Als ich heute morgen vom Brötchenholen zurückkam, erwartete mich direkt vorm Haus etwas überaus Schockierendes: ein freier Parkplatz. Mit zitternden Händen kramte ich die Kamera aus der Tasche; das musste ich dokumentieren, sonst würde mir ja niemand glauben. Ein freier Parkplatz, auf St. Pauli, in der Seilerstraße! Ich knipste und knipste, mal hoch, mal quer, und vergaß meine abfrierenden Fingerkuppen.
Wie man an der von Schnee und Eis verschonten Stelle gut ablesen kann, hatte ein Wagen tagelang diesen Parkplatz zäh verteidigt. Mindestens seit Dienstag, als das große Schneien einsetzte, wahrscheinlich länger. Doch was mag den Fahrer bloß bewogen haben, einzusteigen und wegzufahren?
Es gibt kaum Szenarien, die plausibel klingen – vielleicht erhielt er die Nachricht von Papas Herzinfarkt und musste überstürzt nach Oberbayern. Oder jemand vandalisierte den Wagen bis zur Werkstattreife. Die wahrscheinlichste Theorie: Er wurde geklaut.
Ja, so muss es sein. Aber wieso parkte dann nicht nach den üblichen rund acht Sekunden der nächste dort? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr kommt mir das alles surreal vor, wie ein Wunder. Fast wünsche ich, wir hätten noch unseren Fiat Uno. Einfach nur, um jetzt in diese Parklücke fahren zu können. Ich würde den Motor abstellen, die Augen schließen und ganz still dasitzen, minutenlang. Zen à la Automobil.
Als ich wenig später vom Balkon aus noch mal runterschaue, steht ein BMW dort. Es ist, als hätte es die Lücke nie gegeben. Gut, dass ich sie fotografiert habe, das kann mir keiner mehr nehmen.
Ex cathedra: Die Top 3 der größten Songs über Verkehrsmittel
1. „Proud Mary“ von Creedence Clearwater Revival
2. „The letter“ von The Box Tops
3. „One piece at a time“ von Johnny Cash
Der erscheint ganz schön oft, der Herr Käsch.
AntwortenLöschenIch musste grade laut lachen bzgl. der Assoziation von Verkehrsmitteln und "Proud Mary" von CCR.
AntwortenLöschen*wwiaxxep*
Und ich Idiot kurve auf der anderen Rückseite der Reeperbahn stundenlang um den Block ...
AntwortenLöschen@ Opa, was will man machen? Er war ja auch ein Großer, der Johnny. Am Donnerstag alle in „Walk the line“ gehen, nicht wahr?
AntwortenLöschenWas ist eigentlich los mit Ihrem Blog? Seit gestern scheint der Club der halbtoten Dichter zur Gänze verschieden zu sein.
@ joshua, die stolze Mary war ja ein Mississippidampfer; sie hat es verdient, in diese Liste aufgenommen zu werden.
@ david, so ein Parklückenzeitfenster steht wahrscheinlich nur einmal im Jahr für wenige selige Minuten offen. Ich möchte also gar nicht erst Hoffnung wecken auf eine Wiederholung des Wunders.
Hat sie definitiv, Matt. Sie hat mir sogar damals rudimentär das Schlagzeugspielen beigebracht. In der Schülerband mit 13.
AntwortenLöschenMoin!
AntwortenLöschenIch kurvte auch 3x durch die Seilerstraße, musste dann in die teure Hotelgarage fahren. Brrrrr!
anonym, Parken in der Seilerstraße wäre dich noch teurer gekommen. Die Plätze sind am Wochenende für Anwohner reserviert, was Auswärtige gern ignorieren – mit empfindlichen finanziellen Folgen. Aber der Umbau des Spielbudenplatzes muss ja irgendwie finanziert werden.
AntwortenLöschenund nur fünf straßen weiter - im karoviertel - ist man beleidigt, wenn man mal nicht vor der tür parken kann ... :-)
AntwortenLöschendafür haben wir keine sexshops.
Das Wunderbare im Profanen. Schauen Sie besser morgen gleich wieder nach, oft kündigt sich das Göttliche durch wunderbare Vorzeichen an. Eine Marienerscheinung auf St.Pauli, das wäre es doch. Und Sie bloggen live.
AntwortenLöschenSie werden lachen, Frau Modeste, solche Erscheinungen gibt es tatsächlich auf St Pauli. Erst kürzlich hatte ich eine. Es war zwar nicht die Unbefeckte, sondern der Gottfried Benn mit 500 Beinen. Das hat mich glatt eine Weile vom Blog gehauen.
AntwortenLöschenFrau Modeste, ich garantiere ggflls. eine wahrheitsgetreue Berichterstattung. Dann möchte ich aber bitteschön auch mal vierstellige Besucherzahlen sehen.
AntwortenLöschenOpa, mit dieser Erklärung ist Ihre Blogabsenz natürlich erklärlich. Was den Entbehrungsschmerz aber nicht nachträglich mindert.
oh ja parkplätze. mein kleines Auto steht seit 2 Wochen direkt vor meiner Haustür - ich glaub ich fahr da nie wieder weg :)
AntwortenLöschenZweifellos eine Überlegung, die viele Probleme lösen würde. Allerdings würfe sie grundsätzliche Fragen nach dem Sinn von Automobilen auf, doch ich will nicht kleinlich sein.
AntwortenLöschenGottfried Benn, Allmächtiger! Den nehme ich, Wesen oder Erscheinung, sogar mit nur zwei - ach was: Nur einem Bein.
AntwortenLöschenIch erwarte Details, wenn möglich Lichtbilder.
Nach Möglichkeit werde ich sogar Tondokumente liefern. Meine Kamera kann sogar Filmchen!
AntwortenLöschenIch würde Sie gerne einladen, Frau Modeste:
AntwortenLöschenhttp://cdhd.twoday.net/stories/1496386/
I love the photo. Mystery how the car left no tire tracks when it was leaving. Quirky, I really like it.
AntwortenLöschenSometimes even cars seem to experience ascension … ;-)
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