In der Kiezklause nahe dem Hans-Albers-Platz brüllt uns aus der Musikbox Ballermannmucke das Hirn aus dem Schädel.
Als dann auch noch ein als Mensch getarnter Panzerschrank mit Glatze und riesigem „Thor Steinar“-Schriftzug auf dem Rücken an der Theke auftaucht, verlassen wir den Laden – nicht ohne dass GP ein Naserümpfen der Missbilligung und des Ekels Richtung Tresendame schickt. Hoffentlich hat sie verstanden.
Nächste Station: der Club Inside. Er liegt im Keller, ein DJ spielt ausschließlich Musik der 80er, doch meinen Wunsch („Electricity“, OMD) kann er trotzdem nicht erfüllen. Im Inside hängen halbierte Discokugeln an der Decke, und wenn man hochschaut durch die Kellerfenster, kann man den Huren unter die Röcke sehen.
Beim Weiterziehen Richtung Kogge verliert sich unsere Gruppe binnen zehn Metern, so viel Trubel herrscht hier nachts um eins, und wir müssen uns zusammentelefonieren. GP versucht noch schnell in einer Kneipe aufs Klo zu gehen, doch er kommt schon nach wenigen Sekunden wieder zurück. „Geht nicht“, sagt er, „da kotzt gerade einer die Treppe voll.“
Später, gegen zwei, auf dem Weg ins nächste Kneipenirgendwo, begegnen wir einem Typen, der an die ehrwürdigen Mauern der Davidwache pinkelt, doch es ist keine despektierliche Kritik an der Ordnungsmacht, sondern pures Laufenlassenmüssen in Verbindung mit Faulheit.
„Drüben an der Reeperbahn ist eine öffentliche Toilette!“, belle ich den Neandertaler an und hoffe, dass ihm vor lauter Scham der Strahl erstirbt, während ich gleichzeitig versuche, das über den Gehweg schäumende Rinnsal zu umtänzeln.
Er stammelt etwas Unverständliches, während sein Genital weiter in der kalten Julinacht baumelt und einen unbeeindruckt kräftigen Strahl gegen die Davidwache pladdern lässt. Es ist alles so vergeblich, so hoffnungslos.
Und darüber verliert sich erneut die Gruppe, wir stehen unversehens nur noch zu zweit auf dem Spielbudenplatz, schauen hin und her – doch die anderen sind verschwunden, verschluckt von den Menschenmassen, und es ist zu spät, um sich zum zweitenmal in dieser Nacht zusammenzutelefonieren.
Also verabschieden wir uns, ich kämpfe mich gegen den Strom die Reeperbahn hoch und frage mich eine Sekunde lang ernsthaft, was diese Menschen überhaupt alle hier wollen. Aber ich weiß es ja, und deshalb frage ich keinen einzigen von ihnen.
Zum Trost hing heute ein Regenbogen überm Kiez. Alles war gut.
Auch wenn es banggich viele Jahre her ist, daß ich mich pinkelnd an
AntwortenLöschender besagter Hausmauer stützte, (die Kollegen baten mich herein),
so weckt ausgerechnet dieser Bericht Erinnerungen.
Weil, weissu, warich Gast inde Stadt. Haben wir uns bewegt als isse
unssere. War nichsch rischtisch. Weissu?
Nacht auf St. Pauli.
"Electricity" wurde 1979 veröffentlicht; die nicht erfolgte Reaktion des Plattenwechslers ist trotzdem nicht nachzuvollziehen. Ich empfehle Ihnen also zur inneren Aufarbeitung "Word Up" - nicht von Cameo, sondern von "The Gun". Da kommen die Beschimpfungen gegenüber dem DJ noch viel besser.
AntwortenLöschenIch hoffe, die verstreuten Truppenreste kamen allesamt ohne nennenswerte Verluste in ihr Heimatquartier.
Deprimierend. Sie müssen unbedingt mal raus aus dieser verlotterten Umgebung. Besuchen Sie doch mal Frau Klugscheißer:
AntwortenLöschenhttp://smartass.blogger.de/stories/868136/
nun, werter herr matt, angesichts der tatsache, wie oft sie nun reale erlebnisse mit unserem vorzeige sympathie-psycho schildern, mag man kaum glauben, sie wären mal so scheu gewesen... wie war das noch? "wobei ich zurzeit noch der zweiweltentheorie anhänge, die besagt, dass es besser sei, virtuelles und reales nicht zu vermischen, web und wirklichkeit auseinanderzuhalten." ;-)
AntwortenLöschenAd, lustig, genau daran dachte ich auch gerade. Ist schon eine ziemliche Wandlung (eine positive), die Matt da vollzogen hat.
AntwortenLöschenMatt: Wieso haben Sie mich auf die Röcke der Nutten nicht aufmerksam gemacht? So habe ich die ganze Zeit abwechseln T. und G. in den Ausschnitt gestarrt.
Den Thor-Steinar-Arsch haben wir später beim Absacker im Rodeo nochmal gesehen. Er hat uns ziemlich oft feindselig angestarrt. Ob es daran lag, daß wir beide mehrmals lauthals „Arschloch” von den Ärzten intonierten?
Komisch, ich frage mich auch täglich, was Menschen überhaupt wollen, aber im Gegensatz zu Matt, weiß ich es einfach nicht!?
AntwortenLöschenAußerdem bin ich überzeugt, dass das eine Fotomontage ist, wenn auch eine sehr gut gemachte.
:D
Kann es sein, dass diese Kleidung so langsam salonfähig wird? Ich sehe den Scheiß immer häufiger...
AntwortenLöschenMan könnt im Strahl kotzen, wenn das Bier nicht so teuer wäre...
Bei dem Typen ist der Begriff salonfähig sicher nicht angebracht: Neben einem Kaiser-Wilhelm-Bart trug er eine Trümmertarnhose und eine frisch polierte Glatze. Außerdem sah er so stupmfsinnig und aggressiv durch die Gegend, wie das nur Nazis hinbekommen. Nunja, ich als Rassenschänder war ihm wohl auch ohne „Arschloch” ein Dorn im Auge. Obwohl er mehrmals lüstern in Gs Richtung blickte. Aber das kann ihm nun tatsächlich niemand verdenken.
AntwortenLöschenDieses Verhalten des xenophoben "ist-doch-nur-streetwear"-Trägers gleicht dann ja wundervoll dem lüsternen Sabbern von homophoben Spießern, wenn sie sehen, wie zwei Frauen...
AntwortenLöscheno tempora, o mores...
Dieser Typ hat definitiv keine anderen Klamotten und läuft einem meist am Hamburger Berg über den Weg! :-(
AntwortenLöschenAd, GP: Man kann sich nicht schützen vor Entwicklungen, ob sie nun positiv sind oder negativ.
AntwortenLöschenGP, beim nächsten Mal werde ich Sie gerne auf alle sexuellen Attraktionen in der unmittelbaren Umgebung aufmerksam machen. Obwohl ich Ihnen zugetraut hätte, bereits mit der Tatsache vertraut zu sein, dass das Gute manchmal auch von oben kommt.
Selbstverständlich handelt es sich nicht um eine Fotomontage, verehrte Anna. Allenfalls bei der Farbsättigung habe ich ein wenig an der Schraube gedreht, das gebe ich zu.