26 Oktober 2007

Der Riss nach dem Strick



Nachdem ich und zwei Dutzend Journalisten bereits knapp zwei Stunden der Pressevorführung von Anton Corbijns Biopic „Control“ durchgestanden haben, reißt kurz vorm Ende der Film.

„Control“ handelt in edler Schwarzweißtristesse vom kurzen tragischen Leben des Joy-Division-Sängers Ian Curtis, der sich im Mai 1980 erhängte, mit 23.

Der Film reißt in der Sekunde, als Curtis nach dem Strick greift.

Sofort geht das Licht an, und
zwei Dutzend Journalisten schauen ratlos. Das könnte, rätseln wir, auch das Ende des Films sein, ein elliptisches, aber doch etwas … plötzlich. Doch im Projektionsraum wird hektisch gewerkelt, Minute um Minute, es wird also weitergehen.

Wir bleiben sitzen, und ich muss sagen: Es hat etwas sehr Makabres, mit zwei Stunden Tragödie in den Knochen im hell erleuchteten Saal darauf zu warten, dass Curtis sich endlich, endlich erhängt.

Irgendwann erlischt wirklich wieder das Saallicht, die Leinwand wird hell. Es geschieht, was geschah. Und Ende. Der Abspann ist unterlegt mit meinem Lieblingssong von Joy Division, „Atmosphere“.

Das Wochenende soll übrigens sonnig werden.

12 Kommentare:

  1. Es gab also vermutlich kein Happy End? Hmm, komisch, solche Filme gibt's noch heutzutage?
    :-)

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  2. Ein Happyend wäre wirklich schwierig bei der Biografie …

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  3. In meiner Kleinstadt am Rande der Kurpfalz wird der von mir heiß ersehnte Film wahrscheinlich erst in mehreren Wochen und dann nachmittags laufen.

    "Atmosphere" zählt tatsächlich zu den beeindruckendsten Songs von JD, "The Eternal" und vor allem "Twenty Four Hours" (Bass singt mit Stimme) sollten doch bitte auch nicht vergessen werden.

    btw: Ich ging stets mit der in den 80ern aufgesammelten Meinung umher, der Todestag von Curtis sei der besagte "Blue Monday" von New Order. Tatsächlich ist der 18. Mai 1980 aber ein Sonntag. Können Sie aufklären?

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  4. Nein, leider nicht.

    Aber über den Starttermin des Films kann ich aufklären: ab 10. Januar 2008. Hier ist Geduld gefragt …

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  5. Diese Musikgeneration hatte durchweg was Depressives an sich. Ich war ja mitten drin in dieser Generation und kannte sie alle, aber mich zog es immer in die Soul- und Funk-Clubs und Discotheken in Hamburg. Da herrschte mehr Lebensfreude als in den Depri-Clubs. Es war meine Zeit aber ich konnte nichts damit anfangen. Wahrscheinlich, weil ich meine kleinen Depressionen nicht auch noch von Popsängern bestätigt haben wollte.

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  6. Mir ging es damals genau umgekehrt …

    Funk und Soul habe ich (leider) erst viel später entdeckt, was meiner Begeisterung aber einen Abbruch tat.

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  7. Funk & Soul & Co. is love and love rules.

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  8. Der erste Teil des Satzes mag stimmen, er zweite ist leider nur Wunschdenken …

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  9. kommt doch drauf an wo (?)

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  10. Stimmt. Aber das klang sehr global, nicht nach „in meinem Schlafzimmer, wenn XY anwesend ist, und zwar ausnahmsweise mal nicht besoffen“.

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  11. Es war auch eher gemeint wie: Die Sonne scheint. Das tut sie ja auch nicht immer in meinem Schlafzimmer.

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