26 Dezember 2006

Die Tränen schlafender Vögel

Auf dem Weg ins Kino kommen wir am Stephansplatz an einem Buchantiquariat vorbei. Im Schaufenster fesselt uns neben dem gruselig interessanten „Röntgen-Atlas der Kriegsverletzungen“ von 1916 vor allem der „Chronologische Raupen-Kalender“.

Die augenscheinlich gut erhaltene vierte Auflage desselben stammt aus dem Jahr 1852, verheißt die „Naturgeschichte aller europäischen Raupen“ und kostet 420 Euro.


Das Schönste: Der Autor heißt ausgerechnet Christian Friedrich Vogel

Dabei fällt mir eine kleine wissenschaftliche Meldung aus der Sonntagszeitung ein. Auf Madagaskar nämlich, heißt es dort in unangemessen dürren Worten, lebten Nachtfalter, die tränken allnächtlich die Tränen schlafender Vögel.

Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Und wenn ich irgendwann wieder mal ein Gedicht schreiben sollte, dann werden die madagassischen Nachtfalter darin vorkommen.


Auch wenn sie natürlich nur versuchen, ihren Salzbedarf zu decken.

7 Kommentare:

  1. Du hast mal Gedichte geschrieben?
    Her damit!

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  2. Oooooh nein. Allerhöchstens hinter den Kulissen und unter Zusicherung höchster Verschwiegenheit … ;-)

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  3. Die Verwendung von "dürren Worten" in der wissenschaftlichen Meldung finde ich sinnvoll. Imvho, nichts ist stärker als die Bilder, die beim Lesen des Artikels ohne Kommentar entstehen.

    Vielleicht hat der Chefredakteur den Artikel aber auch gnadenlos gekürzt ;-)

    btw: Ich erlaube mir, noch etwas tierisches zu erwähnen: Die Affen in unserem heimischen Zoo paaren sich nicht mehr. Da sie aus Zirkussen, privaten Besitzen und sonstigen unnatürlichen Umgebungen stammen, haben sie allesamt verlernt, wie man "es" macht. Oder um wörtlich in Deinem heutigen Blog zu bleiben - wie Affen vögeln könnten. In China schauen Pandabären längst Pandapornos, um ihn Stimmung zu kommen. Brehm und Sielmann können auch nicht mehr helfen. Ideas welcome.

    btw 2: Bitte setze mich auf den Gedichtsverteiler. Diskretion ist zugesichert.

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  4. So, die Schwarte wäre bestellt bei Menheer Junk. Hoffentlich taugt es was, 450 Euronen sind ja nicht gerade ein Schnäppchen!

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  5. @joshuatree: Ach, wenn wir uns inzwischen schon ohne Sex reproduzieren können (Klonen, in vitro Fertilisation), dann können die feinen Herrschaften Tiere ja wohl auch damit zufrieden sein.

    @poodle: Das nenne ich schwäbische Tatkraft, bravo! Und wenn Sie schon mal beim Beschaffen sind: Könnten Sie mir vielleicht ein paar Tränen madagassischer Vögel organisieren? Damit würde ich mir gern gelegentlich ein Supersüppchen salzen.

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  6. *heiligen Schwur ablegt*
    meine Mailadresse hast du ja ;)

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  7. ... schönes Buch und vergleichsweise nettes Antiquariat (zumindest verglichen mit dem in der Bundesstraße, wo immer eine Frau mit Damenbart eine dicke Zigarre raucht. Aber immerhin ist dort in der Nähe ja das richtig(ere) Kino).

    Bin gespannt, auf die Gedichte, welche es demnächst an dieser Stelle zu lesen gibt.

    Beste Grüße

    bosch

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