12 August 2008

Sei kein Frosch!

Das gestern schon gewürdigte westhessische Dorf frönt nicht nur konfessionellen Kabbeleien, sondern kurioserweise auch allem, was alpenartig, süddeutsch oder heimatfilmhaft daherkommt – und das nicht nur architektonisch.

In einem Wohnzimmer fand ich das abgebildete Schnitzwerk vor. Es trägt die Aufschrift: „Vom Birkhahn die Feder, vom Hirsch das Geweih und vom Dirndel die Treu.“ Übersetzt in die Sprache des 21. Jahrhunderts hieße das wohl: „Mein Haus, meine Frau, mein Pool.“

Wenn geheiratet wird, fordert in dieser Gegend übrigens auch die aktuelle Männergeneration noch wie selbstverständlich vom Dirndel die Hergabe des Namens – mit manchmal unschönen Folgen, wie aus den Hochzeitsanzeigen des Lokalblattes hervorgeht.

Dabei meine ich nicht einmal jene Katharina Theresa Marianne Lux, die von nun an gewillt ist, künftg jeden Tag aufs Neue die rauschhafte Sinfonie ihrer Vornamen mit einem Misston wie „Runkel“ an die Wand zu fahren. Auch die Entscheidung der doch eigentlich grundsoliden Nicole Weber, keinen Prinzen, sondern einen gewissen Swen Frosch zu ehelichen, muss man nun mal grummelnd hinnehmen.

Doch dann entdeckte ich eine Vera Hammann. Dank ihrer Heirat heißt sie nun Vera Braun. Klingt erst mal harmlos. Doch man muss das mal innerlich nachhallen lassen, dem Subtext nachschmecken: Früher hieß die Vera beinah wie ein Serienkiller aus den 20ern – und jetzt, nach dem Jawort, heißt sie wie die Frau eines Massenmörders aus den 40ern.

Das gibt dem Verb „hochschlafen“ eine ganz neue Bedeutung. Ein Satz, den ich hiermit sofort wieder zurückziehe und durch die aufrichtigsten Gückwünsche ersetzt sehen möchte.


13 Kommentare:

  1. Ich heiße mit Nachnamen Suffke. Da wird man auch schräg angeschaut. Meine Frau weigerte sich standhaft diesen Namen anzunehmen und so behielt sie ihren und ich den meinen.

    Gruß Stephan

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  2. Eine insgesamt gute Wahl. Wobei Sie ja nur Suffke heißen und nicht einmal „Suffkopp“.

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  3. Hallo Herr Wagner,
    kann es sein,daß Sie etwas nachlässig werden?
    Auf meinem "Combjuter" fehlt der 11.08..
    Da gehen Sie einfach nahtlos von einem
    kopflosen Vogel zu heiratswilligen Frauen über!
    Obwohl kein Autist, macht mich ein fehlender Tag
    ganz tütelig.

    Naja, schönen Tag

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  4. Ich wollte nur sehen, ob Sie noch wach sind. Test bestanden!

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  5. Moment mal, dieses "noch wach" kann sich NICHT
    auf die Uhrzeit beziehen.
    Sie lassen sich von Äußerlichkeiten täuschen.

    Innen sehe ich noch ganz fit aus,
    hat jedenfalls mein Arzt gesagt!!

    Gruß RR

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  6. moin
    also da es ja oft genug die damen sind, die den lebensbeendenden zustand mit 3 buchstaben herbeireden, finde ich es nur gerecht, daß sie wenigstens ihren namen dafür hergeben.

    meine frau hat jedenfalls keinen sekundenbruchteil damit verbracht mir diese meinung auszureden.

    blondyonly

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  7. Schlimmer wäre ja nur noch ein Doppelname gewesen!
    Aber Namen sind sowieso nur Schall und Rauch.. Vergänglich und schneller zerfallen, als man HOPPLA sagen kann..

    *hoppla

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  8. Nicht jeden Namen wäre ich bereit aufzugeben - in Bohmte lebte lange Jahre eine sehr nette Dame namens Melitta Beutel, ich habe allerdings nie verstanden, weshalb sie aus dieser werbeträchtigen Kombination kein Kapital schlagen konnte.
    Bis Freitag am Millerntor!!!

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  9. in die reihe werbeträchtiger kombinationen passt wohl auch "fanny knödel" (dieser und weitere lustiche namen auf http://www.echtenamen.de/).

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  10. Und dann gab es 1949 noch den Adolf Scheisse, der auf dem Standesamt eine Namensänderung beantragte:
    "Oh, das kann ich verstehen, wie wollen Sie denn jetzt heissen?"

    "Wolfgang".

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  11. aaah - eine Runkelrübe

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  12. Renate, das „wach“ beschrieb eher einen allgemeinen Aufmerksamkeitszustand. Insofern haben Sie durchaus Recht.

    blondyonly, sind es nicht meist die Männer, die einen Antrag machen, möglichst auf Knien? Vielleicht glauben Sie ja nur, Ihre Frau sei die treibende Kraft gewesen.

    Frau Nuehm, Ihre Doppelnamenvermutung ist natürlich völlig korrekt.

    Melitta Beutel und Fanny Knödel hätten übrigens eine großartige WG gründen können. Aber wahrscheinlich war das zu dieser Zeit noch anrüchig.

    Danke, Oldman, für den taufrischen Witz … ;-)

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  13. moin
    lieber matt - ich bin nach wie vor der festen überzeugung, daß weniger fernsehkonsum uns allen gut täte. vor allem dann, wenn es um solch sentimentalen quatsch wie knie(e?)nde heiratsbettler geht - das gibt es nur in liebesfilmen. zumindest sollte das so sein. und nein - meine frau gemahlin behauptet zwar regelmäßig ICH hätte SIE geheiratet, aber die beweisführung ist schlicht, denn sie stellte bei der namensgebung unseres ersten (unehelichen) sohnes die bedingung, daß er nur meinen namen bekäme, wenn wir auch irgendwann heiraten würden.(frauenlogik ;))

    blondyonly

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