26 April 2008

Fundstücke (37)

Nannte man so etwas früher nicht schlicht und einfach „Kokain“?



Und brauchte man dafür früher nicht schlicht und einfach eine Kreditkarte und einen Rasierspiegel?



(Entdeckt bei Penny in Ottensen.)

25 April 2008

Womma versus Euter

Zwar nutze ich keine Statistiksoftware, die mir eine überzeitliche Hitliste der heißesten Beiträge dieses Blogs zusammenstellte. Doch der gefühlte Spitzenreiter auf der Beliebtheitsskala – also quasi der Smashhit – war bisher ein Text mit dem Titel „Geile Euter im Takt der Ekstase“.

Dafür habe ich keinerlei Erklärung. Tatsache ist aber: Praktisch immer wenn ich nachschaue, wie viele Menschen sich momentan hier tummeln und was sie gerade lesen, wippt mindestens einer mit im Takt.

Bis vor kurzem. Denn neuerdings werden die geilen Euter akut bedroht vom Newcomer „Womma ficken?“. Ständig liest irgendeine(r) diesen Text, das Teil ist ein verdammter Shootingstar – natürlich auf Kosten der Euter.

Das alles ist natürlich ebenfalls nur ein gefühlter Eindruck, denn wie gesagt: Eine Statistiksoftware, die so etwas wissenschaftlich solide abklopfte, läuft hier nicht mit.

Übrigens wird dieser Eintrag, obgleich er klar auf der Metaebene angesiedelt ist, die künftigen Ergebnisse grob verfälschen. Das leite ich aus Heisenbergs Unschärferelation ab, die zwar auf dem Gebiet der Physik entwickelt wurde, hier aber kurzerhand in die Sphäre des gemeinen Googlehupfs übertragen werden soll.


Denn dieser Text hier enthält alle entscheidenden Keywords, wenn ich diesen griffigen Begriff einmal ausnahmsweise verwenden darf, sogar in kumulierter Form. Und das ist ein klarer Vorteil beim survival of the hottest.

Künftig dürfte also praktisch immer wenn ich nachschaue, wie viele Menschen sich momentan hier tummeln und was sie gerade lesen, mindestens einer dem Studium dieser verschraubten Erörterung widmen.

Vielleicht macht es ihn klüger, wer weiß. Eins jedenfalls ist seit heute sicher: Es wird Frühling – der Regen wird wärmer.


Foto: Klowand im Millerntorstadion. Dieser Sexsucher war bestimmt auch schon mal hier. Wer Handy hat, hat auch Web.

23 April 2008

„Sie sind seltsam!“

Schon wieder einmal (neudeutsch: „einmal mehr“) habe ich mich aufgeregt. Das Ergebnis meiner Schnappatmung schlug sich umgehend hier nieder.

Auch Kramer regte sich gestern Abend auf, und zwar in einer Kneipe namens Goldfischglas. Das 2,60 Euro teure Bier wird dort in Gläsern serviert, auf denen lediglich der Kneipenname „Goldfischglas“ steht, aber nicht die Biermarke.

Kramer fragte deshalb nach der Sorte und erhielt als Antwort: „Oettinger.“ Das brachte den sowieso zum Extremismus neigenden Halsbartzausel völlig aus der Fassung. Noch heute im Büro war der arme Mann auf 180+.

„Oettinger? Diese Pisse aus dem Supermarkt? Für 2,60??? Ich will ein Becks!“, will er der Bedienung, einem Mann fernöstlicher Herkunft, hocherregt entgegengeschleudert haben.

Großartig war allerdings die Reaktion des stellvertretend beschimpften Asiaten. Zunächst entzog er Kramer das Bier. Dann sagte er: „Ich bediene Sie nicht mehl. Sie sind seltsam!“

Das freilich hätte ich dem Mann auch vorher sagen können.

Ein Nachteil des Rauchverbots (der einzige)

Im Sam's am Großneumarkt, wo ich einsam und alleine zur Fußballübertragung von Premiere auflaufe, bin ich mal wieder der Einzige weit und breit, der zum Fußball Wein trinkt.

Der diesbezügliche Spott des bierdogmatischen Franken ist mir seit Jahren gewiss und wäre es auch heute Abend, doch er hat ebenso wie A. mein Begehr nach gemeinsamem Fußballgucken ignoriert, und die beiden fremden Herren am Nachbartisch scheinen meine Marotte tapfer zu tolerieren. Solange sie weiter Bier trinken und zum Rauchen rausgehen dürfen: bitte schön, kein Problem.

Irgendwann während der zweiten Halbzeit scheinen sie den Tisch endgültig zu verlassen, was mich zum entschlossenen Entern der deutlich näher am Plasmamonitor gelegenen Sitzgelegenheit animiert. Doch erneut waren sie nur zum Rauchen draußen.

Sie kommen zurück, und ich muss weitschweifig um Erlaubnis bitten, an ihrem angestammten Tisch sitzen bleiben zu dürfen. Es sind freundliche Herren, sie dulden die Bedrückung meiner Anwesenheit klaglos, ja sogar mit hanseatischer Würde, doch früher – vor dem Rauchverbot – war das alles anders und einfacher.

Wer damals seinen Tisch verließ, der war gegangen, definitiv, der kam nicht wieder, dort konnte man ungeschoren und undiskutierbar Platz nehmen. Jetzt aber ist alles ungewiss, im Schwange, jederzeit widerrufbar.

Das stört mich am Rauchverbot. Alles andere freilich freut mich. Darauf noch einen Wein, trotz des imaginären Spotts des Franken. Aber er ist ja nicht da, er hat meine Bitte ums gemeinsame Champions-League-Übertragungsgucken abschlägig beschieden.

Dafür verpasst er zu recht ein Ausgleichseigentor in der 95. Minute, und das gönne ich ihm, von Herzen.


21 April 2008

Vier Lesben auf der Reeperbahn

Während des Auftritts von Turner Cody in der Großen Freiheit denke ich: Jeder Künstler ist auf jeden Fall einmalig, doch nur die wenigsten sind wirklich originell. Zweifellos ein Satz fürs Poesiealbum.

Dann kommt auch schon das Hauptprogramm: Adam Green. „How do you call four lesbians on the Reeperbahn?“, fragt er uns. Keiner weiß die Antwort. Die gibt dann Green: „The Beatles!“

Keiner lacht. Warum auch? Der Green’sche Humor ist relativ hermetisch, und ich fotografiere lieber meine Füße, die auf faszinierende Weise von den Deckenspots ausgeleuchtet werden. Das Faszinierende daran erschließt sich sicherlich nur mir, was eine Verwandschaft zu Adam Greens Humor herstellt, schon klar.

Um einen Song mitfilmen zu können, stelle ich meinen Bierbecher auf einer Holzbank ab, und exakt 1,3 Sekunden danach wischt ein euphorisierter Green-Jünger ihn mit einer versehentlichen spastischen Bewegung vom Brett. Merkwürdigerweise werde ich nicht nass, das hätte gepasst.

Schon okay, lächle ich dem entschuldigend blickenden Unglücksraben ohne große Wehmut zu (ich hatte bereits zwei Bier; das dritte auszutrinken wäre eh nur schädlich gewesen). Er akzeptiert den Ablass erleichtert, und ich schwinge mich aufs Rad und karriole nach Hause.

Ausnahmsweise funktioniert sogar die Vorderlampe.


Gesichtsdrillinge (13)



Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ beeinflusste nicht nur ein Album von Tokio Hotel, sondern gilt auch als ästhetische Initialzündung fürs Design der Maske aus dem Film „Scream“. Bis jetzt.

Denn heute entdeckten wir im Park an der Hospitalstraße den Ursprung für beide Motive: den abgebildeten Baum. Er ist definitv älter als Munch.

War der Norweger vielleicht mal in Hamburg? Und wenn ja, wann? Ein klarer Fall für Kunsthistoriker.

Fotos: Amazon, Wiener Lloyd


20 April 2008

Die Schleimkur



Mir sind Schmalzherzen lieber als Halsschmerzen, doch momentan verfüge ich nur über letztere. Ms. Columbo glaubt einen Kampfstoff dagegen gefunden zu haben: Eibischwurzeltee.

Von Eibisch hatte ich bisher noch nie gehört. Man setzt ihn zunächst kalt an, erläutert mir Ms. Columbo, und dann entwickelt der Eibischwurzeltee irgendwann etwas sehr Gutes gegen Halsschmerzen. Und zwar einen „ätherischen Schleim“.

Meine kindheitstraumabedingte Teephobie wird durch einen Terminus wie „ätherischer Schleim“ kaum gedämpft, ehrlich gesagt. „Ich habe ihn extra nicht richtig aufgekocht, damit der Schleim nicht getötet wird“, sagt Ms. Columbo. „Es ist eine Medizin, kein Whiskeyersatz.“

Im Volksmund, lese ich beunruhigt bei Wikipedia, nennt man die Pflanze in schonungsloser Offenheit auch Schleimwurzel. Sogar in der Bibel findet der Eibischschleim Erwähnung, wenn auch nicht in allen Übersetzungen. Bei Hiob heißt es im 6. Kapitel: „Wird Fades ohne Salz gegessen, oder ist Geschmack im Eibischschleim?“

Hätte Hiob mich das heute Nachmittag gefragt, so hätte ich „O ja!“ geantwortet – „und zwar ein um Nuancen besserer Geschmack als befürchtet.“ Zumindest wenn man das vom Erwartungsniveau eines kindheitstraumatisierten Teephobikers aus beurteilt.

Halsschmerzen habe ich übrigens immer noch, und Ms. Columbo hat schon die nächste Kanne angesetzt. Kalt natürlich, damit der Schleim nicht getötet wird.

PS: Auf ByteFM läuft heute (So.) Nachmittag um 17 Uhr das nächste von mir konzipierte, diesmal sogar geradezu komponierte Mixtape.

18 April 2008

Ins Schleudern gekommen

Unlängst veröffentlichte die Zeitschrift Datenschleuder einen Fingerabdruck unseres Bundesinnenministers Dr. Wolfgang Schäuble zur beliebigen Verwendung – die Rückseite der Reeperbahn berichtete. Natürlich orderte ich sofort ein Exemplar.

Heute traf es ein, nach erstaunlich langer Laufzeit. Den Grund erläuterte mir ein nachträglich aufgebrachter Stempel (Foto):

Der als Büchersendung verschickte Umschlag soll also in den Stahlgewittern der Postzustellung zu Schaden gekommen sein. Mit bloßem Auge war allerdings nichts Besonderes zu erkennen; höchstens ein kleiner Einriss oben rechts (Foto unten).

Doch die Post hat da gewiss einen geschulteren Blick. Nach der sicherlich ebenso sorgfältigen wie diskreten Überprüfung des Inhalts hatte man den Brief dann in eine schützende Plastikfolie eingeschweißt und mir schließlich doch noch zugestellt.

Ich nenne so etwas Dienst am Kunden – und schimpfe jeden empört einen Schelm, der Böses dabei denkt. Schließlich war der abziehbare Fingerabdruck immer noch drin in der Datenschleuder.

Das schwöre ich aufs Grundgesetz.

Ein überraschendes Bockwurstvorkommen

Wir besuchen das Konzert der Songwriterlegende James Taylor in der prunkvollsten Konzertstätte Hamburgs, der Laeiszhalle. Tayor wird meine nächste Kerbe im Colt, ich habe sein „Fire and rain“ mal sehr geliebt.

Oben auf dem Balkon stellt eine Frau ihr Glas Bier auf dem schmalen Geländer ab, um ihre Jacke auszuziehen. Automatisch wandert mein Blick abwärts Richtung Parkett.

Dort, fünf Meter tiefer, sitzen sie, die Kandidaten für den Schädelbruch. Erstaunlich viele Männer mit Glatze sind dabei. Ideale Opfer.

Die Frau setzt sich und greift nach dem Glas – doch es gelingt ihr unfallfrei, der nächste „Horror-Unfall“ bleibt aus.

Er hätte auch nicht gepasst zu Taylors weichen Songs; wir sind ja nicht beim Konzert von Rage Against The Machine. In der Pause gehen wir in den sogenannten Erfrischungsraum – und was wabert da dumpf, träg und prollig durch den Saal? Eine Bockwurstwolke.

In der Tat verkauft man in der prunkvollsten Konzertstätte Hamburgs an fester Nahrung ausschließlich Bockwurst mit Senf und keine Austern mit Perlen. Wir schmunzeln uns ungläubig an und halten uns an reine Flüssigkeitszufuhr (Foto).

Bald geht es auch schon weiter, und als Zugabe spielt Taylor dann wirklich „Fire and rain“.

Ein perfekter Abend. Alle im Parkett haben überlebt.


16 April 2008

Wohl wahr



Heute kam mir eine wichtige Erkenntnis, natürlich auf der Arbeit. Sie lautet:

Wenn man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht,
kann man ihn wenigstens nicht verlieren.

Eine Erkenntnis, die keinesfalls durch weitere Erörterungen verwässert werden darf. Höchstens buchstäblich – durch ein Foto der Elbe bei Blankenese.


15 April 2008

In Rosis Bar

„Ist das eine Lesbenbar?“, fragt GP irritiert. Das einzige (und zudem – wie ich aus Erfahrung weiß – falsche) Indiz dafür sind die beiden Frauen am Tresen, die mit der Wirtin schnacken. Nur sie bevölkern heute Abend Rosis Bar, die wir gleichwohl forsch betreten.

Die abgebildete Lampe über unserem Tisch wird im Lauf des Abends eine zunehmende Zahl leerer Astraflaschen gnadenlos ausleuchten, und für die Mehrzahl davon wird GP verantwortlich sein, das muss hier mal gesagt werden.

Sobald das Wochenende vorbei ist, fällt der Kiez in eine Art Schockstarre. Alles ruht, einsam wacht – ja, wer eigentlich? Höchstens die mächtige Discokugel, die unermüdlich ihre Runden dreht, über Heteros und Lesben, über Gut und Böse und über zwei Bloggern am Tisch neben dem Eingang, das ist ihr ganz egal.

Wir sitzen da, nuckeln am Astra, und GP erläutert mir irgendwelche komplexen Gedanken über Gutgemeintes, das effektlos bleibt, und Egoistisches, das anderen zugute kommt. Auf irgendeine Weise will er mich so von den Vorzügen des Kapitalismus überzeugten, doch es gelingt ihm nicht.

Solange durchdrehende Banker bei Wetten Milliarden einfahren und wir in dem Moment, wo der ganze Irrsinn explodiert, mit Steuergeldern die Wettschulden blechen müssen, ist die Strahlkraft des Kaptalismus von eher fahler Provenienz, in meinen Augen. Allerdings hält sich der Widerstand dagegen trotzdem in engen Grenzen – oder nimmt recht merkwürdige Pseudoformen an.

Nehmen wir die organisierten Spontanversammlungen namens Flashmobs: Sie stürmen Burgerläden, bestellen tausende Fleischklopse auf einmal, bezahlen ordentlich und freuen sich darüber, dass die immigrierten Mindestlohnjobber in der Küche zwei Stunden lang mal richtig ins Schwitzen kommen. Der Burgerladen bejubelt den Umsatz des Jahres – und die Kurzstreckendenker des Flashmobs glauben, ihnen wäre eine irgendwie systemkritische Aktion gelungen. Käse.

Wir ordern noch ein Astra. Draußen stöckeln zwei bonbonbunte Transen durch die Nacht, und ich sage zu GP: „Mann, bin ich froh, in einer Stadt zu leben, wo bonbonbunte Transen unbetuschelt durch die Nacht stöckeln können.“

Wir stoßen an auf diese Stadt, auf die leere Bar, auf die Frauen am Tresen, auf die Discokugel, die über uns einsam kreiselnd wacht, und dann kommt die Wirtin und räumt die leeren Astraflaschen ab, damit die ganze Szenerie ein wenig unpeinlicher aussieht.

Ich lobe sie dafür, doch sie lächelt nicht. Welch eine Stadt!

Ohne Worte (2)



(Entdeckt am Schulterblatt)

14 April 2008

Trinken, hoch und tief

Rechtzeitig zu ihrem taufrischen Ruhm als Buchautorin hat mich die alte Bekannte Jutta Vey übers Internet aufgespürt, um mit mir einen trinken zu gehen – das erste Mal seit 12 Jahren.

Wir landen in der Bar 20up im Empire Riverside Hotel (Foto). Dort, in majestätischen 60 Metern Höhe, ist der Ausblick auf den Hafen dank der gigantischen Panoramafenster so unfassbar glorios, dass sich quasi jedes Pixel des optischen Eindrucks exponentiell in den Getränkepreisen niederschlägt.

Für ein Viertel Grauburgunder berappt man hier zehn Euro, ein Preis, der sich nur durch beständiges Hinuntergucken auf den Hafen halbwegs amortisiert. Doch das tue ich natürlich nicht, wo ich doch eine taufrisch berühmte Buchautorin als Tischgast habe.

Danach verschlägt es uns in die Ritze. Sie liegt 60 Höhenmeter tiefer an der Reeperbahn, und selbstverständlich erwarten wir dort ein adäquat abgesenktes Preisniveau von zwar nicht einem 60-stel des 20up, aber doch ein erheblich niedrigeres. Für die zwei Piccolofläschchen Durchschnitts-Pinot-Grigio möchte die zentimeterdick beschminkte Wirtin Inge allerdings gloriose neun Euro pro Stück, so dass wir mit Trinkgeld exakt auf dem Riverside-Niveau landen.

Der entscheidende Unterschied liegt im Ausblick: Statt majestätischer Kreuzfahrtschiffe im Trockendock präsentiert sich uns ein Fernseher, auf dem DSF läuft, und eine Polaroidgalerie mit Autogrammen von Lisa Fitz und Jan Fedder.

Ein Grund zu gehen, zumal die im Wesentlichen von Schminke zusammengehaltene Wirtin den Stones-Song „Brown Sugar“ derart aufdreht, dass an eloquente Plaudereien nicht mehr zu denken ist.


Allerdings hatte dafür auch schon der Wein gesorgt – zumindest bei Frau Vey, deren taufrischer Ruhm sich noch ganz und gar nicht in exponentiell wachsender Trinkfestigkeit niedergeschlagen hat.

13 April 2008

Vice und Versa



Hier sehen wir eine perfide, mit viel Gespür für Details aufgestellte Falle für unkonzentrierte Postboten.

Positiver Nebeneffekt: ein nie erlahmender Nachbarschaftskontakt zwischen Maier und Meiers, Dietrich und Friedrich, Vice und Versa – denn gewiss dürfen und müssen alle immer wieder falsch eingeworfene Briefe austauschen.

Entdeckt in der Paul-Roosen-Straße.

PS: Natürlich, liebe Schlaumeier, stehen diese Namen nicht nur auf den Klingelschildern, sondern auch auf den Briefkästen.


12 April 2008

Die gemütlichsten Ecken auf St. Pauli (2)

Es ist schwer zu glauben, ich weiß. Doch dieser derangierte Hauseingang befindet sich nicht im stillgelegten Industrieviertel Ödmarschen-Süd oder am toten Ende von Katastrophenhausen, sondern mitten in der Stadt, mitten auf dem Kiez: in der Hein-Hoyer-Straße.

Selbst wenn man das Bedürfnis verspürte, diese Tür wenigstens einmal noch im Sinne ihres ursprünglichen Herstellungszweckes benutzen zu wollen, so hält einen doch ein leicht ungutes Gefühl davon ab.

Womöglich hängt das mit der Aufschrift „Power Slave hasst dich“ zusammen, doch das ist nur eine vage Theorie.

10 April 2008

Ein kleiner Anfall von Depression

Es ist furchtbar. Draußen grinst uns noch immer frech der Winter an, doch bereits in zehn Wochen werden die Tage wieder kürzer.

Dann ist der Sommer gefühlt so gut wie rum, und die Eichhörnchen in Planten un Blomen werden allmählich anfangen, Nüsse zu verstecken. Schon das allein ist zum Heulen.

Doch nur zwei Wochen nach dem Beginn des Kürzerwerdens der Tage ist auch die Europameisterschaft, auf die ich mich seit zwei Jahren freue, nur noch Erinnerung.

Es ist alles ganz furchtbar. Kann das alles mal irgendjemand stoppen, bitte?

08 April 2008

Der kleine Kotzbrocken

Vom Wohnzimmerfenster aus sehen wir einen kleinen Jungen, der sich auf den Gehweg erbricht. Ms. Columbo, die auf der Heizung sitzt, sieht ihn zuerst. „Schau mal“, sagt sie, „da kotzt ein Kind auf den Gehweg. Das kannst du verbloggen.“

Normalerweise handelt es sich bei Menschen, die sich vor unserem Haus übergeben, um Erwachsene. Diesmal nicht. Das Kind ist höchstens 12. Sein etwa gleichaltriger Freund steht teilnahmslos daneben, wendet den Blick aber nicht ab. Die Faszination des Ekels. Im Umkreis von einigen Quadratmetern hat der kleine Kotzbrocken mittlerweile drei karottenfarbene Pfützen hinterlassen.

Dann kommt eine Frau – wohl seine Mutter – und führt ihn ab. Auf die Idee, die Sauerei zu beseitigen, kommt sie nicht. So etwas ist wohl auch nicht gesetzlich geregelt, im Gegensatz zu der Sache mit den Hunden.

Wenn Waldi Groß gemacht hat, muss Frauchen theoretisch alles wieder einsammeln. Habe ich auf St. Pauli allerdings noch nie gesehen. Der Hund kackt und geht weiter, Frauchen auch. Die Leute halten sich einfach nicht mehr an die Gesetze, selbst an die sinnvollen nicht.

Vielleicht sollten wir hier wegziehen.

PS: Aus Gründen der Pietät gibt es kein Bild der Szenerie selbst, sondern das einer weiteren gemütlichen Ecke auf St. Pauli: Voilà, die Treppen der Roten Flora im Schanzenviertel.

07 April 2008

Eine poröse graue Masse



Abends bevölkern noch merkwürdigere Menschen den Penny an der Reeperbahn als vormittags. Es sind Gestalten, wie sie im Film „Blade Runner“ durch die Straßen wanken.

Schmutzige Punkpärchen stehen am Eingang und fragen: „Möchtest du uns was schenken?“ Zwischen den Regalen schlurfen obdachlose alte Männer mit löchrigen Mützen herum. Betrunkene lehnen murmelnd an den Ständen, mit toten Kippen zwischen den Lippen. Wir sind hier in Deutschland, dem Land des Aufschwungs.

Vor mir an der Kasse steht ein vielleicht 60-Jähriger. Seine verdreckte Ballonseidenjacke wird ausgebeult von einem Rücken, der ihm in Paris einen Job als Glöckner einbrächte. Oben trägt er Glatze, darunter hängen die talgglänzenden Haare kraftlos auf dem schuppenverschneiten Kragen. Auch in seinen wuchernden weißen Koteletten hängen die Reste abgestorbener Hautzellen. Doch am schlimmsten sehen seine Hände aus.

Sie glühen nicht nur feuerrot; ihre schrundigen, mit langen gelben Nägeln verzierten Finger sind zudem an den Rändern mit einer porösen grauen Masse bewachsen; vielleicht eine Bakterienkolonie, die sich hier aus Erfahrung sicher wähnt vor Attacken durch Hygieneartikel.

Ein gruseliger Anblick. Als der Mann sich mit seiner linken Hand auf dem Band abstützt und so meinem Artikel – einem kleinen Karton mit Gefrierbeuteln – sehr nahekommt, zucke ich innerlich zusammen. Was natürlich lächerlich ist: Die Beutel, in die ich demnächst Lebensmittel unterzubringen gedenke, sind ja im Karton und somit außer Gefahr, kontaminiert zu werden.

Trotzdem rücke ich die Packung unauffällig etwas weiter weg Richtung Fließbandrand, allerdings mit einem befriedigenden Gefühl der Scham. Wie muss es Notärzten gehen, die jemand wie ihn bei Bedarf wiederbeleben müssen – mit Mund-zu-Nase-Beatmung und allen Schikanen?

Als er dem Kassierer mit seiner schrundigen, rotgrauen Hand das centgenau abgezählte Kleingeld hinhält, wird mir erst bewusst, was er einkauft. Es ist nicht etwa die erwartbare Flasche Wodka oder Doppelkorn. Sondern erstaunlicherweise eine Gebäck- und Waffelmischung sowie ein Tetrapack Ice Tea (Geschmacksrichtung: Pfirsich).

Der Kassierer ist Afrikaner und trägt ein Schild mit dem Namen Boateng. So heißt auch ein Spieler des HSV. Ich frage ihn nur deswegen nicht, ob sie miteinander verwandt sind, weil es mir peinlich wäre, der Hundertste zu sein, der ihn das fragt.

Später erlegt Ms. Columbo im Bad den ersten Moskito des Jahres.

06 April 2008

Der Fischmarkt und die Folgen



„Lass uns mal wieder zum Fischmarkt gehen“, hatte Ms. Columbo heute früh zu mir gesagt, „einfach mal gucken, nichts weiter.“

Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch um 50 Euro reicher gewesen. Und um rund 15 Kilo verderblicher Lebensmittel ärmer.


(Die 3 Pfund Lachsfilet sind übrigens nicht Bestandteil des abgebildeten Arrangements.)

05 April 2008

Ein Stöckchen, aber das allerallerletzte!



Eigentlich dachte ich ja, die Unsitte des Stöckchenwerfens sei endlich in Vergessenheit geraten. Und dann wirft mir dieser feine Herr Lost Moon doch mal wieder eins zu. Grrrrr. Doch da es ureigene Interessen berührt, gestatte ich mir selbst eine Ausnahme von der Verweigerung – obwohl es vor zwei Jahren schon einmal ein ähnliches (und besseres) Stöckchen gab und manche Antworten sich zwangsläufig ähneln.

1. Nenne einen Song, dessen Text dich ganz besonders berührt, und begründe!
„It was a very good year“ von Frank Sinatra, weil er den Lebenshunger, die Grandezza und die Tragik der menschlichen Existenz in wenigen Strophen zu starken Metaphern verdichtet.

2. Nenne einen Song, dessen Musik dich ganz besonders berührt, und begründe!
„Troll valley“ von Wavestar, die perfekte klangliche Umsetzung solch existenzieller Gefühle wie Wehmut und Geborgenheit. (Genau genommen ist das kein Song, sondern ein elektronisches Instrumental.)

3. Welchen Song hättest du gerne geschrieben und warum?
„Wedding song“ von Bob Dylan, weil es keine schönere Liebeserklärung geben kann – „when I was deep in poverty/you taught me how to give“ …

4. Nenne fünf Songs für dein Lebens-Best-of!
„Sweet thing“ von Van Morrison, „Desolation row“ von Bob Dylan, „Mary Brown“ von Dave Avin, „The postcard“ von Stephen Duffy und „Don’t let me down“ von den Beatles.

5. Und zum Schluß: Welche Musikscheibe beschützt du wie deinen Augapfel?
Alle Platten, die mir der große, unvergleichliche und sturzbetrunkene Townes Van Zandt drei Jahre vor seinem Tod höchstpersönlich signiert und manchmal mit kakteengesäumten Landstraßen bemalt hat (Foto). Reliquien, Mann!


PS: Wenn man schon nur unter Protest annimmt, sollte man das Stöckchen auch keinesfalls anderen zuwerfen, nicht einmal Amber und Anna

Schreiben und Kochen hängen zusammen

Aus einem bestimmten Grund, der hier überhaupt nichts zur Sache tut, will ich Ms. Columbo spontan zum Essen einladen.

Da, wo früher unser Lieblingsitaliener Pesco Mare residierte, gibt es wieder einen potenziellen Favoriten: ein neues Restaurant namens Jolie.

Als wir vom Einkaufen zurückkommen, studieren wir draußen die Speisekarte. Sie versucht uns mit einem irrwitzigen Mix aus deutschen, italienischen und thailändischen Gerichten zu charmieren.

Tom Ka Gai koexistiert friedlich neben Ziegenquarkknödeln mit Apfelchutney, das Wiener Schnitzel zu Bratkartoffeln erträgt gelassen die Gegenwart eines Doradenfilets mit Meeresfrüchterisotto, und die hausgemachten Bärlauchravioli beduften die multikulturelle Szenerie mit dem Odeur von Güte und Toleranz.

Trotz dieses kulinarischen Wirrwarrs verfalle ich plötzlich in Schnappatmung. „Hier müssen wir hin!“, japse ich aufgeregt. „Wer das Wort Sauerampferschaumsuppe unfallfrei und deppenbindestrichlos auf die Karte kriegt, dem gelingt bestimmt auch die außergewöhnliche Zubereitung eines Spanferkelrückens mit Vulcanospeck!“

Und genauso war es auch.

04 April 2008

Fahndungsaufruf



Dieses Schreiben einer Nachbarin hängt seit heute bei uns im Treppenhaus. Der irre Frauenhasser schlug schon siebenmal zu.

Hinweise bitte an jede Polizeidienststelle – oder direkt an die zuständige Exekutive.


02 April 2008

Bockig

„Weißt du was?“, sage ich entschlossen zu Ms. Columbo, „solange niemand den letzten Eintrag kommentiert, blogge ich einfach nicht mehr weiter! Basta!“

Sie schaut mich an, als wäre ich 12 und wollte meinen Spinat nicht essen. „Ich weiß nicht“, antwortet sie dann, „ob du wirklich mit Bockigkeit die Herzen zurückgewinnst.“

Weiß ich natürlich auch nicht.


Ohne Worte (1)



(Grafitti, Zeisehallen, Altona)


01 April 2008

Schlange in Gefahr

Kaum stehen die ersten Frühlingstulpen auf unserem Balkon, erblüht jene Weichherzigkeit, die mir bisher oftmals Probleme, aber nur selten neue Freunde einbrachte.

Eine Frau im S-Bahnhof Altona nutzte das aus. „Entschuldigen Sie“, sprach sie mich an und zeigte auf die Gleise, wo eine buntes Etwas lag, das an eine Wollschlange erinnerte. „Meinen Sie, ich könnte da mal runter steigen? Das kommt von den Zulu aus Südafrika und ist mir wichtig.“

Still lauerte dort unten das Starkstromkabel, welches die S-Bahn antreibt. Ich hörte es förmlich brutzeln. Seine Gegenwart bewog mich, der Dame von ihrem Vorhaben abzuraten. Wie gesagt: frühlingshafte Weichherzigkeit.

Sie solle sich doch, empfahl ich ihr, besser an einen Bahnmitarbeiter wenden. Woraufhin sie eilends die Treppe erklomm und erst einmal verschwunden blieb. Dabei war hier doch auch ein Wärterhäuschen. Ich fand dort zwei dösende Uniformierte vor, die mein Klopfen aus dem Dämmer riss.

Meine Schilderung eines zwischen den Gleisen ruhenden wollschlangenähnlichen Etwas’ aus Südafrika stieß auf mäßiges Interesse, doch sie kamen mit. Inzwischen war mir die zweite Bahn davongefahren. Wir standen am Bahnsteig, unsere Blicke ruhten auf der Schlange, die sich wahrscheinlich auch nicht hätte träumen lassen, nach einer halben Weltreise mal am Bahnhof Altona die Nachbarschaft einer Starkstromleitung genießen zu dürfen.

Die Eigentümerin blieb erst mal weg und ich da. Das Uniformiertenduo stand dösig herum und wartete. Beide hatten Schiss; zu kurz sei die Taktfrequenz der einfahrenden Bahnen, erklärten sie maulfaul, als dass sie sich zur Rettungsaktion ins Gleis trauten. Wieder fuhr mir eine Bahn davon. Was tat ich hier, verdammt?

Ich beschloss, die Frau zu suchen, vergatterte die Bahnleute zur Bewachung meines Rades und stieg hoch in die Halle, um Ausschau zu halten. Natürlich fand ich die Frau nicht – dafür bei meiner Rückkehr aber mittlerweile vier Uniformierte am Gleisrand vor. Und da stand auch die Frau.

Einer der neu hinzugekommenen Bahnleute fischte mithilfe eines hakenbewehrten Stocks die Schlange aus dem Gleis und galt der strahlenden Besitzerin hinfort als anbetungswürdig. Dabei war ich doch wohl der Held, nicht wahr.

Die Schlange war rot und blau gemustert. Sie bestand nicht aus Wolle, wie es von oben schien, sondern aus Glasperlen, welche die Zulu kunstvoll zusammengefügt hatten, irgendwo tief in Südafrika, wo es wahrscheinlich nicht mal Starkstrom gab, geschweige denn eine S-Bahn.

30 März 2008

Ein Rechtsdrall, eindeutig

Wolfgang Schäubles Fingerabdruck (Quelle: CCC) macht mir Sorgen. Er hat eindeutig einen schlimmen Rechtsdrall, wie heute eine Analyse auf der Rückseite der Reeperbahn zweifelsfrei ergab.

Dieser feist grinsende Wirbel da rechts oben, zu dem jede Linie strebt, um den sich alles dreht: sehr, sehr bedenklich, wahrscheinlich sogar verfassungswidrig.

Deshalb kann ich als brutalstmöglicher Demokrat nur davor warnen, der leichtfertig veröffentlichten Kopieranleitung des „Chaos Computer Clubs“ auf den Leim und mit Schäubles Fingerabdruck shoppen zu gehen.

Obwohl: In den Läden von Thor Steinar könnte es vielleicht klappen. Erfahrungsberichte bitte in den Kommentaren.


Der ewige Kampf mit der Technik

Nach der Tastenkombination Apple p begann der notorisch verhaltensauffällige Multifunktionsdrucker ächzend und rödelnd mit der Arbeit. Also wie immer.

Allerdings ächzte und rötelte er enervierend lange. Er kam einfach nicht zu Potte und klang dabei immer verzweifelter. Das erregte schließlich meine Aufmerksamkeit.

Ich schaute nach und sah: Es lugte nur das obere Fünftel der Seite aus dem Dunkel seiner Eingeweide, und trotz seines Ächzens und Rödelns bewegte sie sich keinen Millimeter. Unter nicht unbeträchtlicher Mühe rupfte ich das Papier gewaltsam aus dem Schacht. Doch woran lag’s?

Wie sich herausstellte, trug ich selbst die komplette Schuld. Also wie immer. Ich hatte nämlich das Stromkabel des Laptops so zielgenau auf dem Rest des Leitungswirrwarrs im Büro abgelegt, dass es in den Papiereinzug des Multifunktionsdruckers rutschen konnte.

Und warum auch nicht? Aus Sicht eines vereinsamten Stromkabels war es dort angenehm kuschelig, wie gemacht also für eine unbehauste Leitung, die sich zurücksehnt in jene Trommel, der sie einst entsprang.

Als der Drucker dann losächzte, zog er so neben dem Blatt natürlich auch das Stromkabel mit ein, was schließlich zu Stau und Verstopfung führte. Jetzt steckte das Kabel drin im Drucker, eingeklemmt und jämmerlich.

Ich tat, was ein Mann tun muss. Zum Glück hat Ms. Columbo nicht gesehen, wie ich unter Ächzen und Rödeln versuchte, dem Schlund des Multifunktionsdruckers das Kabel wieder zu entwinden.

Am schmeichelhaftesten wäre es noch gewesen, wenn die Szenerie sie an den „Weißen Hai“ erinnert hätte. Die Chance auf „Mr. Bean“ war gleichwohl größer.

29 März 2008

Wohl doch ein Dobermann

Wer auf der Südseite der Elbchaussee wohnt, gilt gemeinhin als zu viel reich und verschwiegen, um sich auch noch mit so etwas Lästigem wie Humor abgeben zu können.

Umso erstaunter waren wir beim Anblick des abgebildeten Schildes, welches uns eingangs einer wuchtigen, vielleicht einem Gynäkologen gehörenden Elbchausseevilla vor allzu großer Nähe warnte und dies zugleich persiflierte.

Beim sprichwörtlichen Understatement der Elbhangbewohner ist dennoch nicht mit einem Pekinesen als Wachhund zu rechnen, sondern mit einem aus taktischen Gründen verniedlichten Dobermann. Wir wagten es daher nicht, in die Villa vorzudringen, um vom Südbalkon aus einen besseren Hafenblick zu gewinnen.

Heute übrigens gaben die Kollegen (und Kolleginnen!) der Stiftung Warentest bekannt, 50 Gynäkologen unter die – ähem – Lupe genommen zu haben.

Vielleicht war ja zufällig der Besitzer des bisschen Hunds dabei, aber das werden wir natürlich nie erfahren.


27 März 2008

Was ist mit Krell?

Provinzkino ist toll. Nicht wegen der Filme, die sind ja überall gleich. Sondern wegen der Provinzwerbung im Vorprogramm.

Aus Marburg etwa blieb mir die Diaschau der Glastanzdiele Hermershausen unvergesslich, vor allem wegen des Namens. Welch eine Jugend muss das sein, deren Höhepunkte (sic!) untrennbar verbunden sind mit der Glastanzdiele Hermershausen! Bis heute denke ich an diese Begegnungsstätte mit warmen Gedanken zurück, obwohl ich sie niemals aufsuchte.

Unübertroffen aber blieb jener Provinzkinospot, den ich einst im Dillenburger Gloriakino die Ehre hatte kennenlernen zu dürfen. Er kam von einer Herborner Zoohandlung namens Krell, und das Großartigste an dieser unbeholfen hintereinander drein stolpernden Bilderfolge war der wirklich unübertreffliche Claim, auf den selbst eine Spitzenagentur wie Scholz & Friends niemals gekommen wäre.

Er lautete: „Hast du ein Heimtier, liebt Krell auch dein Tier.“

Vorgestern waren wir wieder einmal im Gloria in Dillenburg. Wir warteten auf Krells neusten Werbespot. Es war klar: Er wäre der Höhepunkt des Abends. Wir warteten. Doch er kam nicht.

Das hat echt den ganzen Film überschattet.

PS: Wenigstens gelang mir danach auf der Heimfahrt irgendwo vor Hannover das abgebildete Foto, und das bei Tempo 150. Ist aber nur ein kleiner Trost.

26 März 2008

Unter Beschuss

Jeder Kleiderkauf ist nichts anderes als ein Versprechen an den eigenen Körper, ihn in der nächsten Zeit keinen besonderen Verformungen auszusetzen.

Wenn wir – wie in den vergangenen Tagen – bei der Familie in Hessen sind, ist ein solches Versprechen gleichsam unter Artilleriebeschuss. Denn wir sehen uns einem Trommelfeuer kulinarischer Angebote ausgesetzt.

Man bombardiert uns schon zum Frühstück mit Bergen von Brot und Brötchen, Käsesorten sonder Zahl, zu schweigen von Schinken, Räucherlachs und Aufstrich. Und dort, wo wir Deckung vermuten, geraten wir augenblicklich ins Sperrfeuer der Auflauf- und Dessertangebote.

Die Flucht ins Freie wäre eine Option, doch nur eine theoretische: ein massiver Wintereinbruch hier am Fuß des Westerwalds kettet uns unerbittlich ans Haus. Wir haben also nur die Wahl zwischen Schlaraffenland und Stalingrad – und natürlich der Flucht ins kulinarisch befriedete Hamburg.

Dort werden wir sofort testen, ob noch alle Hosen passen.

23 März 2008

Letzte Geheimnisse: Das Herrenklo (8)



Warum der Bistrobetreiber im Jenischpark einen Gag namens „Toilettentennis“ für eine gute Idee hielt: keine Ahnung. Es ist nämlich eine dumme Idee. Dadurch verbringt man viel mehr Zeit auf dem Lokus, dabei sollte man doch mehr Zeit im Bistro verbringen, konsumierend.

Der Aufforderung an den Kabinenwänden, doch mal nach links zu schauen, dann nach rechts und so weiter und so fort, folgt man als höflicher Mensch nämlich allzu bereitwillig. Und irgendwann ruft die Gattin die Feuerwehr, weil man festhängt im Höflichkeitsloop. Ich freilich konnte mit eiserner Willensstärke und der Hilfe meines Fotoapparates den Teufelskreis innerhalb eines vertretbaren Zeitraums durchbrechen.

Trotzdem haben wir im Bistro nichts konsumiert. Das Wetter war einfach zu schön, um etwas anderes zu tun als unter Bäumen einherzuwandeln und über Wiesen zu streunen, während im Süden die Elbe funkelte wie die zu einem Riesenhaufen milchiger Scherben zertrümmerte Scheibe einer Bushaltestelle an der Susettestraße.

Das wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, die Haltestelle erreichten wir erst zwei Stunden später.

22 März 2008

Die Lösung: ein Tag im Februar

Früher, als es noch kein Internet gab, da gratulierten dir zum Geburtstag nur Familie, Freunde, Kollegen, und zwar persönlich oder am Telefon. Heute ist das anders, ganz anders.

Per Mail beglückwünschten mich nämlich heute diverse Blogkommentatoren, die ich im ganzen Leben noch nicht gesehen habe, einige Xing-Kontakte und Xing selber, aus irgendeinem bizarren Grund das Schwab-Onlineteam, außerdem diverse Leute von wer-kennt-wen.de und welche von stayfriends.de, darunter sogar Ms. Columbo (!).


Des weiteren gratulierte stayfriends selber, peinlicherweise auch der HSV in Gestalt von Romeo Castelen, Joris Mathijsen und einem grenzdebil wirkenden Tierkostüm namens Hermann (Foto), ebenso mein Versicherungsagent (wieso habe ich so was?), der Fanclub Nationalmannschaft sowie eine meiner zwei Onlinebanken (warum nicht die andere?? Memo: dort Konto kündigen!).

Mindestens drei virtuelle Torten sorgten dabei für die völlige Verfettung meines Posteingangs. Eine Torte trug neben den obligaten Kerzen sogar meinen Namen und kam von der fürsorglichen Onlinebank (Memo: Beträge von der vergesslichen Bank dorthin transferieren!).

Mich beschleicht das leise Gefühl, einige Male zu oft mein Geburtsdatum irgendwo hinterlassen zu haben. (Memo: Wenn schon, dann beim nächsten Mal unbedingt den 29. Februar eintragen!)

PS: Morgen um 17 Uhr (also Sonntag, 23. 3.) läuft die nächste von mir konzipierte Radiosendung auf ByteFM. Es gibt sehr, sehr schöne Musik zu hören. Ich weiß das, ich kenne sie ja schon.

21 März 2008

Die Farbe des Blutes



Wir haben gerade „No Country for old Men“ gesehen, einen Film mit vielen Toten, klaffenden Wunden und Knochen, die aus Unterarmen ragen.

So etwas sensibilisert. Und vielleicht fallen mir deshalb zum ersten Mal in all den Jahren die gesprenkelten roten Flecken am ansonsten weißen (nun ja: ehemals weißen) Türrahmen zum Schlafzimmer auf.

„Sag mal“, sinniere ich starren Blicks aufs corpus delicti, „ist das Blut?“ Ms. Columbo schaut hoch. „Quatsch“, sagt sie vielleicht eine Spur zu schnell, „die Türen waren doch alle mal rot. Da kommt nur die Farbe durch.“

Ich schaue immer noch hin. Die Flecken liegen ziemlich weit oben, direkt unterm Querbalken. Sie sehen aus wie eingetrocknet.

Ms. Columbo schaut auch noch mal hoch. „Ich hoffe mal“, sagt sie dann auffällig leise, „dass meine Theorie stimmt.“

Kino ist schon eine großartige Sache.

Spam siegt auf ganzer Linie



Verdammt! Da habe ich meinen Spamfilter jahrelang trainiert, ihn sogar auf die letzte denkbare „Viiiååååå@@@gr@@“-Variante feinjustiert – und dann diese Mail von heute, die alle Sicherheitsschleusen passierte.

Ich meine: Auf alles kann man sich einstellen, aber doch nicht auf eine hochgestellte 3 als Abschluss einer zusammenfantasierten Absenderangabe!

Ich gebe auf, Mr. Spam hat gewonnen. Wo bekomme ich noch mal billig Cialis, oder wie das heißt? Egal: Her damit.

19 März 2008

„Why do you call her schlampe?“



Der skurrile und lyrisch sehr sexfixierte Songwriter Adam Green hat ein neues Album. Aus diesem Anlass hatten wir die naheliegende Idee (auf die aber sonst noch niemand gekommen ist), mit ihm über den Kiez zu ziehen, ihn in Sexshops zu schleppen und mal zu schauen, wie der gute Green in realo mit der großen weiten Welt des Schlüpfrigen umgeht.

Das Ergebnis gibt es im Clip zu sehen. In der schönsten Szene versucht er in der Kondomerie am Spielbudenplatz eine „Vagina in a flashlight“ zu kaufen. Die Verkäuferin – obgleich hartgesotten – versteht nur Bahnhof. Also übersetzt mein Kollege Greens Wunsch und fragt nach einer „Taschenlampenvagina“. Worauf der Künstler sich merklich überrascht umdreht und sagt: „Why do you call her schlampe?“

Tja, Kommunikation krankt eben allzu oft daran, dass sie nicht verstanden wird. Was mich auf Sibylle Bergs letzten Brief bringt, in dem es ums Verreisen geht. Er endet mit dem Satz: „Ich bin jeweils fast zu Tränen gerührt, wenn ich wieder daheim bin, wo sich auch keiner für mich interessiert – aber wenigstens in einer Sprache, die ich verstehe.“


Zwischen Wodka und Bionade

Ja, es ist wirklich schön, auf dem Kiez zu wohnen. Das gilt natürlich ganz generell (den Beweis führe ich seit September 2005 – siehe Monatsleiste links) – und speziell dann, wenn man zu einer sog. „Listening Session“ in Rosi’s Bar eingeladen ist, die nur hundert Schritte von der Wohnung entfernt liegt.

Uns wird die neue Platte von In Extremo vorgespielt. Dazu gibt es Häppchen vom Buffet (Foto), und der Gitarrist läuft ein ums andere Mal mit Wodkatabletts herum. Hicks.

Zwischendurch gibt Sänger Michael Robert Rhein den sympathischen Rockproll. Wenn er seine Sitzbank verlassen will, benutzt er sie als Treppe und steigt über die Lehne. Und natürlich legt er die Füße auf den Tisch. Nur eins passt nichts ins Bild: Er trinkt Bionade.

Aber immerhin süffelt er auch den Wodka vom Tablett des Gitarristen, was ich zum traulichen Prosit nutze. Ich frage den Mittelaltermann, wohin er denn mit einer Zeitmaschine reisen würde.

Eine natürlich eher rhetorische Frage, denn der Mann zog schon früh als Gaukler und Feuerspucker über die Mittelaltermärkte und seit zehn Jahren als Sänger mit In Extremo durch die Welt – einer Band, die Marktsackpfeifen, Trumscheit und Schalmeien mit Krachgitarren verbindet.

Seine Antwort ernüchtert mich zwar nicht, überrascht aber doch. Denn so hat mir noch keiner geantwortet. „Ich glaube“, sagt Herr Rhein, „ich bliebe hier.“

Amtliche Aussage. Darauf noch einen Wodka.

18 März 2008

Buenos dias, Eiermann!

Allmählich steigt das Fußballfieber. Der Franke ist ein perfekter Indikator für diese zuverlässig alle zwei Jahre auftretende Erkrankung. Bereits heute, gut 80 Tage vorm Anpfiff, steht er doch wahrhaftig mitten im Büro und röhrt mit einer Intonierung, die in seiner Welt wohl als kehlige Inbrunst durchgeht, „Buenos dias, Argentina“.

Der gleichnamige WM-Song war 1978 sogar in der Schweiz ein Hit, obwohl zweierlei ernstlich dagegensprach, nämlich die Interpreten: Udo Jürgens (ein Österreicher!) und unsere Fußballnationalmannschaft (Deutsche!).

Immer wieder jedenfalls krakeelt der Franke den Refrain, weil dem volkstümlichen Langzeitgedächtnisverächter alle anderen Fußballsongs entfallen und von diesem hier nur die zitierten Textfetzen erinnerlich sind.

Statt die unwürdige akustische Umweltverschmutzung sofort zu unterlassen, wie wir es scharf fordern, oder wenigstens zwischendurch mal auf „Fußball ist unser Leben“ umzuschwenken, beharrt der fränkische Outlaw unablässig auf „Buenos dias, Argentina!“, als hätte seine Platte einen Sprung, und in gewisser Weise hat sie das ja auch.

Mittlerweile ist die Nacht heraufgezogen, alles ist ruhig und still – nur in meinem Kopf nicht. Dort nämlich hat sich „Buenos dias, Argentina!“ festgebissen, in der grauenerregenden Interpretation des Franken.

Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie damals, als eine sonische Vollpest namens „Hier kommt der Eiermann“ mich während des einwöchigen (!) Zivildienstlehrgangs „Techniken des gewaltlosen Widerstands“ in den Wahnsinn trieb und sämtliche Kursziele mühelos pulverisierte.

Es ist gefährlich, überhaupt darüber zu schreiben. Ich bin wie ein trockener Alkoholiker. Der kleinste Ton, und der Eiermann kommt zurück.

Klingelingeling … Habt ihr das auch gehört …? O mein GOTT …


16 März 2008

Flaggen sehen immer gut aus

Besonders arm dran war der Messie, der wirklich ÜBERHAUPT NICHTS wegschmeißen konnte – nicht mal Spammails, haha …

Zu dieser Spezies gehöre ich nicht, trotzdem bewog mich die Skurrilität der gestrigen Müllpost, sie erst einmal zu behalten. Schon der Betreff weckte Neugier: „Was Ihnen fehlt ist ein Flaggenmast mit Nationalflagge was immer gut aussieht.

Dieser Mangel in meinem Leben war mir noch nicht aufgefallen. Das Angebot entpuppte sich dann als wirklich verlockend. Der eingefärbte Stoff werde, hieß es, mitsamt „Einbaubuchse (Bodenhuelse)“ geliefert sowie mit „Seilbeschlaegen und Hissvorrichtung“.

Wenn die Verarbeitung sich aber auf dem Niveau der Orthografie im Mailbetreff bewegt, dann zerfleddert die Flagge bestimmt beim ersten Frühlingspuster. Das Angebotsfeature „Auch andere Nationen lieferbar“ versöhnte mich dann aber rasch wieder. Man muss als Kunde des Spammers also nicht mal deutscher Patriot sein.

Meine Suche nach der Flagge Nordkoreas (Foto) war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Abzug in der B-Note.

15 März 2008

Zur Linkendebatte: ein Dialog (wird fortgeschrieben)

„Sag mal, marx du Lenin?“
„Irgendwie schon, trotzki Stalin.“
„Was sol i danosc machen?“
„Tja, wir sind halt alle keine Engels.“
„Es sei denn, wir haben einen halben Castro Rotwein intus.“
„Genau, und mit Mao-am macht so was erst recht quietschfidel!“
„… und frech wie Oskar.“
„Klar, Christian!“
„Okay, dann bolsche ich doch gleich in mein Wiki und lieb meinen Knecht bei einem Glas Nost. Egon: Krenz mal das Terreng ein. Und Peres, hol schon mal die Troika!“
„Du meinst wohl den Wagenknecht? Nein, ich chavez einfach nicht!“
„Wos host’n dou eyschendlisch oarbeidsmäßsch in dör DöDöÖrr gedooon?“
„Isch hon Egger gepfliegt.“

(mit Dank an meine großartigen Kommentatoren!)

Foto: Spiegel

Nur eine Rolle pro Haushalt

Recyclinghof, heute nachmittag. „WAS haben Sie da gerade reingeworfen?“, schnappt es hinter mir, nachdem ich gerade eine Druckerpatrone in die Tonne mit der Aufschrift „Toner“ geworfen habe.

Der etwa 60-jährige und erregte Mann sieht aus wie ein pensionierter Westernheld. Hamburgwettergegerbtes Gesicht, weißer Schnauzer. Nur der leuchtend orange Overall und die unkleidsame Mütze verhindern eine Verwechslung mit Jesse James.

Erregungsniveau und Aggressionsbereitschaft des Mannes passten hingegen problemlos zu „High Noon“ oder „Zwölf Fäuste für eine Halleluja“. Öffentlicher Dienst halt. Verantwortungsvolle Tätigkeit. Verhindern, dass der Plebs Plastik zu Metall schmeißt und Stinkbomben in den Korkensammelsack.

Ich drehe mich um. Drohend steht er vor mir, seine weißen Schnauzbartenden zittern angriffslustig im Frühlingswind. „Eine Druckerpatrone““, beantworte ich seine Frage mit einer Ruhe, die mir in solchen Situationen viel zu selten eigen ist.

„Das war richtig“, sagt er kleinlaut und mit jener Art Enttäuschung, die nur ein vermiedener Konflikt herbeizuführen vermag. Ich übergehe die Phase, die eigentlich der Auskostung eines Sieges vorbehalten ist, und frage, obwohl ich die Antwort schon kenne: „Wo erhalte ich denn gelbe Säcke?“

Er stapft augenblicklich voran, froh, seine Niederlage in körperliche Aktivität ummünzen zu können. Jetzt betritt er den kleinen Bürocontainer. In einem Regal liegen gelbe Säcke. Er holt drei Rollen heraus und gibt sie mir.

„Bekomme ich noch zwei mehr?“, frage ich. Und das war ein Fehler. Ein schlimmer Fehler. Der verhinderte Westernheld erstrahlt geradezu. „Nein“, sagt er. Eigentlich müsste noch etwas kommen nach dem „Nein“. Es kommt aber nichts.

„Warum denn nicht?“, frage ich. „Schauen Sie mal hier“, sagt er in einem ähnlichen Tonfall, mit dem er mich vorhin fragte, was ich da soeben in die Tonertonne geworfen hätte. Er zeigt auf einen Zettel am Regal und zitiert mit schulmeisterlicher Genugtuung: „Nur eine Rolle pro Haushalt. Und ich habe Ihnen schon drei gegeben.“

Nun erwartet er Dank, doch er stößt lediglich auf jene Gelassenheit, die nur ein Freitagnachmittag hervorzurufen vermag, wenn das Wochenende vor dir liegt und du genau weißt, dass du auch mit nur drei Rollen gelber Säcke mindestens bis zum Spätherbst durchhältst.

„Na gut“, empfehle ich mich milde. Das Tonerduell hat er verloren, das Sackduell gewonnen. Auch er darf also zufrieden ins Wochenende. Als ich gehe, sehe ich, wie seine Schnauzbartenden immer noch leicht zittern im Frühlingswind.

13 März 2008

Jackson, Tish und Staropramen

Die derzeitigen Top 3 der US-Charts sind – Luft holen – Alan Jackson, Jack Johnson und Janet Jackson, wobei Alan Jackson Janet Jackson just von der Spitze stieß und sich sogar Jack Johnson noch flugs vor Janet Jackson drängelte.

Wenn man sich diese drei Namen ein paar mal hintereinander weg vorsagt, hat man einen Knoten in der Zunge. Den hat man möglicherweise auch, wenn man nur einmal Tish Hinojosa vor sich hin sagt, doch wenigstens steckt da nirgendwo ein Jackson drin.

Tish spielt am Samstag ab 21 Uhr im McLean’s Scottish Pub in der Barner Straße 10a (Foto), der Eintrittspreis ist empörend niedrig, nämlich davon abhängig, wieviel du berappen möchtest, doch das ist Tish eh egal, sie spielt ihre Songs stets mit Hingabe und Herzenswärme, sogar auf privaten Partys auf der Rückseite der Reeperbahn.

Und was stand
damals auf dem selbstgebastelten Zettel, der auf ein Tish-Konzert hinwies und an unserer Wohnungstür hing? „Don't you dare to miss it.“ Wie sich heute herausstellt, ist der Zettel zeitlos.

Würde mich freuen, möglichst viele Leute im McLean’s Pub zu sehen. Es gibt Staropramen!

12 März 2008

Letzte Geheimnisse: Das Herrenklo (7)



Eine Meldung auf Spiegel online informierte die verblüffte Welt heute über eine Frau, die zwei Jahre lang ununterbrochen auf der Toilette saß und so allmählich mit der Brille verwuchs.

Mich mahnt diese Meldung, endlich die berüchtigte Serie mit Herrenklofotos fortzusetzen. Das heutige zeigt die wuchtige Szenerie im Sanitärbereich des Kulturhaus III&70 am Schulterblatt, die einem dort, wo man eigentlich ganz gern alleine zugange ist, eine Vielzahl sozialer Kontakte suggeriert.

Wenn man übrigens schon irgendwo festwächst, dann ist eine Toilettenbrille zweifellos die beste Wahl. Anderswo – etwa auf dem Wohnzimmersofa – könnte es schnell sehr unappetitlich werden.

„Aber warum“, sinnert Ms. Columbo noch immer über die Spon-Meldung, „hat ihr Freund bloß zwei Jahre gewartet, ehe er den Notarzt rief?“ „Vielleicht“, vermute ich, „nahm er an, sie sei tagsüber, während er arbeitete, auf übliche Weise mobil und setzte sich erst unmittelbar vor seiner Heimkehr auf die Toilette, weil sie – zum Beispiel – keine Lust mehr hatte, mit ihm zu schlafen, nach all den Jahren.“

Ms. Columbo nimmt meine Theorie mit Skepsis auf. Und die ganze Geschichte sowieso. „Ich glaube, die Meldung ist eine Ente“, sagt sie, „ein verfrühter Aprilscherz.“

Wie auch immer: Wer im Lauf von zwei Jahren festwächst auf einer Klobrille, sollte das keinesfalls auf einer x-beliebigen tun, sondern am besten auf der vom Kulturhaus III&70 am Schulterblatt.

Dort ist es einfach weniger einsam als anderswo, man hat immer Augenkontakt.

Die Ungeduldige

Gespannte Ruhe an der Fußgängerampel vorm Bahnhof Altona. Alles steht, die Autos, die Fußgänger, alle sehen rot, nur die Rechtsabbieger nicht. Jede Sekunde jedenfalls muss es für uns designierte Straßenüberquerer grün werden.

Eine junge Frau gegenüber erscheint mir besonders ungeduldig. Sie ist hibbelig, setzt den Fuß auf die Straße, zuckt zurück. Komm endlich, mach schon!, schreit sie innerlich, ich höre es ganz genau.

Doch die Fußgängerampel bleibt auf rot. Jetzt zuckt die Frau zum zweiten Mal, doch erneut übermannt sie die Unsicherheit; die Autos stehen da wie eine leise murmelnde Meute, wachsam und bereit zum Sprung, die Frau traut sich wieder nicht.

Dann schaut sie kurz unter sich, zwei Sekunden nur, doch es sind die Sekunden, in denen die Ampel endlich grün wird. Sie, die es am eiligsten von uns allen hat, verpasst den entscheidenden Moment.

Alle sind schon zwei, drei Meter weit, als sie es merkt. Sie betritt die Straße als letzte, sie hat entscheidende Sekunden verloren. Als wir uns begegnen, flucht sie innerlich, ich höre es ganz genau. Und muss grinsen, weshalb auch immer.

11 März 2008

Lose Zusammengekehrtes (2)


Wahrscheinlich denken einige Romantiker noch immer, das Leben eines Musikjournalisten sei geprägt von Sex & Drugs & Rock’n’Roll. Und tja: Manchmal ist es das auch.

„Hallo“, stand zumindest neulich in der Mail eines Plattenpromoters, „ich wollte kurz anchecken, ob das LSD-Promopack bei dir angekommen ist.“


Augenblicklich durchwühlte ich fahrig den Haufen Post. Doch nur unzählige CDs fielen mir entgegen. „Hallo, Peter“, mailte ich zurück, „bisher ist leider nichts eingetroffen, was sich schnupfen oder spritzen lässt.“


Zwei Tage später kam es dann an, das Päckchen. Drin: Das neue Album einer Band namens LSD.


In diesem Zusammenhang möchte ich einen frischkreierten Kalauer zitieren: Bei welchem Instrument ist es sogar von Vorteil, an Parkinson zu leiden? Na, bei der Zither.


Und nur, um zu beweisen, dass auch andere Blödsinn machen, und zwar unfreiwillig, ist das heutige Bild da, wo es ist.


(zu Teil 1)

09 März 2008

Ausverkauft

Zwischen Hamburg und Berlin herrscht herzliche gegenseitige Abneigung, das wissen wir alle. Doch auch zwischen Hamburg und dem jwd gelegenen München ist das so, wie wir gestern Abend rückschließen konnten.

Ms. Columbo und ich wollten im 3001-Kino den Tag ausklingen lassen. Wir standen in der Kassenschlange, als ein etwa 60-jähriges Trio vor uns die bittere Wahrheit mitgeteilt bekam: Ausverkauft. Die drei – zwei Herren und eine Dame – wollten sich jedoch nicht einfach so geschlagen geben.

„Aber die Herrschaften hier“, versuchte einer der Männer in scherzhafter Verzweiflung die Lage zu retten und zeigte auf das Paar an seiner Seite, „die sind extra aus München gekommen! Aus München!

Das 3001 liegt mitten im Schanzenviertel, der Hochburg der Alternativen, Hausbesetzer und Wasserwerferbewerfer. Und der Typ an der Kasse des 3001 ist ein durchaus typischer Schanzenviertler: Schlabberpulli, Haare auf dem Kragen, der erste Ansatz eines leicht aus dem Ruder laufenden Körperäquators.

„Aus München also“, grinst er das wahrscheinlich seit Jahrzehnten CSU wählende Trio mit liebenswertestem Hausbesetzerlächeln an. „Dann ist es ja umso erfreulicher, dass ausverkauft ist.“

08 März 2008

Voll, aber hart

Der Standbesitzer auf dem Schlachthofflohmarkt ist voll wie der Fischmarkt bei Sturmflut. Schwankend steht er hinter seinem Tisch mit Trödel und führt mit schlingernder Hand einen Kaffeebecher an die wulstigen Lippen.

Trotz seines desolaten Zustandes wagt der Mann unbeirrt den Dialog mit der Kundschaft. „Hal’ die Ssunge!“, lallt er gerade jemand an, „du biss ja behaart!“ Umsatzfördernd ist das nicht; irritiert brummelnd zieht sich der Kunde zurück.

Auch ich bin ein potenzieller Kunde, denn auf dem Tisch des Betrunkenen liegen 1969er-Ausgaben des Tittenblattes „St. Pauli Nachrichten“, dem damals Stefan Aust, Günter Wallraff und Henryk M. Broder ein ausgesprochen abgerundetes Profil verliehen.

Die ebenso historische Ausgabe der „St. Pauli Zeitung“, dem Zentralorgan der DSP (Deutsche Sexpartei), erregt gleichfalls mein Interesse, vor allem wegen des Aufmachers: „Ausscheidungs-Gruppenspiele zur Unterleibs-Olympiade“.

Wie teuer diese im wahrsten Sinn angeschmuddelten Ausgaben denn seien, frage ich den Mann. „Ssweissehn pro Schtügg“, radebrecht er mit allergrößter Mühe. Er dürfte ein leiches Opfer meiner Verhandlungskünste sein. „Och, nein“, versuche ich das ungleiche Duell zu eröffnen. Der Mann nimmt an. „DANN EHM NICH!“, brüllt er augenblicklich unter wildem Spucken, und das wirkt auf mich einschüchternd kategorisch.

Mir wird klar: Noch bevor die Schlacht losging, habe ich sie verloren. Also ziehe ich mich irritiert brummelnd zurück.

Aber nicht mit ganz leeren Händen, wie das heutige Foto beweist.

07 März 2008

„Womma ficken?“

Seit St. Pauli immer mehr zum In-Viertel wird, werden die Vermieter spürbar gieriger. Immer mehr wird es zur entscheidenden Frage, ob unser Wohnviertel als „normal“ oder „gut“ gilt. Im Mietenspiegel kann das ein paar hundert Euro ausmachen, monatlich.

Eine Nachbarin aus dem dritten Stock erhielt jetzt wieder eine Mieterhöhung, die zweite seit 2006. Dabei, beklagt sie sich, werde vorm Haus noch immer gedealt, und liederliche Frauen sprächen fremde Männer an.

Mag sein, aber wir haben so etwas schon länger nicht mehr erlebt. Wenn das systematisch der Fall wäre, könnte man die Wohnlage in der Tat kaum als „gut“ bezeichnen – und die Mieterhöhung auch nicht als gerechtfertigt. Doch wie gesagt: Uns ist so etwas schon lange nicht mehr untergekommen, wenn überhaupt.

Als ich heute aus der Stadt kam, sprach mich vor der Haustür eine alte Frau an. Ihr Haar war als Bubikopf geschnitten und so weiß wie das von Rudi Völler. Ich schätzte sie auf über 70. Sie war hager, ihre Augen schwarz, kugelrund und groß, und sie trug einen beigen Trenchcoat mit Gürtel.

Sie sprach mich an, als ich gerade das Fahrrad an den Mast anschloss. Sie sagte: „Womma ficken?“

In solchen Situationen reagiere ich stets bedrückend konventionell, worüber ich mich im Nachhinein maßlos ärgere. Statt diesen grotesken Antrag recherchierend zu hinterfragen, statt im insistierenden Gespräch herauszufinden, weshalb eine wahrscheinlich aus dem Altenheim ausgebüxte Rentnerin durch die Straßen St. Paulis streunt und (vergleichsweise) junge Männer um Geschlechtsverkehr ersucht, antwortete ich mit verlegenem Lächeln: „Nein, danke.“

Wie langweilig. Wie öde. Wie absehbar.

Sie schaute mich mit erschütternder Traurigkeit an, in ihren Kulleraugen lag tödlicher Ernst. „Ich möch’ gern ma“, sagte sie mit verwaschener Stimme. Und ich wieder, im Weggehen: „Danke, nein, wirklich nicht.“

Als ich die Haustür aufschloss, drehte ich mich noch einmal um. Sie stand vor der verwaisten Kita, die Hände im Trenchcoat, und glotzte stumpf ins Fenster, eine traurige, weißgraue Verkörperung von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Und als ich die Treppen hochstieg zur Wohnung, da dachte ich: Die Nachbarin hat recht. Unsere Wohnlage ist nicht „gut“, sie ist höchstens „normal“.

Das gilt wohl auch für diesen Hauseingang am Hamburger Berg.

06 März 2008

Aller guten Dinge

Bei unseren Freunden S. und F. bricht beim Telefonieren immer wieder die Leitung zusammen. Nachdem jedoch eine Unterhaltung mal 28 Minuten lang pannenlos geklappt hatte, entwickelte die daran beteiligte Mutter von F. eine interessante Theorie.

Es läge nur daran, vermutet sie, dass man 28 Minuten lang nur über gute Dinge geredet habe. Wenn das ein grunsätzliches Kriterium für die Funktionsfähigkeit moderner Technik wäre, müsste mein Blogserver ständig zusammenbrechen, bei all dem Sex ’n’ Drugs ’n’ Rock’n’Roll hier.

Zum Beispiel müsste er, der Blogserver, beim folgenden Zitat sofort den Geist aufgeben, denn es geht darin keineswegs um gute Dinge: „Wenn der Tod an deine Tür klopft“, schreibt Johnny Cash in seiner Autobiografie, „dann greif sofort zur Schrotflinte.“

Große Momente heute Abend auch bei „Kerner“, als Charlotte Roche einer zwanghaft aufmerksam nickenden, aber plötzlich sehr stummen Sylvie van der Vaart erklärte, dass man einen Riss in der Rosettenhaut Analfissur nennt.

Was mich durch blanke Analogassoziation auf den Güllegeruch bringt, der vor einigen Tagen über den Kiez zog, als wären wir hier von frischgedüngten Feldern umgeben und nicht nur vom unmoralischen Schmutz des Rotlichtviertels (Symbolbild). Keine Ahnung, wo das herkam, der Syrer vermutet aus Rissen.

Nach ein paar Tagen verschwanden die Gülleschlieren wieder, aber gute Dinge waren das auch nicht.

Eine Häufung von Merkwürdigkeiten

„Dieser Zigeuner, dieser argentinische Robustling!”, jubilierte Premierereporter Fritz von Thurn und Taxis heute Abend bei der Fußballübertragung und meinte damit einen Spieler des FC Porto, nämlich Lucho Gonzalez.

Ms. Columbo, dadurch von der Lektüre eines journalistischen Fachmagazins aufgeschreckt, merkte sofort feinsinnig an, die Äußerung des entflammten Fritz wäre mit Sicherheit nur halb so stark gewesen, wenn er statt der Zigeuner die Sinti und Roma ins Spiel gebracht hätte.

Völlig richtig. Denn Langeweile ist nun mal der zweite Vorname der political correctness.

Heute war übrigens der Tag der merkwürdigen Spiegel-online-Meldungen. „Kanada: Drei rechte Füße an Küste angespült“ war die merkwürdigste von allen, wobei es die ganze Sache noch viel merkwürdiger macht, dass diese Füße nicht auf einmal, sondern verteilt übers Jahr angespült wurden.

Dann gab es noch einen Text über Horst Hrubeschs Buch übers Angeln. Merkwürdig ist bereits die Information, dass Hrubesch schreiben können soll, noch viel merkwürdiger aber der Name des Artikelautors: nämlich Horst Köder.

Mehr geht nicht, zumindest nicht an einem einzigen Tag.

05 März 2008

Aus dem Hirn eines Irren

Wir flanieren durch den Pennyladen in Ottensen, wo ich damals über Mittag die Schokolade in der Kühltruhe versteckte, doch das wochenaktuelle Angebot ist kreuzerbärmlich.

Ich meine: Wen will Penny mit einem Handrührer für Farbeimer becircen?

„Alle Zeichen stehen auf Frustkauf!“, flucht der Franke. Als ich einwende, Penny sei ja wohl als unmittelbare Ursache für dieses zwar kapitalismusfreundliche, ansonsten aber recht charakterlose Gefühl kaum der richtige Laden, um ihm sofort nachzugeben, reagiert er überraschend.

„Nein!“, ruft er nämlich, „ich muss Penny sofort mit einem Frustkauf bestrafen!“


Diese Logik entspringt unzweifelhaft dem Hirn eines Irren. Gleichwohl setzt der Franke sie sofort in eine Handlung um, und wenige Sekunden später legt er eine Fünferpackung Snickers aufs Kassenband.

Wovon ich später nicht einen einzigen kreuzerbärmlichen Riegel abkriege.


03 März 2008

Wenn Träume wahr werden



Seit Ende der 80er plädiere ich in regelmäßgen Abständen für die Vergesellschaftung von Schirmen und Fahrrädern. Auch in diesem Blog kam das schon vor.

Eine Volksbewegung entstand daraus nicht. Von Zeit zu Zeit wurde mir zwar immer mal wieder mein Fahrrad geklaut. Doch irgendwie ist das nicht dasselbe. Ohne gesetzliche Vergesellschaftungsgrundlage, die es mir legal ermöglichte, ersatzweise ein x-beliebiges Fahrrad einem x-beliebigen Fahrradständer zu entnehmen, funktioniert die Idee einfach nicht.

Immerhin scheint sich bei Schirmen endlich was zu tun. Ein Indiz dafür ist die abgebildete Box, die ich in den Zeisehallen entdeckte. Ein bewegender Anblick für mich. Denn ich spürte: Eine große Idee wird endlich wahr. Sie setzt sich immer durch, auch wenn es bisweilen etwas länger dauert, und selbst wenn ich sie hatte.

Zeichnete nicht schon Leonardo da Vinci Fluggeräte, und Jahrhunderte später kam Airbus? So ähnlich fühlte ich mich beim Anblick dieser Kiste mit sozialisierten Regenschirmen. Fast war ich geneigt, einen Edding zu zücken und versonnen lächelnd „Copyright by Matt“ draufzuschreiben, doch ich hatte keinen dabei.

In der Kiste lagen sogar mehrere Schirme. Wäre es am Regnen und ich nicht mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, hätte ich ein Exemplar an mich genommen – nicht zuletzt, um mir und meiner großen Vision aus den 80ern zu schmeicheln. Doch es regnete nicht, ich radelte schirmlos nach Hause. Und das Rad kettete ich diebstahlerschwerend am Lampenmast an.

Denn die Welt ist noch nicht so weit. Zumindest nicht bei Fahrrädern.

02 März 2008

Mensch meets Möwe

Als wir mittags zum Fischmarkt hinuntergingen, um uns anzuschauen, was die Orkanin Emma mit dem Areal angestellt hatte, sahen wir gleich, dass nichts zu sehen war. Keine Überschwemmung, alles ganz normal. 

Am spektakulärsten war noch der Möwenschwarm, der sich am Ufer über eine illegal entsorgte Kiste Weißbrot hermachte. Enten und Tauben hielten sich missmutig am Rand und zogen lange Gesichter, blieben aber sicherheitshalber in der Nähe; man weiß ja nie. 

Angesichts der wild ums Weißbrot kämpfenden Seevögel fiel mir ein Transparent wieder ein, das wir auf dem Hinweg an einem der neuen Hochhäuser am Bavariagelände gesehen hatten. Es propagierte den peinigenden Slogen: „Mensch meets Möwe“. 

Kann uns vielleicht Fachmann Ramses mal erklären, wie so etwas durch sämtliche Kontrollinstanzen schlüpfen kann? Und was er alternativ von „Texter needs Faust (in his face)“ hält?

01 März 2008

Lesen und lallen


Link: sevenload.com


Tage im Zeichen des Teufels Alkohol. Nehmen wir die gestrige Bloglücke: Dafür hatte ich einen guten Grund – nämlich einen im Tee.

Die entscheidenden Informationen zu dieser Nacht gerieten dennoch ans Licht der Öffentlichkeit, wenn auch an anderen Stellen. Daher kann ich mich direkt dem heutigen Abend zuwenden.


Wir besuchten – wie angekündigt – die Lesung betrunkener Autoren im Indra, wobei es richtiger hätte heißen müssen: Lesung sich allzu gemächlich betrinkender Autoren, denn auch nach über zwei Stunden kamen manche dieser Herrschaften erst auf lachhafte 0,27 Promille – jawohl, Frau Schütz, ich rede von Ihnen!

Ziemlich weit vorne aber war von Anfang an Sven Amtsberg. Dennoch glänzte er mit dem besten ersten Satz des Abends: „Ich lag nackt auf dem Bett und schaute ihr dabei zu, wie sie sich mich schön soff.“

Während der Franke und ich solchen Preziosen adäquaterweise mit Bier huldigten, hielt sich Ms. Columbo an Sprudel. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Conferencier Gunter Gerlach irgendwann sagen würde: „Wer Wasser trinkt, hat etwas zu verbergen.“ Doch selbst als er es gesagt hatte, lächelte sie nur fein und bewahrte all ihre Geheimnisse.

Sven Amtsberg las seine dritte Geschichte von der untenrum dicken Frauke (siehe Clip) mit bereits 2,10 Promille, womit er seine Führungsposition weiter ausbaute. Zwischenergebnisse wie die von Wiebke Lorenz (3,32!) kamen unter irregulären Bedingungen zustande (Schluck Bier im Mund beim Blasen), weshalb sie hier nicht in die Wertung einfließen.

Der Abend endete absehbar: Irgendwann war das Publikum betrunkener als die Autoren, die indes auch schon zu lallen begannen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Indrabierbänke in drei Stunden stiller Arbeit unsere Rücken und Hintern endgültig besiegt.

Also gingen wir; Ms. Columbo tat das am grazilsten, dank Sprudel.