11 Januar 2007

Kein Chorizo, aber mehr Trinkgeld

Man könnte ständig bloggen übers heimische Dienstleistungs- und Servicegewerbe und litte dennoch nicht unter Themenmangel.

Gestern etwa war ich mittags im Eisenstein essen, wo sie als Tagespizza eine offerierten, die mit Chorizo, jener pikanten spanischen Wurst, belegt war und mit Manchego überbacken.

Als ich sie erhielt, sah ich keine Chorizo, aber halbgeschmolzene Manchegonester, und darunter wähnte ich die Wurst. Herzhaft haute ich rein. Es schmeckte.

Nach drei Bissen wehte plötzlich flatternd die Bedienung heran und gestand, man habe die Wurst vergessen und füge sie selbstverständlich noch bei. Ich wehrte nachsichtig ab, war ich doch zufrieden mit dem manchegolastigen Fladen. Allerdings akzeptierte ich gern den in Aussicht gestellten kostenlosen Entschädigungsespresso.

Der Grund für die mangelhafte Pizza war übrigens ebenso pikant, wie es die Wurst gewesen wäre: Der Koch, raunte die Bedienung, habe schlicht nicht gewusst, was Chorizo überhaupt sei – und deswegen erst gar nicht versucht, sie aufzulegen.

Das amüsierte mich ziemlich. Immerhin war dieses Pizzamodell doch (von ihm?) in den Adelsstand der Tagesempfehlung erhoben und daher gewiss vielfach geordert worden. Egal: Der Espresso, den mir die Bildungslücke des Kochs einbrachte, war vorzüglich.

Abends musste ich – und jetzt kommt die zweite Servicegeschichte – den gestern angekündigten Gang nach Canossa resp. den Stage Club (Foto) antreten. An der Theke erläuterte ich mein Missgeschick. Ich sei leider nach dem Konzert ebenso gedankenschwer wie -los aus Versehen zechprellerisch verschwunden, und jetzt wolle ich …

„Zwei Weißwein, ein Wasser“, fiel mir der Barkeeper recht barsch ins Wort, „macht 11 Euro 20.“ Offenbar war die ganze Sache durchaus aufgefallen, es hatte unzweifelhaft Ärger und Gezeter geben. Mein Kommen aber befriedete die nur halbwegs beruhigte Lage endgültig.

„Der Bedienung“, fügte der Mann mit schmalem Lächeln an, „haben wir den Kopf nur halb abgerissen.“ Ich schaute mich um, sah die Frau aber nirgends. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich zu einer Aufstockung des Trinkgelds verpflichtet, ich weiß auch nicht, warum.

4 Kommentare:

  1. Tatsächlich werden den Bedienungen oft das Geld der Zechpreller vom Lohn abgezogen. Motto: Selber schuld. 11 Euro 20 ist viel Geld.

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  2. Solche Dönekes wie die Chorizo-Nummer habe ich in dem Laden mehrfach erlebt. Irgendwann stellte ich dann fest, daß meine Geduld mit dieser zu Bayreuth-Preisen agierenden Laienspieltruppe am Ende war und der Spruch “die beste Pizza der Stadt“ a) ganz und gar nicht zutraf und b) auch sonst nicht ausgereicht hätte, mich noch einmal zurückzuholen.
    Faszinierend, daß das Eisenstein immer noch einen recht guten Ruf genießt.

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  3. Im Eisenstein habe ich schon mal geschlagene 90 Minuten auf ein einfaches Pizzabrot mit Knoblauch-Dip gewartet. Kann ja immer mal passieren, dass etwas bei der Bestellung (zumal ich mit einer größeren Gruppe anwesend war) vergessen wird, aber nachdem ich dann 30 Minuten nichts bekommen habe und meine Freunde alle schon mit Essen versorgt waren, habe ich freundlich bei einer Bedienung nachgefragt, aber selbst danach hat es dann noch mal 60 Minuten gedauert, bis ich endlich einen Teller mit Pizzabrot auf meinem Tisch wiederfand. Normalerweise hätte ich den Laden schon weit früher verlassen, aber da alle meine Kumpels mit Essen beschäftigt waren, wäre es wohl auf ein Solo-Unternehmen hinausgelaufen
    ;-)
    Ich habe übrigens keinen Entschädigungs-Espresso erhalten und auch sonst keine Entschuldigung gehört.
    Eine einzige Enttäuschung der Laden

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  4. Haha, die Chorizo-Sache ist echt allzu typisch! Das gleiche gilt zumeist auch für Jalapenos. Alle Pizzabuden dieser Welt schreiben sich mindestens eine Pizza mit dieser ganz bestimmten Sorte Chili-Schoten auf die Karte...
    Aber in ihrer grenzenlosen Ahnungslosigkeit vergessen sämtliche Pizzabäcker dann diese rätselhafte Zutat. Kann man fast drauf wetten!

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