19 Juni 2014

„Was soll ich jetzt machen?“


Während des Englandspiels lautes Wehklagen draußen. Vom Balkon aus sehe ich einen großen muskulösen Mann afrikanischer Herkunft, der mitten auf der Straße steht und weint. 

„Oh nein“, schluchzt er, „mein Hund ist tot! Was soll ich jetzt machen?“ 

Vor ihm liegt sein lebloser Hund, anscheinend überfahren. Es ist erschütternd, diesen Brocken von Mann weinen zu hören. Immer wieder klagt er sein „Oh nein!“ in die Dämmerung, in gebrochenem hohen Ton, den wahrscheinlich noch nie jemand von ihm gehört hat und den er nicht mal selber an sich kennt. Ein anderer Mann steht daneben und telefoniert, wenige Meter weiter warnblinkt sein Unfallwagen.

Zwei Jungs laufen vorbei, auf dem Weg in die Kieznacht. Und als sie unter unserem Balkon vorbeigehen, fangen sie an sich lustig zu machen über den weinenden Mann, der gerade seinen Hund verloren hat.

„,Mein Hund! Mein Hund!’“, äfft der eine mit Kieksstimme den Trauernden nach, „,was soll ich jetzt machen, huhuhu’?“ Sein Kumpel stimmt glucksend ein; sie haben richtig Spaß. Guter Auftakt für eine lange Nacht.

Die Polizei kommt und füllt Formulare aus. Der tote Hund liegt jetzt auf dem Gehweg, er ist ein Versicherungsfall. 

Und der große schwarze weinende Mann weiß noch immer nicht, was er jetzt machen soll.

6 Kommentare:

  1. Schon den bloggenden Nachbarn entdeckt?
    http://blogspotpauli.blogspot.de/2014/06/kleines-drama-traurig-in-st-pauli.html

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  2. Seinen Hund so zu verlieren ist tatsächlich sehr traurig. Und fast noch trauriger finde ich, wie viele junge Menschen drauf sind ...

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  3. Ohh. Das Hundilein. Sehr traurig. Für die Besitzer. Für alle anderen ein Tretminenlasser weniger.

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  4. Tretminenlasser ... hätten wir kein Wasserklosett, würden wir wie die Neandertaler auch überall hink* ...
    Es sei denn, wir hätten jemanden, der unsere Hinterlassenschaften beseitigt. Nicht der Produzent ist das Problem ...

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