Verbindung bringen kann. Hätten Sie lange genug am Knöpfle gedreht, verehrter Matrose Matt, hätten Sie sicher Radio Frühtau empfangen, dann wäre es gar nicht erst soweit gekommen und ich könnte uns jede weiterführende Erläuterung ersparen.

    Nils: Die Linkpräposition sprach ein Faible an, nichts weiter. Bei Apple klickt man z.B. in Installieren - wenn auch sinnlos. (s. Blog, Apfelstück)

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  15. Ich esse Kaninchen gerade weil die so süße Kulleraugen haben. Das nervt nämlich.

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  16. huhu. ganz "off topic":
    Bei mir auf dem Blog gibt es auch dieses Jahr wieder ein “Chitime Wichteln”! :) Bist Du dabei?
    http://www.chitime.com/blog/?p=3394

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  17. Trotz des Faux Pas mit dem Fischbesteck klang es eigentlich ganz lecker. Sind Sie denn auch satt geworden, Herr Matt?

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  18. Äh … nein, ehrlich gesagt …

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