Neulich las ich auf einer Nachrichtenwebseite gerade in einem Satz das Wort „Comeback“, während im Hintergrund Coldplay lief – und deren Sänger Chris Martin exakt in dieser Sekunde das Wort „Comeback“ lippensynchron sang. Ich war frappiert bis an den Rand der Esoterik.
Es gibt eben Zufälle, die gibt’s gar nicht, aber wie wir alle schon lange wissen, kommt, wenn man unendlich lange eine Horde Schimpansen auf Schreibmaschinen rumhampeln lässt, halt irgendwann „Faust 1“ dabei raus. Das ist auch kein Zufall, nein: That’s statistics, stupid!
In puncto Zufälle kann ich aber noch ein weiteres Ereignis beisteuern, das sich, wenn ich mich recht erinnere, auch noch am selben Abend zutrug wie Chris Martins „Comeback“-Singen bei meinem Lesen des Wortes auf einer Nachrichtenseite. An eben jenem Abend nämlich nahm ich im Bad die Elektrozahnbürste aus der Halterung und stieß dabei versehentlich Ms. Columbos Ring an, der auf der Ablage lag.
Wie in Zeitlupe sah ich das unschätzbar wertvolle Stück ins Waschbecken fallen und dort das metallisch tuende, aber federleichte Plastiksieb, welches bis dahin ohne Fehl und Tadel den Abfluss bewacht hatte, sanft anstupsen und beiseite stoßen, woraufhin der Ring umstandslos im Abfluss verschwand.
Man mag sich meinen Schrecken ob dieses ebenso unwahrscheinlichen wie doch soeben eingetretenen Ereignisverlaufs vorstellen. Ich war wie erstarrt, vermochte aber noch ein halb ersticktes „Oh nein!“ hervorzupressen, was Ms. Columbo auf den Plan rief.
Im Hinausstürzen – „Ich brauche eine Rohrzange!“ – und wieder Herbeieilen hechelte ich ihr die unglaubwürdige Geschiche vor, und schon hatte ich den Haupthahn abgedreht, das Siphon abgeschraubt und panisch nach dem Ring gefischt.
Natürlich fand er sich in der exakt dafür eingebauten Rohrbiegung, und mit zitternden Fingern legte ich ihn Ms. Columbo in die zarte Hand. Aber es war gar nicht – wie von mir die ganze Zeit befürchtet – der ideell unersetzliche Ehering, sondern irgendein schmuckes Modeschmuckteil aus Kunststoff. Was plötzlich ihre Gelassenheit recht plausibel erklärte.
Am Grad meiner Panik hätte das möglicherweise einiges geändert, doch dafür hätte ich erheblich früher davon Kenntnis erlangen müssen.
So viel zur Macht des Zufalls. Chris Martin würde mich verstehen, wenn er diesen Blogeintrag läse. Aber das wiederum ist noch unwahrscheinlicher, als wenn ein Ring sich im Waschbecken den Weg in den Abfluss durch Wegstupsen des Siebs bahnte.
Andererseits: Wenn Martin unendlich viel Zeit damit verbrächte, Blogs zu lesen, stieße er unweigerlich spätestens am Sanktnimmerleinstag auch auf diesen Eintrag, und zwar nicht zu seinem Schaden.
Irgendwie tröstet mich das.