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06 März 2007
Mars ist schuld
Alle Welt will die Welt retten, keiner kauft mehr Glühbirnen, auf Flughäfen huschen vermummte Gestalten mit vor schlechtem Gewissen gesenkten Köpfen Richtung Rampe und werden in wenigen Minuten auf einem Interkontinentalflug für sechs Tonnen CO2 zusätzlich verantwortlich sein, und was sehe ich derweil im Fernsehen, mitten im ersten „Stromberg“-Werbeblock?
Den aktuellen Spot für den Schokoriegel Mars.
Da marschiert ein junger Hipster viertagebärtig und selbstzufrieden mümmelnd durch die Gegend, und überall, wo er vorbeikommt, passiert etwas ganz Furchtbares: Alle Lichter gehen an, und es sind keine Energiesparlampen! Sogar ein Karussell erstrahlt explosionsartig auf eine obszöne Weise, die der Welt mindestens acht Monate Restlebenszeit stiehlt, und alles nur wegen dieses verantwortungslosen Schokoriegelvernichters.
Ich finde, dieser Spot setzt völlig falsche, geradezu empörende Signale angesichts des Uno-Klimaschutzberichtes, und ich schwöre, ich werde dieser verantwortungslosen Firma eine Mail schicken mit der Aufforderung, SOFORT damit aufzuhören.
Alles Weitere folgt, wenn sie geantwortet hat.
Schlimmer! Die Musik stammt von New Order. Die hießen vor dem Tod des Sängers Ian Curtis noch "Joy Division". Curtis wurde an einem Montag beerdigt, so will es die Mär. "Blue Monday" war also anders gedacht, wahrscheinlich haben die Leute von New Order die Lizenz nicht mehr.
AntwortenLöschenUnd das Schlimmste: bei Stromberg hab ich kein einziges Mal gelacht. (ok, vielleicht einmal... so halb)
AntwortenLöschenWas ist mit den Drehbuchautoren los? Stromberg war mal mehr als nur dumme Sprüche zum fremdschämen. Wo war die Story? Wo war die Situation?
So ist sie, die Welt des Kommerzes: Alles nehmen sie einem Weg: Erst Nerdcore, dann Stromberg. What's next?
Nein, nein, so schnell wollen Sie doch Stromberg nicht abhaken! Sie sind doch wahrleich kein Nimm-mich-sofort-Konsument, oder?
AntwortenLöschenNach drei Folgen sprechen wir uns noch mal.
Ich halte derweil Joy Division und New Order für "totally underestimated".
AntwortenLöschenUnd denke über Führungspositionen nach.
Die Leithammel unserer Gesellschaft sind dynamisch und braungebrannt, wenn sie sich einen Augenblick nicht ganz wohlfühlen, essen sie schnell ein "Mars".
AntwortenLöschenIhr Appell wird also, fürchte ich, nichts nützen.
AntwortenLöschenSie haben den Brunnen vergessen! Nicht nur dass der Welt Restlebenszeit gestohlen wird, nein, auch Wasser wird noch sinnlos vergeudet, während anderswo Menschen verdursten!
AntwortenLöschenStimmt, ich wollte den Beitrag nicht überladen.
AntwortenLöschenIch hätte mich auch aufregen können über die müßig herumsitzenden erstaunten Frauen, die ihre Zeit natürlich viel sinnvoller verbringen könnten – zum Beispiel mit spontanem Weltretten, indem sie dem energieverschwendenden Marsmännchen seinen Schokoriegel rektal einführen.
Aber dazu kann sich die Frau von heute einfach nicht aufraffen.
Matt, die faul herumsitzenden Damen sollten mal lieber gebährmaschinenartig ihre Kinder werfen, damit retten wir auch wieder eine Welt, wenn auch eine ganz andere.
AntwortenLöschenUnd „New Order“ war in der Tat großartig. Für mich - entschuldigen Sie meinen kommerziellen Geschmack! - hatte „True Faith“ immer eine ganz besondere Bedeutung.
Verehrer GP, für Ihren Geschmack müssen Sie sich nun wirklich nicht entschuldigen. Auch ich hänge in diesem Genre tief mit drin, allerdings würde ich bei der Inselfrage eindeutig Joy Division bevorzugen.
AntwortenLöschenIch war damals in England, als Ian Curtis sich erhängte und wollte mein schwarzes Cordjackett gar nicht mehr ausziehen.
Ich war auch etwas entäuscht von Stromberg, gebe ihm aber noch 2/3 Folgen und hoffe auf Besserung.
AntwortenLöschenWas dein Ansinnen betrifft, dich an Mars itself zu wenden, sehe ich schwarz. Ich rechne mit einem Schreiben, welches sinngemäß in etwa so lauten könnte:
"Sehr geehrter Herr Matt,
wir bedanken uns recht herzlich für Ihr Schreiben und möchten dies mit folgendem Hinweis beantworten. Mars nimmt die Belange des Umweltschutzes sehr ernst. Da der Anteil der Glühbirnen in diesem Werbespot nur 0,00175% am weltweiten Glühbirnenbestand ausmacht, halten wir die Klimafolgen für absolut vernachlässigenswert und fordern vielmehr, dass der Gesetzgeber Rahmenbedingungen schafft, die eine Wettbewerbsverzerrung in Sachen Klimaschutz ausschließt.
Dennoch haben wir uns entschlossen, einen von Atmosfair errechneten Betrag von 17,34 Euro, der dem CO2-Ausstoß der in dem von Ihnen erwähnten Werbespott entspricht, an ein Umweltschutzprojekt in Südostasien zu überweisen, welchen wir auf 20 Euro aufgerundet haben.
Wir hoffen, Ihr Schreiben in Ihrem Sinne beantwortet zu haben und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Mars"
Übersetzt heißt das übrigens: Noch so ein Erbsenzähler, aber wofür beschäftigen wir gut ausgebildete Praktikanten für lau.
Stromberg ist so eine deutsche "The Office"-Kopie, oder? Ich hab das glaube ich mal ein paar Sekunden lang geguckt, aber der unfreiwillige Cringe-Faktor war mir zu gross.
AntwortenLöschenHier in England gibt es eine Fernsehwerbung fuer Energiesparen, in der Leute ihren Thermostat runterdrehen, Standby ausschalten usw, und durch die dadurch gesparte Energie gehen auf einmal in verschiedenen Schlafzimmern von selbst die Lichter an, und die schlafenden Menschen wachen auf und sind ganz beglueckt ueber den tollen eingesparten Strom - Das ist mal unrealistisch. Erstens ist der Strom dann ja nicht mehr gespart, wenn dadurch die Lichter leuchten, und zweitens kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand sich freuen wuerde mitten in der Nacht durch grelles Licht aus dem Schlaf gerissen zu werden. Na.
PS: New Order und Joy Division: Genie Pur. Keine Diskussion.
Stefan, dein fiktiver Brief ist brillant, und ich bin sehr gespannt, ob Mars dieses Niveau erreichen kann. Bisher hüllen sie sich in Schweigen.
AntwortenLöschenLoganoc, was ist ein „Cringe-Faktor“? Für „Stromberg“ gilt jedenfalls: Besser gut geklaut als schlecht erfunden. Ich liebe beide, „The Office“ und „Stromberg“.
Die beschriebene TV-Werbung klingt übrigens wirklich absurd lustig.
In Sachen Stromberg noch ein Hinweis auf ein Video:
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=9ilYWLkFO0U
Ich weiß gar nicht ob es diese Geschichte in den Norden geschafft hat, schließlich ist das hier im idyllischen Stuttgart(er Umland) passiert. Aber es ist echt.
Mit einem "Du bisch ein wilder Krieger, Ingo!" verabschiede ich mich ins Wochenende..
pah, schamlose schleichwerbung anti-getarnt. masterfoods zahlt wohl deine neue playstation :=)
AntwortenLöschenMist … Ich wusste, es würde irgendwann auffliegen.
AntwortenLöschenMars macht mobil, per Mail:
AntwortenLöschen„Guten Tag, Herr Wagner,
zunächst recht herzlichen Dank für Ihre sehr offenen Worte zum aktuellen Mars Spot. Stellungnahmen wie die Ihre werden in unserem Hause sehr ernst genommen.
Daher einige Informationen zum Hintergrund des Werbespots: In dem Spot soll auf der symbolischen Ebene gezeigt werden, dass man mit Mars mehr körperliche und mentale Energie bekommt.
Wie viele Werbemittel, wurde auch dieser Spot vor dem Einsatz gezielt dem Konsumentenurteil ausgesetzt. In diesen breit angelegten Tests war die Handlung an sich nicht als negativ oder unpassend angesehen worden.
Im Übrigen nehmen wir Umweltschutz und sorgfältigen Umgang mit Ressourcen sehr ernst. So sind unsere Standorte nach ISO 14000 zertifiziert und der Produktionsstandort in Viersen wurde mit dem Ökoprofit der Stadt Viersen ausgezeichnet.
Es wäre schön, wenn Sie den Mars Spot nach diesen Ausführungen mit anderen Augen sehen könnten.
Freundlichen Gruß aus Viersen
B. T.
Masterfoods GmbH
Kundenbetreuung “